So reagieren Bremer Pflegekräfte auf den Wegfall der Maskenpflicht

Menschen werfen FFP2-Masken von einem Balkon

So reagieren Bremer Pflegekräfte auf den Wegfall der Maskenpflicht

Bild: Radio Bremen | Fabian Metzner

Beschäftigte in Pflegeheimen, Kliniken und Arztpraxen müssen keine Maske mehr tragen. Kritik kommt von Patientenschützern. Aber wie sehen die Beschäftigten die Situation?

Im Caritas Pflegeheim St. Elisabeth in Bremen-Schwachhausen hat der Tag mit Jubel begonnen – und mit symbolisch weggeworfenen FFP2-Masken. "Für mich persönlich wird es große Freiheit – sehr große Freiheit", sagt Pflegerin Anna Poliakova. Seit Mittwoch muss sie keine Maske mehr tragen während der Arbeit, so wie alle Beschäftigte in Pflegeheimen, Krankenhäuser und Arztpraxen. Auch die täglichen Corona-Tests fallen weg. Damit bleibt nur noch eine Corona-Maßnahme: die Maskenpflicht für Besucherinnen und Besucher von Praxen, Kliniken und Heimen.

Patientenschützer kritisieren den Wegfall

Kritik an dieser Entscheidung kommt von Patientenschützern. Sie sagen, es gehe zu schnell. Mit den Masken würde ein effektiver Schutzschild von alten, pflegebedürftigen und kranken Menschen verloren gehen. Aber wie sehen eigentlich die Beschäftigten die Situation?

Im Altenheim ist es sehr wichtig – gerade für die Bewohner. Denn die machen non-verbale Kommunikation; die lesen vom Gesicht ab.

Pflegerin Anna Poliakova

Seit nun mehr fast drei Jahren gehört die Maske zum Arbeitsalltag dazu. Acht Stunden am Stück wurde sie getragen – und das bei schwerer körperlicher Arbeit. Seit sieben Jahren ist Poliakova Pflegerin. Die vergangenen drei Jahre seien sehr kräftezehrend gewesen. Sowohl physisch, als auch psychisch. Für sie ist dieser Schritt jetzt eine echte Arbeitserleichterung, sagt die Pflegerin.

Für einige kommt Lebensqualität zurück

Es sind vor allem auch die kleinen Dinge, auf die sich die Pflegerinnen und Pfleger freuen, beispielsweise die Bewohner anzulächeln, sich mal wieder zu schminken – oder freies Atmen. "Luft kriegen" sagt, Monika Steinweg-Pieper, "auch mal wieder Gerüche wahrnehmen." Sie ist Hygiene-Beauftrage des Pflegeheims. Für sie komme ein Stück Lebensqualität zurück. "Riechen, schmecken – das hat ja auch was mit Wohlfühlen zu tun."

Das hört sich jetzt vielleicht doof an, aber dass man mal wieder einen Lippenpflegestift drauf machen kann und nicht immer die Pappe vorm Gesicht hat.

Monika Steinweg-Pieper, Hygienebeauftragte im Caritas Pflegeheim St. Elisabeth

Und Steinweg-Pieper freut sich darauf, nach der Arbeit nicht mehr so kaputt zu sein. Denn durch das ständige Tragen der Maske fehle dem Körper Sauerstoff, sagt sie. Das habe man dadurch gemerkt, dass man nach einer Schicht am Ende gewesen sei.

Die Hygienebeauftragte freut sich aber nicht nur für ihre Kollegen, sondern auch für die Bewohner. "Wir durften ja noch nicht mal singen", sagt sie. Statt eines Geburtstagsständchens habe es zuletzt nur einen "Sprechgesang" gegeben. "Vorher haben wir immer nett gesungen – und das kommt jetzt alles wieder. Das hat für mich was mit Lebensqualität zu tun."

Masken machen das Lippenlesen unmöglich

Lebensqualität für die Beschäftigten und auch für die Bewohner. Denn das Arbeiten ohne Maske sei um einiges einfacher, sagt die Altenpflegerin Mariola Matschewski . "Viele haben uns mit der Maske nicht verstanden", sagt sie. Viele ältere hätten Hörprobleme gehabt. "Und dann lesen die auch oft von den Lippen." Mit Masken unmöglich.

Trotz allem wird die Maske – zumindest am Anfang – noch für viele zum Arbeitsalltag dazu gehören. Denn einige Pflegefachkräfte werden sie weiterhin tragen, so wie der Altenpfleger Sebastian Siebrecht. "Ich denke, der Komplettverzicht ist für viele Bevölkerungsgruppen noch gefährlich", sagt er. Vor allem in Pflegeheimen leben viele Menschen aus Risikogruppen.

Es gibt noch genug Menschen, die wirklich immunsupprimiert sind oder sonstige Erkrankungen haben, die auch einen Eigenschutzbedarf haben – und das hier im Haus eine Freiwilligkeit noch vorhanden sein kann.

Altenpfleger Sebastian Siebrecht

Darüber sind sich alle Beschäftigten einig: In bestimmten Situationen wird die Maske aufgesetzt, um sich und andere zu schützen. Allerdings nicht mehr acht oder mehr Stunden durchgängig am Tag.

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Autor

  • Fabian Metzner
    Fabian Metzner

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 1. März 2023, 14:40 Uhr