Interview

So blickt eine Armutsbetroffene aus der Region Bremen auf Weihnachten

Eine Frau mit Brille guckt in eine Geldbörse und hält 10 Euro in der Hand.

Weihnachten ohne Geld? Twitter-Userin erzählt aus ihrem Leben

Bild: dpa | Thomas Trutschel/photothek

Wie fühlt sich Weihnachten an, wenn man schon den Rest des Jahres von der Hand in den Mund leben muss? Luffy Lumen berichtet darüber auf Twitter – und könnte ohne Hilfe gar nicht feiern.

In normalen Leben heißt sie eigentlich anders. Sie wohnt in Syke und ihre Familie ist auf Harz IV angewiesen. Unter dem Hashtag #ichbinarmutsbetroffen schreibt sie auf Twitter aus ihrem Leben. Schon einmal hat sie buten un binnen erzählt, wie ihr Leben in Armut aussieht – und wie ihr die Initiativen in dem sozialen Netzwerk helfen, etwas besser zu leben. Wie sie jetzt auf Weihnachten blickt, hat sie Bremen Zwei erzählt.

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Sie haben Ende November ein Lidl-Werbeplakat gepostet mit vielen Leckeren Weihnachtsdelikatessen. Und dazu haben sie dann gepostet: "Immer die Werbung vor der Nase und im Hinterkopf gleich die Stimme: 'Aber nicht für dich.'" Was heißt, Weihnachten für Sie?

Es ist schwierig, wenn man keine Unterstützung hat. Es sind Sorgen: 'Wie mache ich das drum rum? Kann ich dieses Jahr Plätzchen backen? Kann ich meinen Kindern die Geschenke kaufen, die sie möchten? Sind meine Kinder dann außen vor, weil sie nicht so viel bekommen haben, wie die beste Freundin?' Also, es ist mit vielen Sorgen verbunden.

Eine Frau steht vor dem Bremer Parkhotel
Luffy Lumen ist Mutter von zwei Kindern. Ihren richtigen Namen möchte sie nicht nennen. Bild: Privat

Wie haben Sie das denn bisher gemacht?

Bisher war es einfacher. Die Preise waren noch nicht so hoch. Klar konnte man sich nicht alles leisten. Es ist generell schon viel zu wenig Geld da, wenn man auf Sozialhilfe angewiesen ist. Aber dieses Jahr durch die Inflation, wird alles nur noch schwieriger.

In diesem Jahr haben Sie sich Hilfe geholt über Twitter. Wie genau?

Ich bin da ja aktiv. Ich poste da. Und ich habe mir gar nicht aktiv Hilfe geholt, mir wurde das einfach angeboten. Da waren Menschen, die gefragt haben, ob sie unterstützen können. Wir haben ein paar kleine Geschenke für die Kinder bekommen. Dass die auf jeden Fall was haben. Wir haben Unterstützung bekommen, um uns Backzutaten kaufen zu können.

Es ist schon eine Überwindung. Das erste Mal ist ganz schwer, denn man kriegt ja erzählt: "Du musst das allein schaffen. Man bettelt nicht. Das ist schlecht." Es ist ein blödes Gefühl.

Twitter-Userin Luffy Lumen

Wie schwer oder wie leicht fällt Ihnen das, diese Hilfe anzunehmen?

Es ist schon eine Überwindung. Das erste Mal ist ganz schwer, denn man kriegt ja erzählt: "Du musst das allein schaffen. Man bettelt nicht. Das ist schlecht." Es ist ein blödes Gefühl. Aber wenn man dann die Hilfe bekommen hat und sich dann einfach Dinge ermöglichen kann, die sonst nicht möglich wären – das ist schon sehr schön, gerade für die Kinder.

Kennen Sie anderen Leute die Weihnachten aus Verzweiflung vielleicht ganz ausfallen lassen müssen?

Ja definitiv. Ich bin ja mit vielen auf Twitter in Kontakt. Da gibt es viele, die sich einfach gar nichts leisten können. Die dann zuhause Toast mit Ketchup essen, weil kein Geld da ist. Die keine Geschenke haben. Viele haben auch keine sozialen Kontakte mehr. Das ist leider etwas, was mit der Armut sehr oft einhergeht.

Was wüschen Sie sich für diese Menschen?

Ich wünsche mir, dass alle Menschen genug zur Verfügung haben, damit sie würdevoll Leben können. Genug für ausgewogenes Essen bis zum Monatsende. Für Teilhabe am sozialen Leben. Für nötige medizinische Versorgung. Für ordentliche Kleidung.

Wie eine Bremerin versucht, mit 2 Kindern durch die Krise zu kommen

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 23. Dezember 2022, 9:40 Uhr