Interview

Was macht Lilo Wanders in einer Operette vom Theater Bremen?

Bremer Theater-Legenden wirken an "Orpheus in der Unterwelt" mit

Bild: Theater Bremen | Jörg Landsberg

Das Theater Bremen inszeniert die 165 Jahre alte Operette "Orpheus in der Unterwelt". Mit auf der Bühne: Lilo Wanders. Wie passt das zusammen?

Es gilt als einer der Klassiker der Operette: "Orpheus in der Unterwelt", komponiert 1858 von Jaques Offenbach. Damals ein gewagtes Stück voller parodistischer Elemente der Pariser Gesellschaft – mitten in einem Szenario aus der griechischen Mythologie. Die Aufführung in Bremen bietet bereits durch die Besetzung Gesprächspotenzial: Lilo Wanders, die als Kunstfigur und Moderatorin seit den 1990er Jahren rund um die Themen Sex, Liebe und Partnerschaft bekannt wurde. Wir haben mit ihr vor der Premiere gesprochen.

Zuallererst: Was machen Sie auf der Bühne bei "Orpheus in der Unterwelt"?

Ich spiele die Göttermutter Juno, die genervt ist von den ewigen Lügen ihres Mannes Jupiter über seine Affären. Sie will Offenheit in der Beziehung. Singen werde ich auch, aber nur kleine Partien innerhalb des großen Ganzen.

Operette gehört aber eigentlich nicht zu Ihren Tätigkeiten, oder?

Ich habe in mehreren Musicals gespielt, aber die Operette ist schon ein neues Genre für mich. Und genau das reizt mich! Im 3. Reich und in der Nachkriegszeit wurde die ursprünglich subversive Operette mit Zuckerguss umgeben und harmlos. Es ist spannend, dabei zu sein, wie dieses Bühnenformat modern aufgestellt wird.

Können Sie mehr über das Stück erzählen und wie die Zusammenarbeit zustande kam?

Der Regisseur Frank Hilbrich hat mich per Mail angefragt, sicher in Absprache mit dem Theater, und ich fand seine Ideen spannend. Es geht ja um Orpheus und Eurydike, deren Ehe am Ende ist. Beide haben Affären; Eurydike mit Pluto, dem Herrn der Unterwelt, der sie in sein Totenreich mitnimmt. Orpheus ist nicht böse darüber, fügt sich aber der öffentlichen Meinung, die ihn dazu treibt, seine Frau zurückzuholen. Das ist im Kern sehr vorgestrig. Ich bin in der Rolle der Juno zwar die Hüterin der Ehe, steh aber auch für Freiheitlichkeit, Selbstbestimmung und Emanzipation.

Sie nehmen das Theater Bremen beispielsweise bei der Inszenierung also als besonders modern und innovativ wahr?

Tatsächlich ja, obwohl ich bisher nur wenige andere Stücke gesehen habe.

Wie passt die Göttermutter Juno denn zu Lilo Wanders?

Ich bin immer auf der Seite der Frauen, in einem doppelten Sinn. Insofern passt Juno in ihrem Bestreben nach Wahrhaftigkeit genau zu meinen eigenen Ambitionen.

Wie würden Sie "Orpheus in der Unterwelt" in Ihren Worten zusammenfassen?

Soll eine Frau immer ihrem Mann hinterherdackeln?

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Oktober 2023, 19:30 Uhr