Interview

Wo in Bremen Angehörige von Erdbebenopfern Hilfe finden

Sozialarbeiterin diskutiert mit Schülerinnen einer achten Klasse

Das Rebutz: Psychologische Beratung für Angehörige von Erdbebenopfern

Bild: Imago | Busse

Auch in Bremen leben Menschen, die Angehörige in den Erdbebengebieten in der Türkei und Syrien verloren haben. Ob Kindern, Eltern oder Bekannten, das "Rebuz" bietet Hilfe an.

Gerade für Kinder und Jugendliche ist es wohl unfassbar schwierig, mit Verlusten umzugehen. Für sie gibt es in Bremen eine Ansprechstelle in solchen Fällen. Das regionale Beratungs- und Unterstützungszentrum – kurz Rebuz. Nicht nur Kindern, sondern auch anderen Angehörigen will das Rebuz helfen, wie die Leiterin des Rebuz Nord, Claudia Ludwigshausen, Bremen Zwei erzählt hat.

Frau Ludwigshausen, das Rebuz ist in vier Bremer Stadtteilen vertreten. Welche Hilfe bietet es in diesem konkreten Fall?

In diesem konkreten Fall gehen und wenden wir uns direkt an die Schulen, wir nutzen die Sprechstunden, die wir dort regelmäßig abhalten und sprechen mit den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern und den Schulleitungen über den Bedarf. Denn es sind ja nicht nur Schülerinnen und Schüler und Eltern die betroffen sind, sondern auch Kolleginnen und Kollegen an den Schulen. Wir hatten zum Beispiel eine Klassenkonferenz und mitten in dieser Konferenz brach eine Mutter weinend zusammen, und es stellte sich heraus, dass sie unmittelbar zuvor erfahren hat, dass sie eine Angehörige verloren hat. Dann nehmen wir das Gespräch auf. Wir haben Psychologinnen und Psychologen in unseren Beratungseinrichtungen. Wir sortieren und gucken, welche Unterstützungsbedarfe sind nötig.

Wie groß ist denn der Beratungsbedarf?

Den gibt es nur vereinzelt. Unsere Einschätzung ist, dass die Familien sich immer noch sortieren und dass die Schulen, auch so gut wie möglich natürlich, versuchen erst mal die Bedarfe vor Ort zu klären und mit eigenen Bordmitteln zu regeln. Wir sind ja eine Einrichtung, die erst in zweiter Reihe steht.

Mehrere Menschen sind auf einer Straße versammelt
Bild: dpa | AA | Mehmet Taha Mazi

Ich kann mir vorstellen, dass es für Jugendliche, geschweige denn für ein Kind schwierig ist, sich überhaupt an Sie zu wenden. Wäre es nicht besser, in die Klassen zu gehen und konkrete Hilfe anzubieten, als zu warten, dass jemand irgendwo hinkommt?

Die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter oder die SUB-Leitung sind unser Bindeglied. Und die haben ja eine ganz andere Bindung und Kontakt zu den Kindern, als wenn jetzt Außenstehende reinkommen. Und die bieten und stellen unser Beratungsangebot vor. Und wenn da Bedarf ist, dann sind wir natürlich vor Ort. Wir sind flexibel und es wird geguckt, ob die Kolleginnen und Kollegen, oder die Kinder, die Eltern, zu uns kommen möchten, oder ob wir in die Schule kommen sollen. Je nach Bedarf wird das Ziel gruppenspezifisch dann auch ausgerichtet.

Müssen die Lehrkräfte und Schulleitungen auch sensibilisiert werden?

Das werden sie. Das tun sie. Es gab eine große Konferenz, eine Videokonferenz, in der die Schulleitungen darauf vorbereitet wurden. Und da ist auch unser Beratungsangebot vorgestellt worden. Doch die Schulleitungen sind sensibilisiert. Und wir sind in einem guten Kontakt. Und wie gesagt, unsere Kolleginnen und Kollegen fragen zurzeit persönlich an den Schulen die Bedarfe ab und stellen unsere Angebote noch mal vor. Wir haben nun gerade im letzten Jahr auch vier große Fachtagen zu dem Thema Trauma gehabt, sodass die Schulen eigentlich gut aufgestellt sind, sag ich mal, für die ersten Schritte, wenn vermutet wird, dass ein Kind belastet ist – was zu tun ist.  

Rechnen Sie jetzt in den kommenden Tagen mit, sagen wir mal, mehr Inanspruchnahme der Hilfe?

Das ist immer schwierig zu sagen. So wie die Lage sich darstellt ist ja furchtbar, wenn man die Zahlen hört. Ich hoffe, dass die Kolleginnen und Kollegen, dass Eltern, dass Schüler den Weg zu uns finden und das Beratungsangebot annehmen, beziehungsweise wir in konkreten Fällen auch vor Ort in den Schulen unterstützen können.

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Autor

  • Reza Vafa
    Reza Vafa Moderator

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 17. Februar 2023, 10:10 Uhr