Himmelfahrt ist auch Vatertag – was macht Vatersein heute aus?
Himmelfahrt ist auch Vatertag – was macht Vatersein heute aus?
Gibt es die "neuen" Väter und wenn ja, was ist typisch für sie? Was würden sie vielleicht schon nach wenigen Jahren anders machen? Und was meinen Großväter?
Egal ob auf dem Spielplatz, beim Bagger beobachten an der Baustelle oder vor dem Kita-Eingang – Väter sind überall zusehen. Was geht vor in ihrem Kopf, in ihrem Herz? Zum Vatertag kommen hier Väter und Großväter zu Wort, mit ihren zentralen Ansichten rund ums Vatersein. Bunt, vielfältig und in all ihrer Individualität gleichzeitig beispielhaft.
Das Kind beim Großwerden begleiten und selbst erwachsen werden
Sam ist 32 und hat eine fast dreijährige Tochter. Er hat einen iranischen Pass, in seinem Elternhaus hat seine Mutter die Familie ernährt, sein Vater konnte wegen seiner Knie nicht arbeiten. Was das Vater-sein für Sam bedeutet?
"Also die ganz schönen Momente sind, wenn du siehst, wie sich das Kind entwickelt, viel lernt und du dabei helfen kannst, wie es aufwächst. Wenn es mal ausrastet, reden wir mit ihm. Für mich ist Vater sein der nächste Schritt des Erwachsen-Werdens. Da muss man abends für die Familie da sein und kann nicht mehr wie als junger Mann unterwegs sein."
Seine Frau ist Deutsche, sagt Sam, sie arbeiten beide. Auf die "neuen Väter" angesprochen sagt er zu möglichen Unterschieden: "Ich glaube, wir sind nicht so streng. Wir gehen Sachen leichter an als früher."
Spaßig, aber auch Intensiv – Respekt vor der Care-Arbeit
Christoph, 39, erzählt, dass sich seine Frau und er beides – sowohl den Broterwerb als auch die Care-Arbeit – teilen. Aufgewachsen ist er auf einem landwirtschaftlichen Betrieb mit klassischer, konservativer Rollenverteilung. Vater Ernährer, Mutter Haushalt und Kinder.
Nach rund vier Monaten Elternzeit pro Kind, damit seine Frau wieder anfangen konnte zu arbeiten, resümiert er: "Es hat anders Spaß gemacht als mein Job. Es ist toll, aber auch super intensiv. Seitdem habe ich mehr Respekt für meine Frau, die tendenziell mehr Care-Arbeit übernimmt."
Lastenrad statt Auto

Leo ist 34 und ist mit seinen beiden Söhnen (6 und 4 Jahre alt) im Lastenrad unterwegs. Es hat das Auto ersetzt, auch um den Kindern zu zeigen: Wir wollen was fürs Klima tun, für unsere Welt einstehen.
"Die Elternzeit haben wir bewusst dazu genutzt, einen neuen Alltag aufzubauen. Die Umstellung war enorm, dabei ging es für mich auch durch tiefe Täler, ganz abgesehen vom Schlafmangel. Wir müssen beide arbeiten, um Miete und Essen bezahlen zu können, arbeiten auch gerne. Allerdings muss die Politik mehr für personell gut ausgestattete Kitas tun, dass wir einfach guten Gewissens unsere Kinder abgeben können."
Arbeit lässt wenig Zeit mit den Kindern – früher wie heute
"Eigentlich hat sich am Vater-Sein nichts geändert", sagt Michael, 70, der mit seiner Enkelin im Bremer Bürgerpark unterwegs ist. "Mein Sohn muss genauso arbeiten wie ich, sieht die Kleine dann auch abends für zwei, drei Stunden und eben am Wochenende. Genauso wie bei uns eben auch damals. Und das ist natürlich schade."
Elternzeit nehmen, das sei bei seinem Sohn nicht drin, bedauert Michael weiter. Nach der Zeit, in der er selbst als Ingenieur Elektronik entwickelt hat, offiziell 40 Stunden die Woche, meistens wurden es dann aber doch 50, erzählt er, hilft er jetzt gerne aus, mit Opa-Zeit.
Großväter zwischen Stolz und Wehmut
Peter, 70, ist der Ansicht, er hätte mehr Zeit haben sollen. "Ich habe viel gearbeitet, zu viel. Ich hab meinen Kindern auch vorgelesen und viel mit ihnen gemacht, wenn ich da war. Aber das war punktuell und die Entwicklung habe ich nicht so mitbekommen."

Gerold, 68, war und ist immer gerne Vater, ist heute noch als Opa in die Erziehung seines 16-jährigen Enkels involviert. "Ich war damals bei der Stadt, 40 Jahre Müllabfuhr, und habe mich mit um die Kinder gekümmert. Bin auch morgens aufgestanden, bevor ich zur Arbeit gegangen bin, hab dem Lütschen die Flasche gegeben. Dann konnte meine Frau noch ein bisschen weiterschlafen."
Weniger Dudel-Spielzeug, mehr Zeit zu zweit
Tomasz, 35, sitzt auf einer Spielplatz-Bank, schaut abwechselnd aufs Smartphone und seiner fünfjährigen Tochter beim Spielen zu. Er ist begeisterter Vater, hat auch gerne Windeln gewechselt, "das war was neues für uns", sagt er mit leuchtenden Augen.
"Wir arbeiten beide, meine Frau und ich. Meine Frau hat drei Jahre Elternzeit gemacht. Jetzt aber arbeitet sie wieder normal. Ich habe zwei Monate Pause gemacht, als unsere Tochter ein Jahr alt war. Das war sehr schön, wir waren bei meinen Eltern in Polen."
Im Rückblick hätte er weniger Spielzeug gekauft, Handy und Fernsehen sieht er noch kritischer. Seine Tochter habe einfach zu viel, wo sie drauf drücken kann, was komische Geräusche macht. Dann sei das Kind zwar ruhig, stelle aber auch keine Fragen. "Was das Kind braucht, ist einfach zusammen Zeit zu verbringen," sagt Tomasz.
"Schön, anstrengend, aber schön."
Torben, 33, hat seinen zweijährigen Sohn auf dem Arm, der begeistert mehreren Baggern zuschaut. "Wenig Zeit für alles. Viel Arbeit, gleichzeitig will ich ganz viel Zeit fürs Kind haben. Und dann hat man wenig Zeit für sich und seine Frau, für Freundschaft. Da bleibt ein bisschen was liegen, eigentlich. Aber ich kämpfe drum und dann klappt das irgendwie."
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 28. Mai 2025, 7:40 Uhr