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Warum die trockene Witterung den Förstern um Bremen gerade hilft

In Niedersachsen herrscht Waldbrandgefahr, auch in Bremen sollten Menschen in der Natur vorsichtig sein. Doch die Witterung macht die Lösung eines Problems einfacher.

Wenn es – wie aktuell – wochenlang kaum regnet, kann ein einziger Funke ganze Waldflächen in Brand setzen. Erst vor wenigen Tagen brachte ein Feuer im Nationalpark Harz den Betrieb der Brockenbahn zum erliegen, die Waldbrandzentrale Lüneburg schlägt Alarm: 2022 hat es in der Region so viele Brände wie seit 20 Jahren im gleichen Zeitraum nicht mehr gegeben. Anders ist die Lage in Wäldern in Bremen-Nord und rund um Bremerhaven. Brände in der Natur spielten hier bislang keine besondere Rolle, so die jeweiligen Feuerwehren.

Ein ähnliches Bild zeichnet Förster Tobias Loewer für sein Revier Holzurburg in der Nähe von Bremerhaven. "Es ist natürlich schon sehr trocken aber die Lage entspannt sich mit Blick auf Brände gerade wieder", sagt Loewer. Der Grund: An Wegesrändern und Lichtungen sprießt jetzt reichlich frisches Gras und überwuchert die extrem trockene Vegetation des Vorjahres.

Die Gefahr für Wald- und Bodenbrände ist im März und April am höchsten. Auch wenn die Temperaturen im Mai und Juni weiter steigen, ist die Gefahr für spontane Feuer wahrscheinlich geringer.

Ein Mann lehnt an einem Baum.
Tobias Loewen, Forstamt Harsefeld

Wasserbedarf der Bäume aktuell "enorm"

Oberflächlich scheint sich die Lage in den Bremer Wäldern derzeit also zu entspannen. Doch wie sieht es in knapp zwei Metern Tiefe aus? Über den Dürremonitor untersucht das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, wie trocken deutsche Böden sind. Die Daten werden täglich aktualisiert und bewerten derzeit ganz Bremerhaven und weite Teile Bremens als unkritisch. Im Süden Bremens nimmt die Trockenheit der Böden zu, große Waldgebiete gibt es hier allerdings nicht.

Karte Dürremonitor außergewöhnliche Dürre extreme Dürre schwere Dürre moderate Dürre ungewöhnliche Dürre
Quelle: UFZ-Dürremonitor/Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung, Stand: 27. April 2022

Auch wenn die Region Bremerhaven in Sachen Bodentrockenheit als unkritisch eingestuft wird, kann Förster Loewen in seinem Revier regelrecht dabei zusehen, wie der Wasserspiegel in Moorböden absinkt – auch wenn das zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich ist. "Der Grund dafür sind die austreibenden Blätter an den Bäumen", sagt Loewen. Der Wasserbedarf sei durch den Austrieb enorm, so der Förster.

Tote Bäume müssen dringend raus aus dem Wald

Weitaus größere Sorgen als die Trockenheit bereiten Loewen die Hinterlassenschaften der vergangenen Februar-Stürme "Ylenia" und "Zeynep". Unzählige entwurzelte Fichten liegen in seinem Revier und könnten mit steigenden Temperaturen eine ideale Brutstätte für Borkenkäfer werden. Um das zu verhindern, müssen sie so schnell wie möglich aus den Wäldern transportiert werden.

Wir sind gerade in einer ziemlich kritischen Situation. Aus diesem Blickwinkel freuen wir uns sogar über die gute Witterung und die trockenen Böden. Mit den Fahrzeugen kommen wir so über die entsprechenden Rückwege ohne Probleme in den Wald hinein, um die Fichten rauszuholen.

Ein Mann lehnt an einem Baum.
Tobias Loewen, Forstamt Harsefeld

Anteil der Baumarten in niedersächsischen Wäldern

Die folgende Grafik zeigt, wie hoch der prozentuale Anteil verschiedener Baumarten in den Wäldern der Landesforsten Niedersachsen ist (Stand März 2021). Direkt um Bremen herum sieht es etwas anders aus, hier gibt es Mischwald und nur wenige, zehn bis zwölf Prozent, Fichten, wie Knut Sierk schätzt.

Verteilung der Bäume in Fläche Nadelbäume Laubbäume Birke, Erle, Pappel Eiche Buche Ahorn, Kirsche, Eiche usw. 3,9% 5,3% 12,5% 22,6% rche Kiefer Fichte Douglasie 4,6% 4,9% 22,6% 23,6%
Quelle: Niedersächsische Landesforsten

Autos nicht wahllos parken

Äste liegen auf trockenem Waldboden
Ein Funken kann genügen, um Totholz oder extrem trockene Vegetation in Brand zu setzen. Bild: dpa | Daniel Vogl

Auch wenn im Land Bremen die Zahl sogenannter Vegetationsbrände bislang nicht aus dem Rahmen gefallen ist, mahnen Polizei und Feuerwehren zur Vorsicht. Wenn Böschungen, Wiesen oder Wälder ungewollt in Flammen aufgehen, ist nicht immer die klassische weggeworfene Zigarette Ursache für den Brand.

"Weniger bekannt ist, dass bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren die Auspuffanlage und hier besonders der Katalysator sehr heiß wird", sagt der Bremerhavener Feuerwehr-Sprecher Michael Ehrholdt. Auf Wiesen und Feldwegen könne so leicht ein Brand entstehen. Weitere Gefahrenquellen sind offene Feuer, heiße Grillkohle, Himmelslaternen oder auch Glasflaschen, die im Sonnenlicht wie ein Brennglas wirken können.

Autorin

  • Angela Weiß
    Angela Weiß Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Mittag, 28. April 2022, 12 Uhr