Was das Queerfilm Festival Bremen dieses Jahr besonders macht

Zwei dunkelhäutige Mädchen liegen sich, Wange an Wange, in den Armen
Eine Szene aus dem Film "Who I am not". Für diesen Film erhält Regisseurin Tünde Skovrán in Bremen eine Auszeichnung. Bild: Queerfilm-Festival Bremen

Heute beginnt das 30. Queerfilm Festival Bremen. Erstmals findet es auch in Bremerhaven statt. Es lockt mit Spielfilmen und Dokus. Drei Besonderheiten des Festivals.

Es war ein dreiköpfiges Team des Bremer Kommunalkinos, das vor 30 Jahren das erste "Lesbisch-Schwule Filmfest Bremen" ins Leben rief. Heute, zum 30. Jubiläum des Festivals, besteht das Organisationsteam aus etwa 30 Leuten. Das "Queerfilm Festival Bremen", wie die Veranstaltung inzwischen heißt, ist über die Jahre ständig gewachsen, wie nicht nur die Größe des Organisationsteams, sondern auch steigende Besucherzahlen belegen. Im vergangenen Jahr verfolgten rund 1.600 Gäste die einstige Nischen-Veranstaltung. Gut möglich, dass es dieses Mal noch mehr werden: Erstmals findet das Festival, das in Bremen am Dienstag mit Kurzfilmen im City 46 beginnt, auch in Bremerhaven statt. Das sollten Sie über das Queerfilm Festival wissen:

1 Schimpfwort ins Positive gewendet

Schon 1996 benannten die Gründerinnen das "Lesbisch-Schwule Filmfestival Bremen" in "Queerfilm Festival Bremen" um. "Queer" war damals ein weitgehend unbekannter Begriff, im englischen Sprachraum sogar ein Schimpfwort. Die Festivalleitung wählte den Namen, um den Begriff neu zu zu prägen: positiv, im Sinne von "vielfältig".

Während das ursprüngliche Veranstaltungsteam in den 1990er Jahren für die Programmgestaltung noch auf Filmtipps angewiesen, wählt das Team heute alle Filme selbst aus. Hierzu sichten sie im Vorfeld mithilfe digitaler Links unzählige Filme. "Dadurch ist es uns möglich, nicht nur in Hinblick auf sexuelle Orientierungen ein vielfältiges Programm anzubieten, sondern auch mit Filmen aus der ganzen Welt", erklärt Malin Baßner aus dem Veranstaltungsteam die Vorgehensweise und fügt hinzu: "Wir zeigen alle Filme in ihren Originalsprachen."

Der damit verbundene Aufwand ist erheblich. So hat das Bremer Team hierzu nahezu alle Filme eigenhändig mit deutschen Untertiteln versehen. Dazu muss man wissen: Das diesjährige Filmprogramm des Festivals setzt sich aus neun Kurzfilmen und 15 Langfilmen zusammen, die meisten davon englischer, andere in spanischer oder französischer Sprache – und alle Mitglieder im Team sind ehrenamtlich tätig.

2 Erstmals in Bremerhaven

In der Stadt Bremen ist es bereits eine Institution. In Bremerhaven findet das Queerfilm Festival dieses Jahr zum ersten Mal statt: von Montag, 30. Oktober, bis Mittwoch, 1. November. Als Veranstaltungsort steht dem fünfköpfigen Bremerhavener Planungsteam, das eng mit jenem Bremens kooperiert, ein Kinosaal im Auswandererhaus zur Verfügung. "Wir haben da etwa 70 Sitzplätze", berichtet Swantje Schäfer aus dem Bremerhavener Team.

Im Wesentlichen übernehme man Programmpunkte des Bremer Festivals. Allerdings gebe es eine Ausnahme. Ausschließlich in Bremerhaven gibt es "Orlando, My Political Biography" zu sehen, am Dienstag, 31. Oktober, um 19 Uhr. Bei diesem zugleich ernsten und komischen Film aus Frankreich handelt es sich um eine Abrechnung mit dem binären System unserer Gesellschaft. Schäfer spricht von einem "Super Film". Die Bremerhavener hoffen, dass sie dieses Jahr rund 150 Gäste zum Queerfilm Festival werden begrüßen dürfen. Sie wollen es in der Seestadt etablieren und künftig möglichst jährlich ausrichten.

3 Neu ist eine Preisverleihung

Als "große Sache für uns" bezeichnet Malin Baßner, dass das Queerfilm Festival Bremen zu seinem Jubiläum dieses Jahr erstmals den "Queer-Scope-Debütfilmpreis" verleiht. Queer-Scope ist der Dachverband der 23 deutschsprachigen Queerfilm-Festivals. Der Preis geht an die Regisseurin Tünde Skovrán für den südafrikanischen Film "Who I am not", der am 26. Oktober in Bremen und am 30. in Bremerhaven zu sehen sein wird. Zur Preisverleihung in Bremen wird die Regisseurin zudem am Donnerstag ab 19 Uhr selbst mit dem Publikum im City 46 sprechen und Fragen beantworten.

Für "Who I am not" hat Skovrán vier Jahre lang zwei intergeschlechtliche Aktivistinnen begleitet. Der Film widmet sich der Frage, weshalb die Gesellschaft so hohen Wert auf eindeutige Geschlechtermerkmale legt. Wie Baßner erklärt, verhilft der Film der intersexuellen Gemeinschaft mit ihren Perspektiven zu einer besseren öffentlichen Wahrnehmung.

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Bild: dpa | Sina Schuldt

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. Oktober 2023, 19:30 Uhr