Iglu-Studie: Jeder 4. Viertklässler kann nicht richtig lesen

Ein Junge steht im Deutschunterricht vor einem Flipchart zum Thema Verben.

Iglu-Studie: Jeder 4. Viertklässler kann nicht richtig lesen

Bild: dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Im internationalen Vergleich landet Deutschland im Mittelfeld. In Bremen haben sich zwei Grundschulen an der Untersuchung beteiligt.

Jeder vierte Viertklässler in Deutschland kann einer Studie zufolge nicht richtig lesen. Wie aus der am Dienstag in Berlin vorgestellten internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu) hervorgeht, erreichen 25 Prozent der Kinder in dieser Altersstufe nicht das Mindestniveau beim Textverständnis, das für die Anforderungen im weiteren Verlauf der Schulzeit nötig wäre.

In Bremen haben sich zwei Grundschulen an der Untersuchung beteiligt. "Lesen können ist eine grundlegende Kompetenz, die alle Kinder brauchen. Mehr Erwachsene mit Zeit zur Förderung der Kinder sind der Schlüssel zum Erfolg – möglichst schon im Elternhaus, aber auf alle Fälle in der Schule", sagte Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp (SPD).

Wir brauchen an den Grundschulen eine Zweitkraft in allen Klassen.

Bremens Bildungssenatorin Sascha Aulepp

Der Anteil der betroffenen Schülerinnen und Schüler mit großen Leseschwierigkeiten ist nach Einschätzung der Studienautoren inzwischen "alarmierend hoch". Bei der letzten Iglu-Erhebung, die Ende 2017 veröffentlicht wurde, lag er noch bei bereits hohen 19 Prozent. Die betroffene Gruppe werde in ihrer weiteren Schullaufbahn "erhebliche Schwierigkeiten in fast allen Schulfächern haben", sofern sie den Rückstand nicht aufholen könne. Die Studie zeigt außerdem: International schneiden Grundschüler in Deutschland bei der Lesekompetenz schlechter ab als Gleichaltrige in vielen anderen Ländern.

Deutschland landet im Mittelfeld

Die Autorinnen und Autoren stellen der deutschen Bildungspolitik ein schlechtes Zeugnis aus: Die von der Kultusministerkonferenz (KMK) vor mehr als 20 Jahren im Zuge des sogenannten Pisa-Schocks formulierten Ziele für die Weiterentwicklung der Bildung in Deutschland seien an vielen Stellen verfehlt worden.

Die aktuelle Erhebung stammt von 2021. Mitgemacht hatten rund 4.600 Schüler aus 252 vierten Klassen in Deutschland. International nahmen rund 400.000 Schüler aus 65 Staaten und Regionen teil. Den Spitzenplatz belegt Singapur mit 587, ganz hinten steht Südafrika mit 288 Punkten. Die Viertklässler in Deutschland landen mit 524 Punkten im internationalen Lese-Vergleich im Mittelfeld, etwa im EU- und OECD-Schnitt. Länder wie Spanien, Frankreich oder Belgien schneiden schlechter ab. Weit besser als in Deutschland sind die Lese-Leistungen dagegen zum Beispiel in England oder Polen.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 16. Mai 2023, 15 Uhr