Wo Ihr Fahrrad in Bremen am ehesten geklaut wird

Hochsaison für Fahrradklau: Wie Bremer sich schützen können

Bild: Imago | Schöning

Die Aufklärungsquote von Fahrraddiebstählen liegt um die fünf Prozent. Den Bestohlenen bleibt meist nur der Ärger.

Es gibt wenig nervigere Alltags-Ärgernisse als einen Fahrraddiebstahl. Spricht man das Thema im Freundeskreis an, erntet man nicht nur mitleidige Blicke, sondern auch viele traurige Geschichten vom Fahrradverlust. Hier ist meine: Mir selbst wurden innerhalb von drei Jahren drei Fahrräder viermal geklaut. Alle direkt vor der Bremer Haustür. Der letzte Diebstahl ist nun schon vier Monate her und die Lust, mir ein neues Fahrrad zuzulegen ist gering. Denn was schützt mich vor einem erneuten Diebstahl?

Auf der Suche nach einem neuen Fahrrad habe ich nach Tipps gegen einen Diebstahl gefragt. Die Lösung des Fahrradverkäufers: Ein altes oder hässliches und unauffälliges Fahrrad. Doch da bleib ich lieber radlos. Hier haben wir die Fakten rund um Fahrradklau in Bremen und Bremerhaven zusammengetragen.

Wie viele Fahrräder werden in Bremen und Bremerhaven geklaut?

Im Jahr 2022 wurden über 5.200 Fahrräder in Bremen geklaut, die Zahlen für 2023 werden momentan noch ausgewertet. Die Polizei geht aber von einer Zunahme an Diebstählen aus. Ein Fahrradklau gilt laut Strafgesetzbuch als "Diebstahl" oder "besonders schwerer Fall des Diebstahls". 2021 waren es 'nur' 4.732 gestohlene Drahtesel in Bremen.

Fahrradfahren mit Licht im Herbst (Symbolbild)
Besonders nachts werden viele Fahrräder geklaut. Bild: dpa | Tobias Hase

In Bremerhaven sind die Fallzahlen in diesem Deliktsbereich "sogar deutlich rückgängig". 2022 wurden 501 Räder geklaut, davor gut 540 Fahrräder. 2020 waren es noch 963. Für den Erfolg sind verschiedene polizeiliche Maßnahmen sowie bessere Sicherungsmaßnahmen verantwortlich, so die Bremerhavener Polizei.

Wo werden die meisten Fahrräder geklaut?

In Bremen wurden 2022 wie in den Jahren davor meisten Fahrräder in Mitte, Schwachhausen und in der Neustadt geklaut, wobei Bremen-Mitte inklusive Hauptbahnhof und Innenstadt ein Diebstahl-Hotspot ist. Am sichersten für Räder sind die Stadtteile Blumenthal, Häfen und Oberneuland.

Für Bremerhaven gilt: Wo sich viele Fahrradstellplätze befinden, werden mehr Fahrräder geklaut. Das gilt für die Bremerhavener Stadtteile Lehe, Mitte und Geestemünde. Das ergeben auch Auswertungen der Bremer Polizei: Gerade an Bahnhöfen, Einkaufszentren, Schulzentren und Sportanlagen werde besonders viele Räder geklaut.

Warum werden gerade in Bremen so viele Fahrräder geklaut?

Das liegt laut Polizei vor allem an der Menge an Fahrrädern in Bremen. Das wiederum liegt daran, dass Bremen einerseits flach ist und anderseits gut ausgebaute Fahrradwege ist. Laut ADFC zählt Bremen zu den fahrradfreundlichsten Großstädten Deutschlands.

Ein Fahrradsymbol auf dem Asphalt der Prager Straße gedruckt.
Gerade im fahrradfreundlichen Bremen werden viele Räder geklaut Bild: Radio Bremen

Und gerade wenn es wärmer wird und mehr Fahrradfahrer unterwegs sind, gibt es mehr Tatgelegenheiten und dementsprechend steigen die Diebstahlzahlen, so Nils Matthiesen von der Polizei Bremen.

Wie viele Fahrräder finden zu ihren Eigentümerinnen und Eigentümern zurück?

Die Aufklärungsquote bei Fahrraddiebstählen liegt in Bremen in den vergangenen fünf Jahren zwischen 2,8 und 5,4 Prozent. In Bremerhaven liegt sie deutlich darüber. Dort wurden 2022 15 Prozent der Diebstähle aufgeklärt. 2019 waren es nur 7,3 Prozent.

Was weiß man über die Täter und Täterinnen?

Die Täter lassen sich nur schwer identifizieren, da bei solch kontaktlosen Delikten der Schaden erst nach der Tat festgestellt und angezeigt wird. Die Täter sind in der Regel schon unentdeckt mit dem Fahrrad geflohen.

Deshalb kann die Bremer Polizei kaum Aussagen über die Täter und Täterinnen machen. Aber von den gefassten Tatverdächtigen weiß man, dass der überwiegende Anteil männlich ist und ein Durchschnittsalter von 25 bis 30 Jahren aufweist.

Verschiedene Ermittlungsstränge lassen aber darauf schließen, dass es sich bei machen Fahrraddieben um "professionalisierte" Täter bzw. Tätergruppen handle. Diese "Spezialisten für Eigentumsveränderungen" sind dann auch oftmals durch weitere (andere) Straftaten in Erscheinung getreten, so die Bremer Polizei. Dabei spielt auch Beschaffungskriminalität eine Rolle.

Was passiert mit den geklauten Rädern?

Nicht selten werden die gestohlenen Räder weiterverkauft. Das kann im Internet, auf Flohmärkten in der eigenen oder der Nachbarstadt sein. Wer sein geklautes Rad im Internet oder angekettet mit einem fremden Schloss in der Stadt findet, sollte die Polizei benachrichtigen. Gemeinsam schauen die Beamten dann, ob und wie man das Rad zurückbekommen kann. Dafür braucht man nur einen sicheren Nachweis, dass es sich um das eigene Rad handelt.

Manche Räder werden auch einfach woanders abgestellt und verwahrlosen. Um diese Räder kümmert sich die Bremer Stadtreinigung (DBS). Jährlich werden zwischen 1.000 und 2.000 fahruntüchtige Schrotträder markiert. Werden diese nach der Markierung nicht abgeholt, entfernt die DBS die Räder und prüft die Rahmennummern, um mögliche Diebstähle aufzudecken.

Was droht den Täterinnen und Tätern?

Bei einem Fahrraddiebstahl – egal ob angeschlossen oder nicht – droht den Täterinnen und Tätern eine Geldstrafe. Dazu die Polizei: "Wer einen Diebstahl begeht, muss mit einer Geldstrafe oder einer Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren rechnen." Sollte es sich um einen Fall von besonders schwerem Diebstahl handeln, kann eine Gefängnisstrafe von bis zu zehn Jahren drohen. Auch das weiterverkaufen von gestohlenen Rädern ist strafbar.

Wie kann man sich gegen Fahrraddiebstahl schützen?

Das Fahrrad sollte bei der Polizei registriert sein und gut sichtbar mit einem Aufkleber oder Codierung markiert werden. Davon können potenzielle Diebe abgeschreckt werden. Auch das richtige Schloss hilft, und wenn man unterschiedliche Schlosstypen verwendet – wie Kettenschloss, U-Schloss oder Flatschloss, rät der ADFC. Als Faustregel gilt: Das Fahrradschloss sollte mindestens zehn Prozent des Fahrradwertes gekostet haben.

Ein pinkes Fahrradschloss
Jedes Fahrrad sollte nicht nur abgeschlossen, sondern auch angeschlossen werden. Bild: Imago | Michael Gstettenbauer

Auch sollte das Rad nicht einfach abgeschlossen werden, sondern der Fahrradrahmen an einem festen Gegenstand angeschlossen wie einem Fahrradbügel. Dieser befindet sich am besten an einem hellen Ort. Eine weitere Sicherungsmaßnahme: Eine Alarmanlage oder ein Tracker, der Alarm gibt, wenn sich das Rad bewegt und den Stadtort anzeigt.

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Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. März 2024, 19:30 Uhr