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Abschied vom Bremer Tatort-Duo: 115 Leichen pflasterten ihren Weg

Heute lösen Inga Lürsen und Nils Stedefreund ihren letzten Fall. Wir blicken zurück auf 18 gemeinsame Dienstjahre und 34 teils ungewöhnliche Ermittlungen.

Bild: Radio Bremen | Christine Schroeder
Fakten zum Tatort Die stillen Stars: 39 Fälle – aber wie viele Leichen? Die Pathologie: ein ganz besonderer Drehort Das Präsidium: mal hier, mal da Die Hitlisten: Viele Leichen – und dabei sexy Die Fernseh-Quoten: weit vorne im Zuschauer-Ranking Die Abschiede: wer noch geht Die Kommissare: von 1997 bis heute Die Stars: prominenter Besuch im Bremer Tatort

1 Die Kommissare: von 1997 bis heute

Seit 1997 ermittelt Sabine Postel als Inga Lürsen im Bremer Tatort, 39 Fälle in 22 Jahren. Seit 2001 ist Oliver Mommsen als Nils Stedefreund an ihrer Seite. Zusammen kommen sie auf 40 Dienstjahre und gehören damit zu den "Tatort"-Ermittlern mit der längsten Bildschirmpräsenz. "In 22 Jahren hat sich Inga natürlich verändert", sagt Sabine Postel, die sich für ihre Rolle zwischendurch mal eine Beziehung wünschte: "Leider haben Ingas Männer immer sehr schnell das Zeitliche segnen müssen. So blieben ihr über die Jahre dann doch nur der Rotwein und Stedefreund als einziger Freund." Und auch der hat sich in 18 Dienstjahren entwickelt, ist erwachsen geworden. "Wir durften Stück für Stück herausfinden, wie Stedefreund tickt. Das ist nach wie vor wie ein Sechser im Lotto", findet Schauspieler Oliver Mommsen.

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2 Die Fernseh-Quoten: weit vorne im Zuschauer-Ranking

Inga Lürsen und Nils Stedefreund vor einem Polizeiwagen.
Welchen Lieblingsfall haben Sabine Postel und Oliver Mommsen? "Brüder!" Bild: Radio Bremen

Ob zwischen Windrädern ("Wer Wind erntet, sät Sturm", 2015), Müllmännern ("Alle meine Jungs", 2014), im Pflegedienst-Milieu ("Im toten Winkel", 2017) oder bei einem mysteriösen Vermisstenfall ("Die Wiederkehr", 2015) – unterschiedlicher hätten die Bremer Fälle kaum sein können. Und doch haben sie eines gemeinsam: Sie gehören zu den quotenstärksten Bremer Fällen – mit rund 28% Marktanteil oder mehr. Und auch sonst sind Stedefreund und Lürsen nicht nur in Bremen beliebt: Sonntags schauen regelmäßig rund 9,4 Millionen Zuschauer die Folgen aus der Hansestadt – nur die Kollegen aus Münster, Köln und Hannover sind laut einer Forsa-Umfrage noch erfolgreicher. Aber auch über zehn Millionen Zuschauer sind für die Bremer keine Seltenheit, so auch im persönlichen Lieblingsfall der Schauspieler Mommsen und Postel: "Brüder" (2014) führt sie tief in die Aktivitäten eines kriminellen Familienclans und ein Netz aus Gewalt und Drohungen.

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3 Die Hitlisten: Viele Leichen – und dabei sexy

Nicht nur die Quote spricht für den Erfolg des Bremer Tatorts, auch in diversen anderen Hitlisten rangieren die Bremer im oberen Bereich. Platz zwei gibt's beispielsweise für Inga Lürsen als weibliche Kommissarin mit den meisten Einsätzen – nur Lena Odenthal aus Ludwigshafen hat mehr Fälle auf ihrem Konto. Mit 25 Leichen in "Der Hundertste Affe" (2016) liegt der Bremer Tatort außerdem auf Platz drei der leichenreichsten Fälle insgesamt. Auf Platz sechs landet "Abschaum" (2004) im Ranking für den beliebtesten Tatort aller Zeiten – bei mittlerweile 1090 Fällen eine Platzierung, die das Bremer Team mehr als bestätigt. Und nicht zu vergessen: Nils Stedefreund, der 2016 bei einer Umfrage sogar Nick Tschiller (Til Schweiger) in den Schatten stellt und sich das Etikett "attraktivster Tatort-Ermittler" einholt.

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4 Die Stars: prominenter Besuch im Bremer Tatort

Ein bisschen Hollywood-Glamour gibt es 2002 für den Bremer Tatort, als James-Bond-Schauspieler Roger Moore höchstpersönlich einen Gastauftritt hat. In "Schatten" gibt er Ermittler Nils Stedefreund – wie sollte es auch anders sein – ein Autogramm beim Sechstagerennen, während Inga Lürsen die beiden von der Tribüne aus beobachtet. Und noch weitere berühmte Kollegen tauchen im Bremer Tatort auf. Kostja Ullmann spielt in "Familienaufstellung" (2009) zusammen mit Elyas M'Barek – und auch im letzten Bremer Lürsen-Stedefreund-Tatort ist er wieder dabei. Weitere Leinwand-Kollegen in den letzten Jahren waren unter anderem Jürgen Prochnow, Maja Maranow, Anna Maria Mühe, Hannes Jaennicke, Dietmar Pfaff und Jeanette Biedermann.

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5 Die stillen Stars: 39 Fälle – aber wie viele Leichen?

Wer glaubt, dass es in jedem Bremer Fall eine Leiche gegeben hat, liegt leider falsch. Kommt beim 600. Jubiläums-Tatort "Scheherazade" (2005) jemand um? Man weiß es nicht genau, aber ein Toter wird zumindest nicht gefunden. Es ist Stedefreund und Lürsens erster und einziger Fall, indem sie nicht in einer direkten, sondern eher spekulativen Mordsache ermitteln. Andere Fälle sind dafür umso leichenreicher. In "Der Hundertste Affe" (2016) gibt es gleich 25 Tote, in "Abschaum" (2004) 15, darunter grausame Ritual-Morde und ein Satanisten-Massaker. Die Brutalität des Falls landet bundesweit in den Schlagzeilen und wird heiß diskutiert. Insgesamt haben es die Bremer Ermittler bis zum letzten Fall mit 115 Leichen zu tun.

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6 Die Pathologie: ein ganz besonderer Drehort

Oliver Mommsen, Sabine Postel und Matthias Brenner als Rechtsmediziner Dr. Katzmann im Radio Bremen Tatort "Blut"
Falsche Leiche - echter Drehort: die Pathologie im Bremer Tatort. Bild: Radio Bremen

Wo bekommen Lürsen und Stedefreund in der Regel die entscheidenden Hinweise, um eine erste Ermittlungsrichtung einzuschlagen? In der Pathologie natürlich! Nicht überraschend also, dass diese in den meisten Bremer Fällen an irgendeiner Stelle im Film auftaucht. Übrigens: Gedreht wurden die Szenen in einer echten Pathologie im Bremer Viertel. Ein wichtiger Drehort war auch immer der Arbeitsplatz der beiden Kommissare. Doch das fiktive Polizeipräsidium hatte in den letzten 22 Jahren immer mal wieder wechselnde Standorte.

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7 Das Präsidium: mal hier, mal da

Das Bundeswehrhochhaus in Bremen
Das Bundeswehrhochaus in Bremen: Im Tatort das "Polizeipräsidium". Bild: Radio Bremen | Heike Kirchner

Viel am Schreibtisch saßen Lürsen und Stedefreund in ihrer Dienstzeit wahrlich nicht, einen Platz dafür brauchten sie aber trotzdem. Zuletzt wurden die Szenen aus dem Polizeipräsidium des Bremer Teams im Bundeswehrhochhaus an der Falkenstraße gedreht. Doch das war nicht immer so. Auch im Kaffee-Quartier und "Auf der Muggenburg" waren mal Dienststellen im Bremer "Tatort".

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8 Die Abschiede: wer noch geht

Helen Reinders (Camilla Renschke) telefoniert.
Camilla Renschke als Helen Reinders, Kommissarin vom Dienst. Bild: Radio Bremen/ ARD Degeto | Manju Sawhney

17 Jahre war Camilla Renschke alt, als sie 1997 die Rolle von Inga Lürsens Tochter im ersten Bremer Tatort spielte. 22 Jahre später hat sich ihr Charakter "Helen Reinders" zur Kommissarin vom Dienst und Vorgesetzten ihrer Mutter gemausert: "Helen hat sich zu einer starken selbstbewussten Frau entwickelt, die auf ihre eigene Art einen Job macht, den in der Vergangenheit meist Männer gemacht haben. Ich finde das stark. Und dass sie die Chefin ihrer Mutter geworden ist, hat mir persönlich großen Spaß gemacht", so Renschke.

Matthias Brenner als Rechtsmediziner Dr. Katzmann im Radio Bremen Tatort "Blut"
Matthias Brenner spielte Rechtsmediziner Dr.Katzmann. Bild: Radio Bremen / ARD Degeto

Ebenfalls ein fester Bestandteil der Bremer Fälle ist der Rechtsmediziner. Ob im blauen Schutzanzug an Ort und Stelle oder im grünen Pathologie-Kittel: Dr. Katzmann untersucht seit 2010 jede Leiche, die Stedefreund und Lürsen finden. Dahinter steckt Schauspieler Matthias Brenner, der sich noch genau an seinen Abschied am Set erinnert: "Ich weiß noch, wir drehten gerade den Fundort der Leiche. Als wir wegen zu starken Windes eine etwas längere Pause hatten, setzten sich Sabine und Oli rechts und links neben mich, nahmen mich in den Arm und bedankten sich für die Zeit mit mir. Es war mein letzter Drehtag!"

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Autorin

  • Charlotte Schumacher
    Charlotte Schumacher-Kölsch

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Vormittag, 4. April 2019, 10:45 Uhr

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