Interview

Finanz-Experte Tenhagen erklärt: Wie macht man mehr aus seinem Geld?

Ein Mann mit kurzen braunen Haaren und hellblauem Hemd blickt in die Kamera mit leichtem Lächeln.

Finanztipps

Bild: dpa | Horst Galuschka

Krise, Inflation, die Zinsen spielen verrückt: Kann man das eigene Geld in diesen Zeiten vermehren? Finanz-Experte Tenhagen hat Bremen Zwei verraten, wie man am besten vorgeht.

Der Aktienmarkt ist vielen unheimlich. Vielleicht ist das auch klug, denn Banken können in Schieflage geraten, Aktienkurse können in den Keller rauschen. Zum Beispiel, weil Unternehmen betrogen haben. Sind Festgeld, Sparbriefe und Co. besonders in Krisenzeiten vielleicht doch die bessere Geldanlage? Der Chefredakteur vom Geldratgeber Finanztip, Hermann-Josef Tenhagen, hat bei Bremen Zwei erklärt, was man beim Thema Geld beachten sollte.

Ist ein Sparbuch heute noch eine gute Idee, in diesen Zeiten?

Nein. Eine gute Idee ist aber tatsächlich einen Teil seines Geldes auf einem Tagesgeldkonto oder Festgeldkonto zu lagern, wo es dann inzwischen teilweise tatsächlich über drei Prozent Zinsen gibt. Ich habe heute Morgen gerade nochmal nachgeguckt (30. Mai, d.Red), und bei der BMW-Bank gibt es tatsächlich für alle Kunden – nicht nur für Neukunden – drei Prozent Zinsen auf das Tagesgeld-Konto. Und dann gibt es sogar noch ein paar Banken, die für Neukunden mehr als drei Prozent zahlen. Zum Beispiel die Renault Bank. Und auch die bekannte ING zahlt drei Prozent für die ersten sechs Monate auf das Tagesgeld. Das ist nicht so viel wie die Inflation, aber deutlich besser als 0,01 Prozent, was man bei einer Hausbank so hat.

Gilt das auch dafür, womit viele Banken gerade werben? Risikoarme Sparbriefe zum Beispiel? Als Gegensatz zur kurzfristigen Geldanlage?

Ich würde das auseinanderhalten: Eine kurzfristige Geldanlage mache ich deswegen, weil ich an das Geld im Zweifel auch nochmal rankommen möchte. Wenn das Auto kaputtgeht oder der Kühlschrank oder sogar beides gleichzeitig. Dafür ist ein Tagesgeldkonto da. Ein Festgeldkonto, bei dem ich jetzt schon weiß, in zwei, drei Jahren brauche ich das Geld zum Beispiel für eine neue Küche oder ein neues Auto, für irgendeinen Plan – da kann ich heute auch über drei Prozent Zinsen bekommen. Das sollte ich machen.

Wenn man das Geld wirklich langfristig anlegen will, dann ist ein Sparplan, bei dem zwei oder drei Prozent rauskommen – und selbst wenn es vier Prozent sind – immer noch zu wenig bei der aktuellen Inflation. Langfristig muss man das Geld tatsächlich in einen Aktienfondsindex stecken oder man hat sowieso den Plan, das in die eigene Immobilie zu investieren. Da müssen ja viele Leute in den nächsten Jahren zum Beispiel etwas an ihrer Heizung machen.

Langfristige Geldanlagen: Was ist da ratsam? Gerade wenn man auch an die aktuelle Krise denkt, durch die viele Aktienfonds ja immer noch vor sich hindümpeln.

Das ist der Grund warum wir bei Finanztipp immer sagen: "Nehmen Sie einen Aktienindexfonds." Wir haben uns das über die letzten 40 Jahre angeschaut und nach 15 Jahren hat man mit so einem weltweiten Aktienindexfonds keine Verluste gemacht. Nie, in keiner Konstellation, selbst wenn man mitten in der Börsenkrise verkauft hätte. Und im Schnitt waren sieben bis neun Prozent Rendite drin. Das heißt, im Schnitt hat man in jedem Fall deutlich die Inflation geschlagen und man hat keine Verluste gemacht. Und das ist ja das, was ich mit einer langfristigen Geldanlage eigentlich will.

Wir haben uns auch das Thema Festgeldkonto oder Tagegeldkonto angeguckt: Seit 2004 gab es nur ein einziges Jahr, in dem man auf so einem Festgeld- oder Tagesgeldkonto mehr Zinsen bekommen hätte, als die Inflation war. Das war im Krisenjahr 2009. Da brauchten die Banken alle dringend Geld und haben hohe Zinsen gezahlt. Ansonsten ist man damit langfristig nicht gut aufgehoben. Wenn man jetzt aber schon weiß, in zwei, drei Jahren brauche ich das Geld, dann ist das eine vernünftige Anlage. Weil an der Börse geht’s rauf und runter und über die kurze Frist kann man an der Börse – auch mit einem weltweit breit gestreuten Aktienindexfond – Geld verlieren.

Und wie sieht das aus mit Metallen? Der Goldpreis steigt immer weiter. Das hätte sich lohnen können, oder?

In dem Fall hätte sich das gelohnt. Auch das haben wir uns über die letzten 40 Jahre angeschaut, und es ist tatsächlich so, dass es Zeiten gab, in denen Gold sogar bessere Renditen abgeworfen hat als etwa Aktienindexfonds. Allerdings war die Rendite über die lange Frist nur halb so hoch, da waren über die 40 Jahre dann nur vier, fünf Prozent drin.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Vormittag, 30. Mai 2023, 10:10 Uhr