Trotz Kritik: Bremen Vier spielt den neuen Sarah-Connor-Song

Der Song "Vincent" der Delmenhorster Sängerin Sarah Connor ist manchen Radiosendern zu anstößig. Bremen Vier spielt ihn trotzdem – mit einer kleinen Ausnahme.

Sarah Connor mit Mikrofon auf der Bühne.
Die Delmenhorsterin Sarah Connor provoziert mit ihrem neuen Song "Vincent". Bild: dpa | Daniel Bockwoldt

Der neue Sarah-Connor-Song "Vincent", der von einem schwulen Jungen handelt, wird derzeit viel diskutiert. Aus Sicht des Lesben- und Schwulenverbands (LSVD) zeigt dies, wie problematisch der offene Umgang mit Homosexualität noch immer sei. "Sobald es um schwule oder nicht-heterosexuelle Sexualität geht, wird es schwierig", sagt LSVD Sprecher Markus Ulrich.

Im Song "Candy Shop" von Rapper 50 Cent etwa gehe es um eindeutig sexuelle Inhalte – das sei ebenso wenig ein Problem gewesen wie Udo Jürgens, der noch als älterer Mann sang: "17 Jahr', blondes Haar".

Radiosender stört der erste Satz des Liedes

In dem neuen Lied der 38-jährigen Popsängerin Connor geht es um Verwirrung und Schmerz in der Liebe – unter anderem bei einem Jungen, der erkennt, dass er schwul ist. Manche Radiosender stören sich an dem ersten Satz "Vincent kriegt kein' hoch, wenn er an Mädchen denkt" und wollen diesen oder das gesamte Stück deswegen nicht senden. Connor sieht in ihrem Song hingegen einen Gesprächsanstoß.

Auch Radio Bremen sieht dies so. "Bremen Vier spielt ‚Vincent‘ – das ist ein toller Song mit einer wichtigen Botschaft", sagt Helge Haas, Programmchef bei Bremen Vier. Der Sender spiele "Vincent" natürlich in der Originalversion und zu jeder Tageszeit. Eine Ausnahme gibt es aber doch: "In unserer Kindersendung Zebra Vier am Sonntagmorgen läuft er nur nach spezieller Planung, weil die starke Botschaft des Songs sonst ungeplant auf andere Themen treffen kann", sagt Haas.

Entschärfte Version tut es für manche auch

Andere Sender argumentieren hingegen, dass der Song im Original nicht in ein familienorientiertes Programm passt. So bezeichnet Daniel Stupp, Programmkoordinator beim Stuttgarter Hitradio Antenne 1, das Connors-Stück zwar als "das richtige Lied an der richtigen Stelle". Der Sender spielt im Tagesprogramm dennoch eine entschärfte Version.

Für LSVD-Sprecher Markus Ulrich wirkt die Debatte allerdings verkrampft, die Kritik am Wort "Hochkriegen" vorgeschoben.

Das sind Themen, die Jugendliche bewegen, die gehen da viel offener mit um.

Markus Ulrich, LSVD-Sprecher

Das Jugendmagazin "Bravo" habe solche Themen schon vor zwanzig Jahren in der Rubrik Dr. Sommer aufgegriffen. "Da hat auch keiner gesagt, die darf nur an über 18-Jährige verkauft werden", sagte Ulrich.

Der LSVD begrüße, wenn verschiedene Formen von Liebesbeziehungen in der Popkultur gezeigt werden. "Es ist auch gut, wenn sich Sarah Connor als Prominente positioniert", so Ulrich. Im deutschsprachigen Raum gebe es recht wenige Musiker, die explizit die Homo- und Trans-Szene bedienten und zugleich ein breites Publikum erreichten. Die Band Rosenstolz etwa habe das am Ende geschafft, sowie jüngst Helene Fischer und Kerstin Ott mit dem Song "Regenbogenfarben".

Das Interview mit Sarah Connor bei 3nach9

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier läuft, 7. Juni 2019, 14:45 Uhr

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