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Nach Krisengipfel: Was sich an der Bezahlung von Hausärzten ändert

Patientenandrang am Empfang einer Arztpraxis (Symbolbild)

Was der Hausärzteverband Bremen von Lauterbach fordert

Bild: dpa | Klaus Rose

Der Gesundheitsminister will die Bezahlung von Hausärzten neu regeln. Was sich für Ärzte und Patienten ändert, erklärt der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will noch im Januar einen Gesetzentwurf vorlegen, um die bisherigen Honorarobergrenzen für Hausärzte aufzuheben. Zudem werde mit Vorhaltepauschalen für bestimmte Praxen eine neue Art der Vergütung eingeführt. Lauterbach hofft auf eine bessere Versorgung, räumte aber ein, dass die Reform auch mit Mehrkosten verbunden ist. Eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge solle sie aber nicht nach sich ziehen. "Das wird im Großen und Ganzen bei Beitragssatzstabilität funktionieren", sagte Lauterbach am Dienstagabend den ARD-"Tagesthemen".

Der Vorsitzende des Bremer Hausärzteverbands, Holger Schelp, begrüßt die geplanten Änderungen im Gespräch mit buten un binnen. "Wenn wir Glück haben, könnte es schon zum zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres was werden", hofft Schelp.

Was ist unter "Wegfall des Honorardeckels oder der Honorarobergrenzen" zu verstehen?

Ursprünglich wurden die sogenannten Budgets oder Honorarobergrenzen eingeführt, um zu verhindern, dass Ärztinnen und Ärzte Behandlungen vornehmen, die medizinisch nicht notwendig sind. Honorarobergrenzen führen bisher dazu, dass Ärzte, die noch vor Quartalsende ihr Behandlungsbudget ausgeschöpft haben, für weitere Patienten nicht mehr bezahlt werden. Holger Schelp vom Bremer Hausärzteverband erklärt es so: "Bisher wurde eine Art Haushaltsplan erstellt, der auf den Erfahrungswerten von abgerechneten Behandlungen der vergangenen Jahre beruhte. Er gab vor, wie viel man in der Praxis abrechnen konnte."
Jetzt soll sich das wieder ändern. In Zukunft bekomme man es auch vergütet, wenn man über diesen Rahmen hinaus arbeite, zum Beispiel, indem man neue Patienten annehme.

Der Verband der Ersatzkassen (vdek) in Bremen sieht das Vorhaben kritisch, weil es hohe Mehrkosten nach sich ziehe. "Diese Kosten können nur durch Beitragserhöhungen oder Budgetkürzungen an anderer Stelle kompensiert werden. Die Ausgaben für die ärztliche Behandlung sind allein von 2018 bis 2022 von knapp 40 auf über 46 Milliarden Euro pro Jahr angestiegen – das sind mehr als 15 Prozent. Für 2024 wurden weitere Erhöhungen im Umfang von etwa zwei Milliarden Euro beschlossen, so dass die vertragsärztliche Tätigkeit dauerhaft attraktiv und eine bedarfsgerechte Versorgung gewährleistet bleibt", teilte der vdek in einem schriftlichen Statement mit.


Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte forderte die generelle Aufhebung der Honorardeckel für alle niedergelassenen Ärzte. Das ist allerdings derzeit nicht geplant.

Was bedeutet die Jahrespauschale?

"Es wird künftig nicht mehr so, dass man den Patienten jedes Quartal sehen muss, um eine bestimmte Pauschale zu erhalten, sagt Schelp. Die sogenannte Quartalspauschale hatte in der Vergangenheit dazu geführt, dass chronisch kranke Patienten mindestens einmal pro Quartal zum Arzt bestellt wurden, auch wenn es dafür keinen direkten Anlass gab. "Mit der neuen Jahrespauschale können Ärztinnen und Ärzte selbst entscheiden, und die Patienten dann sehen, wenn es medizinisch sinnvoll ist." So könnten Hausärzte in Zukunft für einen Patienten, den sie aus medizinischen Gründen nur selten zum Termin bitten müssten, die gleiche Pauschale bekommen wie für eine Patientin mit einer frisch gestellten Diagnose, die etwa zweimal in der Woche vorbeikommen müsse. Die Idee sei, dass sich dies ausgleichen werde. "Der Topf ist der gleiche geblieben. Es wird nur einfacher gemacht, das Geld aus dem Topf zu erhalten", sagt Schelp.

Was sind Vorhaltepauschalen?

Neu eingeführt werden soll eine sogenannte Vorhaltepauschale. Vorhaltepauschalen gibt es bislang in der stationären Versorgung. Ihr Zweck ist es, dass Ressourcen und Dienstleistungen für die Behandlungen in Krankenhäusern dauerhaft vorgehalten werden. Für Praxen, die maßgeblich die hausärztliche Versorgung aufrecht erhalten, soll es eine ähnliche Pauschale geben. Kriterien sollen sein, dass diese Praxen Hausbesuche durchführen und eine Mindestzahl an Versicherten in Behandlung haben.

Auch die Treue von Patienten zu einer Praxis soll belohnt werden, weiß Schelp. Es werde über eine Art Bonus für die Patienten nachgedacht. "Ich freue mich darüber, dass es vom Gesundheitsminister anerkannt wird, weil in Studien gezeigt werden konnte, dass das Outcome besser ist, wenn Patienten sich in einer Praxis einschreiben", sagt Schelp.

  • Telefonische Krankschreibung entlastet Bremer Ärztinnen und Ärzte

    Jetzt könnte es ganz schnell gehen: Schon Anfang Dezember könnten Krankschreibungen per Telefon wieder möglich sein. Zur Freude der Bremer Hausärzte.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quellen: buten un binnen und dpa.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 10. Januar 2023, 6 Uhr