Weniger Straftaten, mehr Renovierung: Wie sich Lüssum verändert hat

Zwei Männer mähen den Rasen vor einem Haus in Bremen-Lüssum.

Lüssum-Bockhorn ist für viele Anwohnerinnen und Anwohner Heimat

Bild: Radio Bremen

Kriminalität, Armut, Arbeitslosigkeit: Lüssum-Bockhorn war viele Jahre für negative Schlagzeilen bekannt. Aber der Ortsteil hat sich positiv entwickelt.

Es ist Donnerstagnachmittag in Lüssum-Bockhorn. Vier ältere Frauen sitzen zum Kaffee zusammen, Kekse und Schokolade sind schon auf dem Tisch. Sie alle vereint eines: Sie kennen Lüssum in- und auswendig. Teilweise sind sie seit mehr als 60 Jahren hier zu Hause.

Schlechter Ruf ist Schnee von gestern

Die 81-jährige Helga Weigert trifft ihre Freundinnen regelmäßig für Konzerte, zum Spiele spielen oder zum Kaffee trinken. Wer wann wo gebaut hat, wo Gebäude abgerissen werden – das wissen die Vier ganz genau. Sie erzählen auch von Schlägereien und Schießereien. Denn lange hatte der Stadtteil einen schlechten Ruf.

Deshalb reagieren viele Menschen immer noch ungläubig auf den selbst gewählten Wohnort Lüssum der Damen – dabei ist die Lage längst eine andere. Die Atmosphäre sei inzwischen viel besser, sagen die Frauen. Das sei der Gewoba zu verdanken, die hier einige Gebäudekomplexe aufgekauft und renoviert hat.

Weniger Kriminalität als früher

Eine ähnliche Erfahrung hat auch Mouad Galmoussi gemacht. Der Sozialberater spricht von einer 180 Grad-Wendung in Lüssum. Die Menschen haben immer noch Probleme, allerdings geht es mittlerweile um andere Themen als früher.

Wenn die Wohnsituation stimmt, dann ist man psychisch in der Lage, über andere Dinge nachzudenken. Das merkt man bei den Menschen.

Mouad Galmoussi

Auch die Kriminalitätsrate ist in Lüssum rückläufig – und das schon seit 2020, bestätigt die Bremer Polizei. Das liege vor allem an sozialen Einrichtungen.

"Haus der Zukunft" soll Menschen verbinden

In einer dieser Einrichtungen, dem Haus der Zukunft, sind Helga und ihre Freundinnen so etwas wie die Stammgäste. Dieses Haus soll Menschen verschiedener Generationen und Nationalitäten miteinander verbinden. Hier hat auch Ömer Kaya sein Büro. Er ist seit 2022 Quartiermanager in Lüssum.

Zu ihm kommen die Leute, wenn sie Probleme haben, Anschluss suchen oder reden wollen. Kaya spürt die positive Entwicklung ebenfalls deutlich: "Seit der Übernahme der Gewoba ist es so, dass die Menschen sich auf andere Sachen konzentrieren können, nämlich das Ankommen. Der Umgang ist im Quartier ein ganz anderer."

Sozialarbeiter: Weitere Kürzungen wären großer Einschnitt

Es gibt beispielsweise ein Projekt, das Frauen den Einstieg auf dem Arbeitsmarkt erleichtert und sie fördert. Durch Kürzungen bei der Agentur für Arbeit könnten Projekte wie dieses in Zukunft gefährdet sein. Für die weitere Entwicklung des Stadtteils wäre dies ein großer Einschnitt, warnt Kaya.

Für die Zukunft hat Kaya verschiedene Wünsche. So möchte er zum Beispiel auch Jugendlichen den Einstieg in die Arbeitswelt erleichtern. Es gibt nach wie vor Potenzial für Wachstum in Lüssum. Das wichtigste Anliegen des Quartiermanagers ist, möglichst viele Menschen mitzunehmen, egal wer sie sind oder wo sie wohnen.

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Bild: Radio Bremen
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Autorin

  • Marie Roters
    Marie Roters Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 20. September 2024, 14:38 Uhr