Wattenmeer durch brennenden Frachter "ernsthaft in Gefahr"

Rauch steigt von einem Frachter im Meer auf.

Wattenmeer durch brennenden Frachter "ernsthaft in Gefahr"

Bild: dpa | ANP | Jan Spoelstra

Umweltministerin Lemke (Grüne) warnt vor einer Umweltkatastrophe durch den brennenden Auto-Frachter in der Nordsee. Auch Borkums Bürgermeister befürchtet eine Ölpest.

Experten und Politiker sorgen sich um das Wattenmeer: Seit mehr als 24 Stunden brennt in der Nordsee vor der Insel Ameland ein Frachter, der laut der japanischen Reederei 3.800 Autos geladen hat – etwa 60 Kilometer von Borkum entfernt. Sollte das Schiff sinken, befürchtet der Bürgermeister der Insel, Jürgen Akkermann (parteilos), eine Ölpest. Denn da der Frachter kurz nach dem Start seiner Reise in Bremerhaven in Brand geraten war, seien die Treibstofftanks voll.

Wenn das Schiff sinkt und das Öl in die Nordsee gelangt, oder auch die Chemikalien und sonstigen Stoffe, die in den E-Autos sind, dann ist das schon eine Umweltkatastrophe.

Jürgen Akkermann (parteilos), Bürgermeister von Borkum

Dem Bundesumweltministerium zufolge befinden sich an Bord 1.600 Tonnen Schweröl sowie weitere 200 Tonnen Marinediesel. Hinzu kämen mögliche Tankinhalte der transportierten Fahrzeuge sowie Verbrennungsrückstände. Abhängig von den Wind- und Strömungsverhältnissen könne nicht ausgeschlossen werden, dass Schadstoffe in Richtung deutscher Gewässer treiben würden.

Deutsche Bucht und Küste in Gefahr?

Laut dem Vorsitzenden der Schutzgemeinschaft Deutsche Nordseeküste (SDN), Gerd-Christian Wagner, könnten von solch einer Ölpest auch weitere Gebiete betroffen sein: Durch aktuell vorherrschende Westwinde könne austretendes Öl im Katastrophenfall womöglich auch die Deutsche Bucht erreichen.

Die Behörden sollten sich grundsätzlich auf so ein Szenario einstellen, so der SDN-Vorsitzende. Noch gebe es aber wenig Informationen zur Lage auf dem Frachter, sagte Wagner, der auch Bürgermeister der Stadt Varel in Niedersachsen ist.

Niederländischer Minister: "Gefahr für Küsten gering"

Der zuständige niederländische Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung, Mark Harbers, schätzt die Gefahr einer Ölpest für die Küsten allerdings als gering ein. Wenn Treibstoff aus dem Frachter ausströmen sollte, würde sich der Richtung Norden in die offene See verbreiten, teilte er dem Parlament in Den Haag mit. Er beruft sich dabei auf die Vorhersagen für Wind und Strömung.

Die heutigen und für die kommenden Tage vorhersehbaren Wind- und Wellenrichtungen sind so, dass eine mögliche Verschmutzung sich Richtung Norden verbreiten würde und also nicht zu den Wattenmeerinseln.

Mark Harbers, niederländischer Minister für Infrastruktur und Wasserverwaltung

Umweltministerin Lemke sichert Hilfe zu

Auch die Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat ihre Besorgnis geäußert. Es drohe eine "Umweltkatastrophe ungekannten Ausmaßes", wenn das Schiff sinke, erklärte Lemke am Donnerstag. Dann könnten "große Mengen Treibstoff und weitere umweltschädliche Schadstoffe aus der Ladung des Frachters das empfindliche Ökosystem der Nordsee großflächig verschmutzen". Um das zu verhindern sicherte Sie den niederländischen Behörden Hilfe aus Deutschland zu.

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Feuer weiterhin außer Kontrolle

Wie die niederländische Küstenwache mitteilte, war auf dem Frachtschiff in der Nacht auf Mittwoch ein Feuer ausgebrochen. Das Schiff befand sich da rund 27 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland. Es war in Bremerhaven beladen worden und auf dem Weg nach Port Said in Ägypten.

Möglicherweise brach das Feuer in einem elektrischen Auto aus. Es habe sich danach schnell ausgebreitet. Löschversuche der Besatzung blieben vergeblich. Ein Mensch sei ums Leben gekommen. Die übrigen 22 Mitglieder der Besatzung konnten gerettet werden, einige seien verletzt worden.

Darum ist der brennende Auto-Frachter ein Warnzeichen

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier News, 27. Juli 2023, 10 Uhr