Interview

Bremens IG-Metall-Chef warnt: Autobranche droht Fachkräftemangel

IG-Metall: "Arbeiter in der Autobranche müssen sich weiterentwickeln"

Bild: Radio Bremen

Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG Metall Bremen, appelliert an Mitarbeiter der Autobranche, sich weiter zu qualifizieren. Die Situation werde sich verschärfen.

Die rund 17.000 Beschäftigten der Bremer Automobilbranche müssen sich immer wieder auf neue Veränderungen einstellen. Neue Antriebstechniken erfordern ständig neues Know-how. Die Mitarbeiter sind hier auch selbst gefragt, sich weiterzubilden, sagt Volker Stahmann, Geschäftsführer der IG-Metall-Bremen.

Herr Stahmann, der Prozess der Weiterbildung ist noch nicht in allen Unternehmen so weit. Woran liegt das? Bremsen die Beschäftigten zum Teil den Prozess aus?

Zum Teil würde ich sagen ja. Es ist nicht jeder, der in den Betrieben arbeitet, qualifikationsaffin. Aber teilweise ist es eben auch so, dass die Unternehmen, also gerade kleinere Betriebe, sich darüber keine Gedanken machen oder auch oder gar keine Zeit dafür haben – vermeintlich.

Sie sagen "die sind nicht alle qualifikationsaffin". Aber müsste es nicht auch ein Ansporn sein, weil dieses Berufsbild ja noch mit viel mehr Kompetenz aufgeladen wird?

Es ist existenziell für die Beschäftigten, weil wir haben ja zwei Entwicklungen in den Betrieben. Zum einen ändern sich die Produkte, zum anderen ändert sich die Produktion. Es wird alles digitalisiert, es wird sich alles verändern. Insofern gibt es einen Zwang zur Weiterbildung, auch für die Beschäftigen

Keine leichte Situation natürlich, auch je nach Alter ist man mehr oder weniger bereit, sich darauf einzustellen. Wie können Sie denn seitens der Gewerkschaft da unterstützen?

Wir können erst einmal dafür werben, ganz klar, in den Betrieben, mit den Betriebsräten, dass Qualifizierung wichtig ist, dass das sozusagen zukunftsweisend ist. Und dass das nicht etwas ist, was erst in 10, 15 Jahren umgesetzt wird, sondern alle Altersgruppen, also auch die geburtenstarken Jahrgänge, müssen sich jetzt qualifizieren, weil wir ganz einfach mit der E-Mobilität, das ist ja das einfachste Beispiel, querbeet Veränderungen haben. Und zwar sowohl in der Produktion hier im Bremer Werk als auch im Handwerk.

Sie können dafür werben in den Betrieben. Können Sie auch ganz konkret unterstützen?

Wir haben ja in vielen Betrieben schon Tarifverträge abgeschlossen für Qualifizierung. Und die Betriebsräte sind da auch dran, weil sich die Produktion natürlich immer ändert, machen die auch eine Anpassungsqualifikation. Da muss man schon auch ein bisschen forscher rangehen.

Sind Tarife das Einzige, was die Arbeitnehmenden motivieren könnte, diese Weiterbildung auch zu machen und anzunehmen, oder was braucht es dafür noch?

Es gibt natürlich Perspektiven durch neue Qualifikationen. Also es entstehen ja neue Arbeitsplätze. Es gibt sozusagen Perspektiven. Die, die das wollen und die sich weiterqualifizieren, die kriegen natürlich auch Aufstiegschancen. Und das macht natürlich auch einen Teil der Qualifikation aus.

Noch kurz zum Schluss: Herr Stahmann, befürchten Sie, dass wir noch einen stärkeren Fachkräftemangel kriegen in der Autobranche, weil dieser Prozess der Weiterbildung nicht schnell genug vorangeht?

Ja, wir haben ja schon einen riesigen Facharbeitermangel. Und der wird sich verstärken. Es ist sozusagen die Frage von qualifizierten Facharbeitern, also Ausbildungsfrage, aber eben auch Weiterbildungsfrage. Wenn Sie mich fragen: Ja, es wird in den nächsten zehn Jahren einen erheblichen Mangel geben.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 13. November 2022, 19:30 Uhr