Wie geht es der Bremerhavener Lloyd-Werft 2 Jahre nach dem Verkauf?

Ein Schiff liegt in einem Dock.
Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Nach zuletzt turbulenten Jahren mit Ungewissheit, Insolvenz und Verkauf blickt die Lloyd-Werft in eine aussichtsreiche Zukunft. Zum Stand der Traditionswerft.

Der Himmel strahlt blau wie im Bilderbuch, im Dock vor dem Bürogebäude der Lloyd-Werft liegt ein kleineres Expeditionskreuzfahrtschiff, an einigen Stellen bessern Arbeiter mit Farbeimern den strahlend weißen Anstrich aus. Oben auf dem Dach des Gebäudes steht der Geschäftsführer der Lloyd-Werft Friedrich Norden, lässt sich vom Wind durchpusten und zieht Bilanz.

Die Bremerhavener Lloyd-Werft ist nur 30 Jahre jünger als die Stadt Bremerhaven. 1857 wurde sie als Reparaturwerft für die Schiffe des Norddeutschen Lloyd gegründet. Es folgte eine bewegte Geschichte mit einigen Krisen und Insolvenz 2004. Im Januar 2022 musste die Werft erneut Insolvenz beantragen, wurde dann aber von einem Firmenkonsortium übernommen. Wie steht die Werft rund zwei Jahre danach da?

Sehr gut, muss ich sagen, die Docks sind belegt, wir haben Arbeit hier – ich möchte mich zurzeit wirklich nicht beschweren.

Porträt von Friedrich Norden vor der Lloyd-Werft in Bremerhaven.
Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd-Werft

Corona-Krise und arabisches Kaufinteresse

Ein Kran steht vor einem Hafengebiet.
Die Lloyd-Werft im Überseehafen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Noch vor gut zwei Jahren schien die Perspektive für die Werft eher düster. Ihr Mutterkonzern, die asiatische Genting-Gruppe, hatte im Februar 2021 erst die Schließung der Werft zum Jahresende angekündigt und dann im Januar 2022 die Insolvenz beantragt. Genting verdiente sein Geld vor allem im Kreuzfahrtgeschäft, das durch Corona schwer getroffen wurde. Es sei befürchtet worden, dass die Werft verkauft oder aufgelöst wird oder ein Gewerbepark entsteht, so Norden.

Nils Bothen, Betriebsratsvorsitzender auf der Lloyd-Werft, erinnert sich noch gut an diese Zeit. Zwei Interessenten wollten die Werft übernehmen – ein arabischer Investor und die Bremerhavener Rönner-Gruppe für Schiff- und Stahlbau. Sie bekam im März 2022 zusammen mit dem Bremer Bauunternehmen Kurt Zech den Zuschlag. Bothen traute Rönner die Übernahme damals nicht so recht zu. Im ersten Jahr sei es schwierig gewesen, neue Kunden zu gewinnen.

Durch die Übernahme sind wir aber relativ schnell mit der Rönner-Gruppe warm geworden und haben schnell gemerkt: 'Ok, mit denen kann man arbeiten.' Das hat sich bestätigt, wir haben Gewinne gefahren letztes Jahr. Die Werft läuft ganz gut.

Ein Mann steht vor einer Schaustelle und schaut in die Kamera.
Nils Bothen, Betriebsratsvorsitzender der Lloyd-Werft

Lloyd-Werft: Schiffbau weiterhin denkbar

Neue Schiffe baut die Lloyd-Werft derzeit nicht. Doch Norden will für die Zukunft nichts ausschließen. "Dass sich das für uns erledigt hat, das würde ich auf keinen Fall sagen", so der Geschäftsführer. "Weil die Neubauprojekte auch aus allen möglichen Bereichen kommen – also nicht nur unbedingt Kreuzfahrer- oder Yachtbereich."

Derzeit läuft etwa die Ausschreibung für das Nachfolgeschiff des Forschungseisbrechers "Polarstern", der gerade wieder zur Wartung bei der Lloyd-Werft liegt. Und mit einem anderen Vorhaben verbindet die Werft große Hoffnungen: dem Bau von Konverterplattformen für Windenergie-Anlagen in einem Konsortium. Die Energiestationen wären ein Milliardengeschäft.

In Deutschland gibt es nur wenige Bauplätze, wo solche Konverterstationen entstehen können. Die Lloyd-Werft gehört dazu. Wir sind in sehr aussichtsreichen Gesprächen, auch mit Politik, Netzbetreibern und Hochspannungslieferanten und erhoffen uns, dass wir für die eine oder andere Plattform den Zuschlag erhalten werden.

Porträt von Friedrich Norden vor der Lloyd-Werft in Bremerhaven.
Friedrich Norden, Geschäftsführer der Lloyd-Werft

In die Zukunft mit Tunnelteilen und Konverterplattformen?

Er sieht die Werft auf einem guten Weg in die nächsten zehn Jahre, volle Auftragsbücher und Projekte mit viel Potential. Auch Betriebsratschef Bothen hofft auf die Konverterplattformen.

Das ist im Grunde die Zukunft der Werft, muss man sagen. Und ich hoffe, dass wir auch dann die Aufträge bekommen.

Ein Mann steht vor einer Schaustelle und schaut in die Kamera.
Nils Bothen, Betriebsratsvorsitzender der Lloyd-Werft

Heute gehört die Lloyd-Werft anteilig den Unternehmen Rönner und Zech – für das sie Teile des Bremer Wesertunnels fertigt – sowie der Bremer Lürssen-Werft. Es sieht so aus, als könne die Lloyd-Werft das 200-jährige Jubiläum Bremerhavens wohl mitfeiern.  

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Autorin

  • Catharina Spethmann
    Catharina Spethmann

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 22. Mai 2024, 9:15 Uhr