Fragen & Antworten

So ermittelt Bremen, wie gut Kita-Kinder Deutsch sprechen

Eine Frau sitzt zwischen zwei Mädchen und liest aus einem Buch vor.

Jedes zweite Kita-Kind im Land Bremen hat Sprachförderbedarf

Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Immer mehr Kita-Kinder in Bremen benötigen Sprachförderung. Die Deutschkenntnisse schwanken stark von Stadtteil zu Stadtteil – und die Hintergründe dieses Problems sind komplex.

Jedes zweite Kita-Kind in Bremen spricht nicht gut genug Deutsch. Das geht aus einer aktuellen Vorlage der Bremer Bildungsbehörde für die Bildungsdeputation hervor. Doch wie kommt dieses Ergebnis zustande und wie wurde getestet?

Wie werden die Deutschkenntnisse festgestellt?

Das Land Bremen setzt im Jahr vor der Einschulung das Verfahren "Primo" ein. Die Stadt Bremen ergänzt das seit 2022 um eine Einschätzung der aktiven Sprachkompetenzen durch eine Kita-Fachkraft. In Bremen führt das Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen (IQHB) die Tests durch, in Bremerhaven das Schulamt.

"Primo" ist eine Software, die den kindlichen Sprachstand in drei Bereichen untersucht: das Verstehen von konkreten Wörtern (passiver Wortschatz), das Verstehen von abstrakten Begriffen sowie Lautunterscheidung (phonologische Bewusstheit). Die Tests erfolgen an einem Computer oder einem Tablet.

Wer wurde getestet?

Aktuell getestet wurden laut Vorlage Kinder, die zwischen dem 1. Juli 2017 und dem 30. September 2018 geboren sind und im Schuljahr 2024/2025 eingeschult werden. In den Jahren 2020 und 2021 fanden aufgrund der Corona-Pandemie keine Tests statt, da Kitas häufig geschlossen waren. In dieser Zeit wurde der Förderbedarf geschätzt.

An der aktuellen Erhebung haben 6.088 Kinder teilgenommen. Bei 47,9 Prozent der Bremer Kinder und 54,7 Prozent der Kinder in Bremerhaven stellten die Fachkräfte einen Sprachförderbedarf fest. 2019 lag der Bremer Wert noch bei gut 30 Prozent und ist seitdem kontinuierlich gestiegen, der Bremerhavener Wert verlief konstanter.

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Warum steigen die Zahlen?

Soziale und strukturelle Voraussetzungen am Wohnort haben einen großen Einfluss auf die Deutschkompetenzen eines Kindes. Dazu gehören familiäre Probleme. Während der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Kita-Schließungen haben sich die bestehenden Probleme weiter verschärft – die untersuchte Gruppe hat laut Bremer Bildungsbehörde die ganze Laufzeit der Pandemie ab März 2020 mitbekommen. Auch Fluchtbewegungen spielten eine Rolle, sagte eine Sprecherin der Bildungsbehörde.

Was will Bremen gegen diese Entwicklung tun?

Wie die Sprecherin mitteilte, liegt der Schwerpunkt darauf, für jedes Kind einen Kitaplatz zu schaffen. Alle Kinder sollten spätestens ein Jahr vor Einschulung eine Kita besuchen. Deswegen habe die Stadt Bremen 2022 das Kita-Brückenjahr vor der Einschulung eingeführt – für Kinder ab fünf Jahren mit Sprachproblemen ist es verpflichtend. Allerdings setzt sich das Problem in den Grundschulen fort: Von den Bremer Kindern, die 2022 eingeschult wurden, brauchten 40 Prozent Sprachförderung, in Bremerhaven waren es 57 Prozent

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 11. Januar 2024, 21 Uhr