Zu viel Platz für Geflüchtete? Debatte um Containerdorf im Ammerland

Wohncontainer in der Neuwieder Straße in Osterholz-Tenever
Bild: Senatspressestelle

Im Kreis Ammerland wird ein Containerdorf für Geflüchtete aus der Ukraine gebaut. Doch es gibt aktuell keinen Bedarf. Das sorgt für zweifelhafte Befürchtungen bei Anwohnern.

Thomas Stahlberg ist Reporter für Bremen Eins und den NDR. Im Gespräch bei Bremen Eins berichtet er über die Lage in Edewecht.

Herr Stahlberg, was steckt dahinter, warum macht der Kreis Ammerland das?

Das Innenministerium in Hannover hatte im November noch ordentlich auf die Tube gedrückt und gesagt, dass sich der Landkreis Ammerland mit seinen sechs Gemeinden auf Extremsituationen vorbereiten sollen. Es hießt, der Winter könnte hart werden. Deshalb war die Ansage für die sechs Gemeinden: "Ihr müsst bis Ende März noch rund 1.500 Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen." Daraufhin einigten sich die Gemeinden mit dem Landkreis, ein Containerdorf in der Gemeinde Edewecht zu bauen, als Notunterkunft. 36 Container stehen da heute schon. Alles ist finanziert und bezahlt – kein Storno möglich. Bis Ende März wird alles geliefert und aufgebaut, weil man es ja eventuell noch ab dem Sommer brauchen könnte, wenn dann Niedersachsen vielleicht wieder Ukrainer aufnehmen soll.

Das hat rund 5 Millionen Euro gekostet. Was sagen die Bürgerinnen und Bürger dazu?

Grundsätzlich sind viele Bürgerinnen und Bürger froh, dass weniger Geflüchtete kommen und bislang alle dezentral in Wohnungen untergebracht werden konnten. Das teure Dorf hätte man sich nun schenken können, sagen viele. Ein Anwohner meint zum Beispiel, dass man das Geld besser in die Schulen hätte stecken können. Andere sorgen sich, dass nach dem Erdbeben in der Türkei und Syrien nun Geflüchtete aus diesen Regionen, Araber oder Syrer, in der Ortsmitte von Edewecht untergebracht werden – das hört man grad im Ort an jeder Ecke.

Das klingt so, als würden geflüchtete Menschen in zwei Kategorien eingeteilt: erwünschte und unerwünschte. Ist das so? 

Das klingt ein bisschen so. Zumal sich Kreistag und Gemeinderäte schon vorab politisch geeinigt haben: Dieses Dorf ist nur für Ukrainer. Nur so konnte man das zentrale Dorf in Edewecht überhaupt politisch durchbringen!  Der Landkreis Ammerland will nun die 5 Millionen Euro vom Land fürs Flüchtlingsdorf erstattet bekommen. Aber, wer überhaupt die Kosten für die Notunterkünfte zahlt, das verhandeln Land und Kommunen schon seit langem. Bislang ohne Ergebnis.

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Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 16. Februar 2023, 8:40 Uhr