Interview

Dieser Bremer saß in der Jury des ESC 2023 und durfte Punkte verteilen

Eurovisioncontest Gewinnerin Loreen aus Schweden in der Mitte

So stimmte Bremer Kai Tölke als Jury beim Eurovisioncontest ab

Bild: Imago | Jessica Gow/TT

Der Bremer Kai Tölke saß in der Jury des Eurovision Song Contests. Wie es hinter den Kulissen abläuft und warum Deutschland wieder Letzter geworden ist, verrät er im Interview.

Jubel in Schweden, Enttäuschung in Deutschland: Die schwedische Sängerin Loreen hat am Wochenende in Liverpool den Eurovision Song Contest (ESC) gewonnen. Ihr Song "Tattoo" wurde in der Nacht zum Sonntag von Jurys und Publikum zur besten der 26 Darbietungen gekürt. In der deutschen Jury saß mit Kai Tölke auch ein Bremer. Der Leiter der Musikredaktion von Bremen Vier erklärt, wie der Job abläuft – und warum Deutschlands Vertreter "Lord of the Lost" auf dem letzten Platz landeten.

Wie kommt man in die deutsche Jury des ESC?

Die Jury wird jedes Jahr zusammengestellt aus Menschen, die irgendwie mit dem Musikbusiness zu tun haben. Und zwar nur damit – als Moderator würde man da zum Beispiel nicht reinkommen. In den letzten Jahren ist da immer ein Mitglied vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk, ein Musikchef, dabei gewesen. Und dieses Jahr war eben Radio Bremen dran.

Kai Tölke
Kai Tölke ist Musikchef bei Bremen Vier. Bild: Radio Bremen | Christian Wasenmüller

Seit wann war dir das bekannt?

Ich wusste das ungefähr seit drei Wochen. Ich bin aber verpflichtet gewesen, zu schweigen, weil die Angst groß ist, dass da von außen Einfluss genommen werden kann.

Wie kann man sich den Job als Juror vorstellen?

Man trifft sich in Hamburg beim NDR-Fernsehen dort – in einem Raum der so bisschen Wohnzimmer-Atmosphäre hat. Man sitzt dann zusammen mit den anderen Jury-Mitgliedern und guckt sich die Generalprobe live an. Wir mussten dann die Auftritte professionell bewerten.

Loreen aus Schweden hat schon zum zweiten Mal gewonnen. War das schon bei der Generalprobe klar, dass sie gewinnen wird?

Sie war bei der Generalprobe bei der deutschen Jury tatsächlich auf der Eins. Und wie sich hinterher rausgestellt hat war das bei allen anderen genauso. Es lag einfach daran, dass es ein brillanter Auftritt war. Von Ton eins an war die da, da passte alles. Und dann muss man das so professionell bewerten – nicht emotional.

Lord of the lust steht auf der Bühne im Finale beim Eurovision Contest 2023
Die deutsche Band "Lord of the lost" landete mit dem Song "Blood&Glitter" auf dem letzten Platz. Bild: Imago

Deutschland belegt wieder den letzten Platz. Was muss da besser werden?

Es herrscht wirklich Ratlosigkeit. Egal wie man zur dieser Musik unserer deutschen Band steht: Die waren nicht schlecht – zumindest nicht die schlechtesten von allen. Und das nicht nur professionell betrachtet, sondern einfach auch mit dem Auge eines Fans, der diesen ESC guckt. Das sagen alle. Also warum die wirklich so mies bewertet wurden, erschließt sich mir nicht. Ich habe aber auch deswegen wahrscheinlich keine Idee, was man besser machen könnte.

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Autor

  • Dirk Böhling
    Dirk Böhling Moderator

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 15. April 2023, 17:40 Uhr