Fragen & Antworten

Schwanger in Bremen? So finden Sie Hebamme, Klinik oder Geburtshaus

Ein neugeborenes Baby

Schwangere kurz vor Entbindung von Bremen nach Vechta verlegt

Bild: dpa | Jörg Carstensen

Werdende Eltern haben viele Fragen – vor allem zur Geburt ihres Kindes. In unserer Übersicht zeigen wir, wie und wo Mütter in Bremen ihr Kind auf die Welt bringen können.

Eine schwangere Frau will ihr Kind im Klinikum Bremen-Mitte zur Welt bringen. Als sie schon im Kreißsaal liegt, kriegt sie die Nachricht: Es gibt keine freien Betten auf den Geburtsstationen in Bremen, sie wird nach Vechta verlegt – 80 Kilometer entfernt von Bremen. Laut Klinikverbund Gesundheit Nord (Geno) sind solche Fälle nur selten. Doch trägt das nur kaum zur Beruhigung werdender Eltern bei.

Was sollten werdende Eltern wissen? Mit einem Klick gelangen Sie direkt zur Antwort auf die Frage, die Sie am meisten interessiert.

Wo kann ich in Bremen mein Kind zur Welt bringen?
In welchen Fällen kommt es zu einer Verlegung?
Warum muss ich die Geburt anmelden?
Sind Geburten im Geburtshaus oder zu Hause sicher?
Wie finde ich eine Hebamme?
Wie bereite ich mich auf die Geburt und die Zeit danach vor?
Wo bekomme ich mehr Infos?
Wo finde ich psychologische Beratung?

Wo kann ich in Bremen mein Kind zur Welt bringen?

In Deutschland haben Schwangere das Recht, den Ort der Geburt ihrer Kinder selbst zu wählen (§ 24f SGB V). Auch die Weltgesundheitsorganisation beschreibt dieses Recht in seinen Richtlinien. Frauen können in Deutschland zwischen der Geburt in einer Klinik, im Geburtshaus, in einem Hebammenkreißsaal sowie einer Hausgeburt entscheiden.

In Bremen gibt es vier, in Bremerhaven ein Krankenhaus mit geburtshilflicher Abteilung:

  • Klinikum Bremen-Mitte: Eltern-Kind-Zentrum Prof. Hess, St.-Jürgen Straße 1, 28205 Bremen. Tel. für Terminvergabe: (0421) 4 977 31 00.
  • St. Joseph-Stift: Schwachhauser Heerstraße 54, 28209 Bremen, Tel. (0421) 3 47 13 88.
  • Klinikum Bremen-Nord: Hammersbecker Straße 228, 28755 Bremen, Tel. (0421) 66 06 15 53.
  • Diako Ev.: Gröpelinger Heerstraße 406-408, 28239 Bremen, Tel. Kreißsaal: (0421) 61 02 12 32 – die Anmeldung zur Geburt ist nicht nötig, aber gewünscht.
  • Klinikum Reinkenheide, Postbrookstraße 103, 27574 Bremerhaven, Tel. (0471) 2 99 32 84 .
Das Klinikum Bremen Mitte in Außenansicht.
Die Geburtsklinik des Klinikums Links der Weser wurde 2022 ins Klinkum Bremen-Mitte verlegt. Bild: Radio Bremen

Um eine Geburt anzumelden, können unter den aufgeführten Telefonnummern Termine vereinbart werden. Die Anmeldung muss der Geno zufolge ab der 29. Schwangerschaftswoche passieren.

Auch in Geburtshäusern können Frauen ihre Kinder zur Welt bringen. In diesen Einrichtungen gibt es Räume, die speziell für die Geburt ausgestattet sind – etwa mit Geburtswannen. Folgende Geburtshäuser gibt es in Bremen:

  • Geburtshaus Weserhebammen, Blumenthalstraße 8, 28209 Bremen, Tel. (0421) 17 53 45 13, E-Mail: kontakt@weserhebammen.de .
  • Geburtshaus Bremen, Sommerstr. 20, 28215 Bremen, Tel. (0421) 34 80 01, E-Mail: kontakt@geburtshaus-bremen.de .

Ansonsten gibt es noch die Möglichkeit der Hausgeburt. Die Geburt im Geburtshaus und daheim ist nur bei Schwangerschaften ohne besondere Risiken oder Vorerkrankungen möglich.

In welchen Fällen kommt es zu einer Verlegung?

Es kann sein, dass eine schwangere Frau während der Geburt sowohl in einer Klinik als auch im Geburtshaus zu einem anderen Ort verlegt werden muss.

In Geburtshäusern oder bei einer Hausgeburt werden Schwangere in ein Krankenhaus verlegt, wenn es zu Auffälligkeiten oder Komplikationen kommt. Während der Geburt wird ein CTG (Kardiotokografie, auch genannt Wehenschreiber) geschrieben, das die Herztöne des Kindes und die Wehentätigkeit aufzeichnet. Kommt es dabei zu Problemen, muss ein Arzt das kontrollieren. Ein weiterer Grund für die Verlegung kann sein, dass die Frau die Schmerzen bei der Geburt nicht aushält und eine PDA (Periduralanästhesie) gemacht werden soll.

In Krankenhäusern kann es vorkommen, dass Frauen in eine andere Klinik verlegt werden müssen, weil es für die Schwangere kein freies Bett mehr gibt. Dies war auch bei der Schwangeren, die vom Klinikum-Mitte nach Vechta verlegt wurde, der Fall. Die Fruchtblase der Frau platzte zwei Wochen vor dem errechneten Entbindungstermin. Im Klinikum-Mitte wurde die Frau untersucht und ein CTG geschrieben. Da es in Mitte keine Kapazitäten gab, musste die Frau dann aber verlegt werden. Da jedoch alle anderen Krankenhäuser in Bremen auch keine freien Betten hatten, wurde die Frau nach Vechta verlegt.

Eine Hebamme misst mit einem CTG die Herztöne eines Ungeborenen.
Eine Hebamme misst mit einem CTG die Herztöne eines Ungeborenen. Bild: dpa | Jan Woitas

Eine Verlegung von Bremen in ein weit entferntes Krankenhaus wie das in Vechta komme nur ganz selten vor, sagt ein Geno-Sprecher. In diesem Fall sei die Verlegung unproblematisch gewesen. Nachdem Platzen der Fruchtblase dauert es nämlich in der Regel noch einige Stunden oder gar Tage, bis es zur Geburt kommt. Der Geno zufolge wird keine Frau an der Tür abgewiesen – erst recht nicht, wenn sie bereits Wehen hat. Für solche Fälle gebe es immer Kapazitäten.

Von 50 Entbindungen pro Woche würden in Bremen circa fünf bis zehn Frauen in andere Bremer Kliniken oder ins nähere Umland verlegt, so der Geno-Sprecher. Den Engpass auf den Geburtsstationen gebe es nicht bei den Räumen und Betten, sondern beim Personal. Zudem hätten viele Geburtskliniken im Umland Bremens in den vergangenen Jahren geschlossen. 41 Prozent der Frauen, die 2022 in Bremen ihr Kind zur Welt brachten, stammen demnach aus Niedersachsen.

Warum muss ich die Geburt anmelden?

Um die Auslastung der Geburtsstationen besser voraussagen zu können, müssen Schwangere die Geburt ihrer Kinder in einem Krankenhaus anmelden. Schwangere stellen sich im Vorfeld der Geburt im Krankenhaus vor, Hebammen und Ärzte informieren die werdenden Eltern und erklären die nächsten Schritte.

Wenn viele Geburtsanmeldungen für einen bestimmten Zeitraum vorliegen, kann ein Krankenhaus vorübergehend einen Anmeldestopp aussprechen. In diesem Fall sollten Schwangere sich nach einer anderen Klinik umsehen.

Einer Geno-Sprecherin zufolge sei es normal, dass die Auslastung der Geburtskliniken der unterschiedlichen Krankenhäuser schwanke. Insgesamt seien die Kreißsaal-Kapazitäten in Bremen knapp.

Sind Geburten im Geburtshaus oder zu Hause sicher?

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) lehnt die außerklinische Geburtshilfe ab. Zu diesem Schluss kommt die Gesellschaft in einem Positionspapier aus dem Jahr 2018. Grund dafür ist laut DGGG das höhere Risiko für das Kind zu sterben, falls es während der Geburt zu kritischen Komplikationen und somit einer Verlegung vom Geburtshaus oder daheim in ein Krankenhaus kommt. Dies liege auch daran, dass bei Notfällen die Verlegung in ein Krankenhaus länger als die empfohlenen 20 Minuten dauern könne, sodass ein Notkaiserschnitt erst verzögert durchgeführt werden könne. 

Zudem kritisiert die DGGG, dass in den Berichten der Qualitätssicherung in der außerklinischen Geburtshilfe (QUAG) nicht alle außerklinischen Geburten erfasst werden und somit die Datenlage ungenau sei. Mit Blick auf die Geburt im Krankenhaus sei die Gesellschaft allerdings besorgt, dass mehr Kaiserschnitte gemacht würden, als medizinisch notwendig sei.

Ein Rettungswagen fährt mit Blaulicht.
Kommt es bei der Geburt zu Komplikationen, kann eine Verlegung ins Krankenhaus notwendig werden – das muss unter Umständen in wenigen Minuten passieren. Bild: dpa | Maximilian Koch

Die QUAG kommentiert das Papier der DGGG nicht, da dies eine berufspolitische sei. Sie verweist jedoch auf eine Position der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWI). Dort wird auf das Recht der Wahlfreiheit von Schwangeren verwiesen. Damit Schwangere den Geburtsort frei wählen können, sollten Schwangere ergebnisoffen aufgeklärt werden, was in Beratungsgesprächen jedoch nicht immer passiere.

Aussagekräftige Studien, die belegen, dass ein Geburtsort besser als der anderer sei, gibt es laut DGHWI nicht. Zudem kann die Klinikgeburt laut DGHWI für risikoarme Schwangerschaften Nachteile bergen, weil Eingriffe wie Kaiserschnitte auch ohne medizinische Notwendigkeit durchgeführt werden.

In ihren Qualitätsberichten stellt die Gesellschaft die Ergebnisse der Untersuchungen der außerklinischen Geburtshilfe dar. Laut QUAG bekommen in Bremen drei bis vier von 100 Frauen ihr Kind außerhalb einer Klinik.

Der Hebammenlandesverband Bremen verweist darauf, dass es bei der außerklinischen Geburtshilfe sehr hohe Qualitätsanforderungen gibt, die verpflichtend seien. Bei der außerklinischen Geburt gebe es mindestens eine Eins-zu-eins-Betreuung durch Hebammen, oft sogar zwei Hebammen pro Frau. Davon sei die Geburtshilfe in den Kliniken weit entfernt. Während der Schwangerschaft würden Frauen zudem umfassend untersucht, sodass die beratenden Hebammen genau das Risiko abwägen können, ob eine außerklinische Geburt in Frage komme.

Die Geburt im Geburtshaus oder die Hausgeburt biete den Weserhebammen zufolge weitere Vorteile. So heißt es auf der Internetseite der Weserhebammen, dass ein gewohntes Umfeld im Kreis vertrauter Angehöriger der Schwangeren helfen können, sich in diesem intimen Moment wohler zu fühlen.

Wie finde ich eine Hebamme?

Für werdende Eltern gibt es die Hebammensuche Bremen/Bremerhaven. Auf der Internetseite können Bremerinnen und Bremer Hebammen finden. Die Suchergebnisse lassen sich etwa nach voraussichtlichem Entbindungstermin und Wohngebiet filtern. Die Suchergebnisse zeigen zudem Kontaktdaten der Hebammen, ihre Verfügbarkeit und Fremdsprachenkenntnisse an.

Auf der Internetseite gibt es auch eine Übersicht über das Kursangebot der Hebammen in Bremen. Angeboten werden Geburtsvorbereitungskurse, Kurse zur Rückbildungsgymnastik sowie Stillgruppen und mehr.

In Bremen wie auch in anderen Städten Deutschlands gibt es einen Hebammenmangel. Laut Hebammenlandesverband Bremen sind derzeit 16 Vollzeitstellen bei den Hebammen der Kreißsäle im Land unbesetzt, zudem fehlten viele Pflegekräfte auf den Geburtsstationen. Es fehlten aber deutlich mehr Hebammen, um das in den Koalitionsverträgen vom Bund und im Land Bremen festgelgte Ziel einer Eins-zu-eins-Betreuung zu gewährleisten. Grund für den Fachkräftemangel bei den Hebammen sind laut Verband die Arbeitsbedingungen, die seit vielen Jahren schlecht sind.

Wie bereite ich mich auf die Geburt und die Zeit danach vor?

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, sich auf die Geburt vorzubereiten. Etwa informieren Hebammen in Geburtsvorbereitungskursen rund um das Thema Geburt und Schwangerschaft. In den Kursen lernen werdende Eltern etwa Atemtechniken für die Geburt, welche Ausstattung sie für die ersten Tagen mit dem Kind brauchen oder welche Komplikationen bei einer Geburt auftreten können. Eine Übersicht über die Geburtskurse gibt es auch auf der Seite der Hebammensuche. Auch die Bremer Krankenhäuser bieten solche Kurse in ihrer Elternschule an.

Die Kosten für Geburtsvorbereitungskurse werden von Krankenkassen übernommen, zum Teil auch für Väter, die daran teilnehmen.

Wo bekomme ich mehr Infos?

Das Familiennetz Bremen, eine Einrichtung des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Bremen, bietet im Internet eine Seite mit dem Titel "Willkommen in der Familie" an. Dort gibt es eine Übersicht über die meisten Einrichtungen im Land Bremen, beispielsweise über Elternschulen, Frühberatungsstellen und Mütter- und Familienzentren. 

Zudem gibt das Familiennetz Ratschläge und nennt Anlaufstellen für Eltern in schwierigen Situationen, etwa bei den Themen Wochenbettdepression und Frühgeburt. Auch Papierkramthemen wie die Anträge zum Eltern- und Kindergeld werden behandelt. Die Informationen gibt es zudem auf Englisch und Arabisch.

Ich brauche psychologische Beratung im Zusammenhang zum Thema Schwangerschaft und Geburt. Wer kann mir helfen?

In diesem Fall gibt es für Schwangere mehrere Anlaufstellen. Diese sind etwa Pro Familia, Cara (Beratungsstelle zu Schwangerschaft und Pränataldiagnostik), die Frühberatungsstellen sowie die psychologische Versorgung im Klinikum Bremen-Mitte durch die Psychologin Tanja Joachim. Zudem gibt es die Schwangerschaftsberatung und die Schwangerschaftskonfliktberatung der Bremischen Evangelischen Kirche.

Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Mittag, 15. August 2023, 12 Uhr