Kidical Mass: Bunte Fahrraddemo für mehr Verkehrssicherheit in Bremen

Kinder-Fahrrad-Demo unter dem Motto "Kidical Mass" in Bremen
Mit der Kinder-Demo Kidical Mass wird für mehr Verkehrssicherheit auf Bremer Straßen demonstriert. Bild: Lukas Klose (Archivbild)

"Die Straßen sind für alle da!" Dafür wollen in Bremen rund 300 kleine und große Teilnehmer als Kidical Mass für kindgerechteren Verkehr demonstrieren.

Sie fordern sichere Schulwege und machen sich für selbstständige Mobilität stark: Kidical Mass ist ein breites Bündnis, zu dem unter anderem Verkehrs-NGOs, der ADFC, aber auch Greenpeace und das Deutsche Kinderhilfswerk gehören. Gemeinsam machen sie sich für kinderfreundlichen und kindgerechten Straßenverkehr stark.

An 440 Orten finden an diesem Wochenende bundes- und weltweit Fahrraddemos und Aktionen statt. Das solle auch eine Erinnerung an die Politik sein, heißt es von den Veranstaltern. Denn im Koalitionsvertrag der Ampelregierung wurde eine Aktualisierung des Straßenverkehrsgesetzes vereinbart. Noch lasse diese Novelle aber auf sich warten. Frauke Maack vom ADFC Bremen erzählt im Gespräch mit buten un binnen, was für die Kidical Mass an diesem Wochenende in Bremen geplant ist.

Radfahrende demonstrieren in Bremen für mehr Sicherheit auf den Straßen
In Bremen nahmen beteiligten sich viele Kinder und ihre Eltern an der Aktion. Bild: Radio Bremen

Was ist die Kidical Mass und wie unterscheidet sie sich von der Veranstaltung Critical Mass?

Es ist sozusagen eine Demo für Kinder mit ihren Eltern. Sie fordern Straßen für Kinder, damit diese als kleinste oder als vulnerable Gruppe die Möglichkeit haben, sich selbstständig im Verkehr zu bewegen. Das ist eigentlich das Wichtigste. Kidical Mass ist mittlerweile eine weltweite Organisation.

Im großen Unterschied zur Critical Mass werden wir als Demonstration angemeldet – weil mit Kindern auf der Straße gefahren wird und wegen der Sicherheit der Jungen und Mädchen. Das ist einer der größten Unterschiede. Eine Critical Mass ist eine spontane Radtour durch die Stadt mit möglichst so vielen Teilnehmern, dass man im Verbund fahren kann. Und eben mit der Möglichkeit, dass nicht anzumelden als Demo, weil es einfach eine gemeinsame Radtour ist. Die Kidical Mass ist als Fahrradkorso-Demo angemeldet.

Was ist dieses Wochenende zu Kidical Mass in Bremen geplant?

Wir haben uns dieses Jahr für eine kurze Route entschieden, die letzten Jahre war die Strecke länger. Wir haben gehofft, dass es schönes Wetter geben wird und dass auch wieder Laufrad-Kinder dabei sein werden. Die sind immer etwas langsamer, deshalb ist die Route relativ kurz.

Wir versuchen immer, dass die etwas größeren Kinder vorne einen kleinen Block bilden, damit die Kinder alleine fahren können.

Frauke Maack vom Bremer ADFC

Wir starten um 11 Uhr am Weserstadion, dann geht es den Osterdeich entlang. Und als Highlight – weil Kinder da sonst nicht durchfahren dürfen – geht es durch den Tunnel Am Tiefer auf die Martinistraße und über die Langenstraße zum Marktplatz. Wir fahren durch die Langenstraße, weil da keine Straßenbahnschienen und nur abgeschliffenes Kopfsteinpflaster ist.

Auf einem Schild steht "Mehr Platz fürs Rad"
Die Demo Kidical Mass fand auch in Bremen statt. Bild: Radio Bremen

Was soll mit der Kidical Mass erreicht werden?

Vorrangig war immer die Forderung: Sichere Straßen für alle. Es ist aber so, dass im letzten Jahr eine Petition vom Gesamtbündnis gestartet wurde, die heißt "Uns gehört die Straße – Wir fordern ein kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht". Das ist eine große Forderung des ADFC, aber auch von vielen Bündnissen. Die Petition wurde in Bremerhaven auch an Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) übergeben.

Unter diesem Motto findet auch diese Kidical Mass statt und so lange sich nichts geändert hat, wird sie immer unter dem Motto stattfinden. In Bremen wollen wir eine Woche vor der Wahl noch einmal darauf aufmerksam machen, dass sich etwas ändern muss.

Hat sich trotz Kidical Mass noch nichts verändert oder gab es zumindest kleine Erfolge?

In einigen Städten werden jetzt zum Beispiel Schulstraßen, also Zonen ohne Autoverkehr, vor Schulen ausprobiert. Vor Schulen ist dann nicht nur Tempo 30, sondern die Straße ist tatsächlich während der Abhol- und Bringzeit komplett für den Durchgangsverkehr gesperrt, um Eltern-Taxis entgegenzuwirken. Da ist in einigen Straßen etwas passiert. Und vom Städtebund gibt es mittlerweile auch die Forderung von Tempo 30 innerorts.

Es gibt immer kleine Veränderungen. Ich denke, in Bremen merken wir das zum Teil nicht ganz so stark, weil es hier natürlich schon Fahrradstraßen, Fahrrad-Premiumrouten und ein Fahrradmodellquartier gibt. In anderen Städten hat man mit einem anderen Stand angefangen. Aber natürlich gibt es auch hier die Forderung, dass die Schulwege sicherer werden. Da passiert schon etwas, aber die größte Forderung, sich jetzt ans Straßenverkehrsgesetz zu machen und das zu ändern, die ist in dem Sinne noch nicht erfüllt.

Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Mai 2023, 19.30 Uhr