Wie drei Luftfahrtpioniere Bremen weltweit bekannt machten

Bild: Staatsarchiv Bremen

Heute vor 90 Jahren landete Günther Freiherr von Hünefeld aus Bremen mit zwei Piloten in Amerika. Das war die erste Atlantiküberquerung von Europa aus.

Es war ein tollkühnes Unterfangen. Wer den Atlantik von Europa aus ohne Zwischenlandung überqueren wollte, war dem Tod geweiht. 29 Menschen kamen bei dem Versuch ums Leben. Der Atlantikflug von Ost nach West galt aufgrund der starken Westwinde als schier unmöglich. Doch Pilot Hermann Köhl und Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld, Pressechef beim Norddeutschen Lloyd in Bremen, ließen sich davon nicht abbringen.

Von Irland aus sollte es nonstop bis nach Amerika gehen – mit der "Bremen", einer einmotorigen Junkers W 33. Am 12. April 1928 rumpelte sie, mit unzähligen Extratanks ausgestattet und eigentlich viel zu schwer für den Start, an einem klaren Morgen über die Startbahn des Flughafens von Baldonnel. Fast am Ende der Piste angelangt, war das Flugzeug immer noch nicht in der Luft. Die Piloten nahmen noch mehr Fahrt auf, können die Kiste erst 150 Meter vor einem vier Meter hohen Erdwall mit hohen Bäumen nach oben ziehen.

Der erste Teil des Flugs verlief noch weitgehend ruhig. Doch dann begann ein Höllenritt über dem Atlantik. Es ging durch endlose Schlechtwetterfronten, durch Nacht und Nebel und teilweise nur 70 Meter über dem tosenden Atlantik. Zeitweise stotterte auch der Motor. Allein mit Kompass und Karte konnte navigiert werden. Doch nach 36,5 Stunden war endlich rettendes Land in Sicht. Mit den letzten Tropfen Benzin ging die "Bremen" auf Greenly Island runter – zwischen Labrador und Neufundland. Sie hatten es geschafft. Die Nachricht ging um die Welt – und die Luftfahrt hatte neue Helden.

Flugroute der Bremen über den Atlantik.
Von der eigentlichen Flugroute ist die Junkers W 33 deutlich abgekommen. Weitab vom Ziel muss sie in Kanada notlanden. Bild: Verein "Wir holen die Bremen nach Bremen zurück" | Grafik: Due. Designkonzepte und Fotografie

Zurück in Deutschland, bei der feierlichen Begrüßung auf dem Flugfeld Berlin-Tempelhof, hielt Hermann Köhl eine kurze Ansprache: "Wir sind Gott, dem Allmächtigen, dankbar, dass er uns den Flug hat gelingen lassen. Wir bringen Ihnen hier aus dem großen, mächtigen neuen Kontinent Amerika ganz besonders von dem großen amerikanischen Volk die Grüße!" Von Hünefeld übte sich in hanseatischem Understatement:

Denn schließlich so ein kleiner Sprung übers Wasser, der muss nun mal riskiert werden.

Günther Freiherr von Hünefeld

Die "Bremen" wurde Ende der 1990er Jahre an die Weser gebracht. Heute ist sie im Bremer Flughafen ausgestellt und erinnert an den ersten Atlantikflug von Ost nach West. Diesen Rekord hatten die drei Flugpioniere mit ihrer Landung in Kanada am 13. April 1928 sicher.

Filme aus unserem Archiv

  • Legendäres Propellerflugzeug bleibt in Bremen, 2009

    Jetzt steigt der Flughafen in den Leihvertrag der "Bremen" ein und übernimmt damit auch die Betreuung und den späteren Rücktransport der Junkers W 33.

  • Die "Bremen" kommt zurück nach Bremen, 1998

    Ein Jahr lang haben wir die Aktivisten begleitet, die das kleine Flugzeug zurück in die Hansestadt brachten. Der Atlantikflug 1928 ist heute noch legendär.

  • 65 Jahre Atlantikflug: "Ein kleiner Sprung übers Wasser", 1993

    Es war eine Heldentat des Barons, Günther Freiherr von Hünefeld. Im April startete er von Irland in Richtung Amerika. Wir erinnern an seinen spektakulären Flug.

  • 50 Jahre nach dem Atlantikflug: von Europa nach Amerika, 1978

    Im April 1928 überquerten Günter von Hünefeld mit den Piloten Hermann Köhl und James Fitzmaurice in einem Nonstop-Flug von Europa nach Amerika.

Autor

  • Tobias Nagorny
    Tobias Nagorny

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 13. April 2018, 7:50 Uhr

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