Interview

Wie sich Bremer Muslime auf den Monat Ramadan vorbereitet haben

Eine muslimische Frau mit einem Khimar steht in der Kölner Moschee und blickts nach oben.
Bild: Imago / Future Image

Nach dem Radschab und dem Schaban sind Muslime in den dritten gesegneten Monat – den Ramadan – gestartet. Damit beginnt für sie eine Zeit des Fastens.

In Bremen leben etwa 40.000 Muslime, das sind sechs Prozent der Gesamtbevölkerung – und viele von ihnen starten in den Fastenmonat Ramadan. Es ist der dritte der gesegneten Monate im Islam, vorher liegen der Radschab und der Schaban. Dort bereiten sich Muslime unter anderem auf das Fasten vor, das bis zum Abend des 9. April geht. Bilal Y. Güney aus der muslimischen Religionsgemeinschaft Bremen, der Schura, erklärt, welche Traditionen die drei gesegneten Monate prägen.

Herr Güney, wie ist der islamische Kalender aufgebaut, welche Tage und Monate sind besonders wichtig?

Der islamische Kalender ist ein Mondkalender. Ein Jahr besteht aus zwölf Monaten und 354 bis 355 Tagen. Die Monate sind Mondmonate mit einer Dauer von 30 oder 29 Tagen. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Auswanderung (die Hidschra) des Propheten Muhammed von Mekka nach Medina. Die besonderen Monate sind die drei gesegneten Monate Radschab, Schaban und Ramadan. Auch der Wallfahrtsmonat Dhū l-ḥiddscha hat besonders große religiöse Bedeutung.

Wie verbringen Bremer Muslime die religiösen Monate und Tage?

An Monaten, Tagen oder Nächten mit religiösem Hintergrund gedenken Muslime bedeutender Ereignisse und bringen ihre Dankbarkeit für die Gaben Allahs zum Ausdruck. An diesen Tagen werden Werte wie Liebe und Mitgefühl gelebt.

Die Tage stehen für Versöhnung und Vergebung, für die Stärkung des sozialen Miteinanders und die Verantwortung für die Mitmenschen. Familien, Freunde und Bekannte werden gegenseitig besucht und beschenkt.

Die Kuppel einer Muslimischen Moschee mit einem goldenen Mond auf der Spitze
In den heiligen Nächten und Monaten werden in der Gemeinde zahlreiche Rituale durchgeführt. Bild: dpa

Was ist die Besonderheit der Monate Radschab, Shaban und Ramadan im Gegensatz zu den anderen Monaten?

Die Monate Radschab, Schaban und Ramadan gelten als segensreich und erlauben den Muslimen, sich stärker auf ihren Glauben zu konzentrieren. In den gesegneten Monaten stärken Muslime ihre Persönlichkeit und Entwicklung. Gerade in diesen Monaten, Tagen und Nächten wird stärker darauf geachtet, Buße zu tun, sich mit unseren Geschwistern zu versöhnen, die rituellen Gebete zu verrichten, zu fasten, zu spenden, den Koran zu lesen und mit Bittgebeten Allah um Hilfe zu bitten.

Eine große Menschenmenge von Muslimen betet auf ihrer Pilgefahrt in Mekka
Die Pilgerreise (Hadsch) ist ein Symbol für die Gleichheit vor Gott. Bild: dpa

Wie bereiten sich Muslime auf den Monat Ramadan vor?

Die Muslime bereiten sich körperlich und spirituell auf den Monat vor. In der muslimischen Gesellschaft wird diese Zeit als Höhepunkt der Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft und Toleranz geehrt. Der Monat Ramadan steht ganz im Zeichen der inneren Einkehr und des sozialen Engagements. Die Gläubigen entrichten die Almosen (die Zakat) und unterstützen Bedürftige.

Zum gemeinsamen Iftar (Fastenbrechen) besuchen sich viele gegenseitig. In der muslimischen Gesellschaft wird zum Iftar-Mahl und Sahurmahl (Vorbereitungsessen für das Fasten) eingekauft, Essen aus verschiedenen Traditionen werden vorbereitet, zu Hause wird eine Grundreinigung durchgeführt und es wird mit Lichtern und Dekoration geschmückt.

Ein Imam hält einen Koran in den Händen.
Die Koranrezitation in der Gemeinde ist bedeutend in der Zeit des Ramadan. Bild: dpa | Hauke-Christian Dittrich

Gibt es spezielle Rituale, die Muslime vollziehen?

In den heiligen Nächten und Monaten werden in der Gemeinde, aber auch zu Hause mit der Familie, zahlreiche Rituale durchgeführt. Einige Beispiele sind das gemeinsame Beten am Freitag in der Moschee, das Fasten im Ramadan, die Spenden (Zakat), die Pilgerreise (Hadsch), das gemeinsame Gedenken des Propheten, das Zusammenkommen und Beteiligen an Infoabenden von Gelehrten (Imamen) in der Moschee, sowie ein gemeinsames Iftar-Mahl in der Gemeinde oder die gemeinsame Koranrezitation in der Gemeinde.

Im Zuge der intensiven Beschäftigung mit dem Koran, bewusst verrichteter Gottesdienste und der Disziplinierung des Egos schärft der Ramadan das "innere Auge" für das Wesentliche

Bilal Y. Güney, Schura Bremen

Welche Bedeutung steckt jeweils hinter den Ritualen? 

Jedes Ritual lehrt, fördert und motiviert jeden Gläubigen, den inneren Frieden mit sich selbst zu finden, den Frieden mit Gott zu erreichen und somit den Frieden mit der ganzen Schöpfung zu erzielen. Das Beten ist ein Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber seinem Schöpfer. Das Fasten lehrt uns Selbstdisziplin und körperlich und seelisch zu spüren, wie es den armen Menschen geht. Und somit die Pflicht der Almosen (Zakat) für die Bedürftigen zu erfüllen.

Die Pilgerreise (die Hadsch) ist ein Symbol für jeden Gläubigen, der sich auf den Weg macht und lernt, dass es keinen Unterschied zwischen den Menschen gibt – egal welcher Herkunft. Denn alle sind vor Gott gleich und haben dasselbe Ziel: Durch Rituale vor Ort den Segen Allahs zu erreichen.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 11. März 2024, 19:30 Uhr