Fragen & Antworten
Welche Regeln gelten für Biomüll in Bremen und Niedersachsen?
Welche Regeln gelten für Biomüll in Bremen und Niedersachsen?
Zum 1. Mai ist die bundesweite Bioabfall-Verordnung verschärft worden. Das Ziel: weniger "Fremdstoffe", bessere Biomüll-Qualität. Doch was passiert mit dem Müll?
Darf ich Rasen mähen und den Grasschnitt in die Bio-Tonne tun? "Ja, aber" lautet die Antwort, "nur in kleinen Mengen". So steht es auf der Internetseite der Bremer Stadtreinigung. Plastik ist schon immer verboten, wurde aber bisher weitgehend toleriert. Jetzt ist gesetzlich nur noch ein Prozent Plastik zulässig, Fremdstoffe insgesamt bis zu drei Prozent und Gras- und Grünschnitt soll am besten zum Grünplatz beziehungsweise zur Recyclingstation. Höchste Zeit für eine hintergründige Aufklärung.
Warum ist das Biomüll-Gesetz verschärft worden?
Damit weniger Plastik in Natur und Umwelt gelangt. Bioabfälle dürfen vor der Behandlung nur noch maximal 0,5 Prozent Kunststoffe enthalten. Nur wenn die Bioabfälle aus der Biotonne stammen, sind höchstens ein Prozent Kunststoffe zulässig, schreibt das Bundesumweltministerium.
Was gehört in die Biotonne?
Organische Küchenabfälle wie Schalen und Reste von Obst, Gemüse, Eier, Nüssen, Teeblätter und Teebeutel, Kaffeesatz und Kaffeefilter. Oder auch feste Essensreste wie Salat, Brot, Kuchen, Fisch, Fleisch (auch Gräten und Knochen), Käse, Wurst, vegane Nahrungsmittelreste, Schnittblumen und Balkonpflanzen. In kleinen Mengen sind auch Papiertüten, Servietten und Zeitungspapier unproblematisch, ebenso kleine Mengen Gras- und Grünschnitt.
Warum soll Grünschnitt eigentlich nicht in die Biomülltonne?
Weil Grünschnitt ohnehin – auch durch Garten- und Landschaftsbaubetriebe – in so großen Mengen anfällt, dass ein eigenes Sammel- und Aufbereitungssystem nötig ist. Das Verfahren ist billiger als die Verwertung von organischen Küchenabfällen. Außerdem ist Grünschnitt als Rohstoff für die Stromerzeugung aus Biogas schlechter geeignet als Küchenabfall. Aus Gras- und Baumschnitt lässt sich dafür hochwertiger Kompost machen, mit weniger Störstoffen.
In der Biotonne sind trotzdem "kleine Mengen" erlaubt, für die sich der Weg zur Sammelstelle nicht lohnt. Wichtig ist, dass noch genug Platz für den eigentlichen Biomüll bleibt. Denn der darf zumindest in der Stadt Bremen nicht in den Restmüll, einige Großwohnanlagen, wo testweise aufgestellte Biotonnen den gleichen Inhalt aufgewiesen haben wie Restmülltonnen, sind ausgenommen.
Wie wird der Biomüll kontrolliert?
In Bremen bislang gar nicht. Auch wenn es nach Recherchen von buten un binnen zumindest in Bremen-Blumenthal schon mehrfach dazu gekommen sein soll, dass Biomülltonnen, die offensichtlich mit Rasenschnitt befüllt waren, stehen gelassen wurden.
Bei anderen Abfuhrbetrieben gibt es eine Sichtkontrolle in dem Moment, wenn der Biotonnen-Deckel für die Leerung aufgeklappt wird. Ist die Biotonne falsch befüllt, bleibt sie ungeleert stehen, üblicherweise mit einem Hinweisschild.
Möglich ist auch eine Kontrolle mithilfe moderner Kamera-Sensor-Systemen. Sie werden bereits getestet. In der Stadt Bremen soll es nächstes Jahr konkret damit losgehen.
Welche Strafe droht, wenn man sich nicht an die Regeln hält?
Die Tonne bleibt ungeleert stehen und muss nachsortiert werden. Alles, was nicht rein darf, muss in den Restmüll beziehungsweise fachgerecht entsorgt werden. Der Bioabfall kann dann wieder in die Tonne. Es gibt auch die Möglichkeit, den Biomüll an Recyclingstationen abzugeben.
Wie hoch mögliche Strafzahlungen in Bremen sein werden, dazu gibt es noch keine Angaben. Auf der Seite des Bundesumweltministeriums steht: "Bußgelder im Falle einer fehlbefüllten Biotonnen werden nach uns vorliegenden Informationen in der Regel nicht verhängt."
Was passiert eigentlich mit dem Inhalt der Biomülltonne?
Er kommt, was die Stadt Bremen betrifft, in großen Lastwagen nach Bohmte bei Osnabrück, in eine spezielle Biogasanlage. So wird während des Verrottens der organischen Abfälle über Generatoren Strom und Wärme erzeugt. Anschließend kommen die Reste als Kompost wieder zurück in die Natur, auf Felder und in Gärten.
Und was bringt jetzt das strengere Gesetz?
Es ist der Versuch, dafür zu sorgen, dass weniger Plastik in der Natur landet. Außerdem ist es ein Durchbruch für die Betreiber von Biomüllverwertungsanlagen. Auch wenn sie jetzt den frisch angelieferten Bioabfall möglicherweise von Verunreinigungen befreien müssen – was aufwändiger ist, als den fertigen Kompost zu reinigen –, können sie die anliefernden Sammelbetriebe dafür zur Rechenschaft ziehen. Das erhöht den Druck, sodass die Mülltrennung von vornherein besser funktionieren muss und Überwachung nötig wird.
Steigen wegen der strengeren Regelung die Müllgebühren?
Das ist nicht absehbar, im Gegenteil: Damit die Müllgebühren nicht durch teures Nachsortieren steigen, sollen alle Menschen, die Biomülltonnen befüllen, besser vorsortieren. Fakt ist aber auch: Neue Kontrollsysteme an Fahrzeugen kosten ebenso Geld wie Aufklärungskampagnen.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 15. Mai 2025, 6:10 Uhr