Bremerhavener Forscher: Wind bläst Mikroplastik über die ganze Erde

  • Plastikpartikel verbreiten sich durch Luft in entlegendste Gebiete der Erde.
  • Zu diesem Ergebnis kommen Forschende des Bremerhavener AWI.
  • Mikroplastik könnte zur Erderwärmung beitragen und die Gesundheit gefährden.

Wind kann Mikro- und Nanoplastik weltweit transportieren und das deutlich schneller als Wasser. Das hat jetzt eine Übersichtsstudie ergeben, an der auch Forschende des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts (AWI) beteiligt waren. Demnach kann Wind die feinen Plastikpartikel innerhalb weniger Tage mehrere tausend Kilometer weit in die entlegensten Gebiete der Erde bringen. Wie sich das Plastik genau in der Luft verhält und verteilt ist laut den Forschenden bisher kaum untersucht worden.

Hinweise, dass Mikro- und Nanoplastik schädlich für die Umwelt sind, mehren sich. Dass neben Gewässern auch die Atmosphäre maßgeblich zur Verbreitung dieser Partikel beiträgt, zeigt die jetzt veröffentlichte Studie. So gelangt das Plastik etwa in die Arktis oder Antarktis. Dort kann das Plastik zur Erwärmung der Meere und einem schnelleren Abschmelzen von Schnee und Eis beitragen.

Mikroplastik in elf von 13 menschlichen Lungen

In die Luft gelangt das Plastik zum einen durch menschliche Aktivitäten. Partikel aus Reifen- und Bremsabrieb vom Straßenverkehr oder von industriellen Abgasen erreichen die Atmosphäre und werden dort mitgetragen. Doch auch über das Meer findet es seinen Weg in die Luft, etwa über Luftblasen. Die Übersichtsstudie zeige, wie wenig bisher über das Thema bekannt sei, so die Forschenden. Man müsse jetzt weiter untersuchen, wie die Verbreitung von Mikroplastik über Wasser- und Windwege zusammenhängt.

Auch für die menschliche Gesundheit ist das Mikro- und Nanoplastik demnach von Bedeutung. In einer kürzlich erschienenen britischen Studie wurde Mikroplastik in elf von 13 Lungen lebender Menschen nachgewiesen. Auch aus diesem Grunde sollte Plastik in Überwachungsprogramme zur Luftqualität einbezogen werden, fordern die Forschenden. Um den Eintrag von Plastik in die Umwelt zu senken, müsste zudem über ein internationales Abkommens schrittweise die Plastikproduktion gesenkt werden.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 10. Mai 2022, 12 Uhr