Ernte in Gefahr? So leiden Erdbeeren im Kreis Cuxhaven unter der Hitze

Ein Junge sitzt auf einer Schubkarre, isst Erdbeeren aus Eimern und wird von einer Frau geschoben.
Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Erdbeeren, der Inbegriff des Sommers. Im Norden werden sie gern selbst vom Feld gepflückt, doch die Lage ist dürftig: Hitze und Dürre setzen den Früchten zu – wie läuft die Ernte?

Erdbeerkuchen, Vanilleeis mit frischen Erdbeeren, Erdbeeren einfach pur – so schmeckt der Sommer. Für viele Menschen gehört das Selbstpflücken auf dem Feld dazu. Doch in den letzten Wochen war es sehr heiß und hat bis Mitte dieser Woche wenig bis gar nicht geregnet. Da drängt sich die Frage auf: Welche Auswirkungen hat das auf das Wachstum in der Region? Zu Besuch auf einer Erdbeerplantage in Kirchwistedt im Landkreis Cuxhaven.

Imke Quast-Matthäi aus Geestland kniet neben ihrem sechsjährigen Sohn Jenke im Erdbeerfeld. Beide wollen Marmelade selber machen. Zwischen den Erdbeerreihen zupfen sie eine rote Frucht nach der anderen ab. Dabei stellen sie eine Veränderung gegenüber früheren Jahren fest.

Erdbeeren pflücken – wir versuchen das. Es gibt anscheinend nicht so viele dieses Jahr.

Imke Quast-Matthäi, Erdbeer-Kundin
Ein Junge sitzt auf einer Schubkarre und wird von einer Frau durch ein Feld geschoben.
Imke Quast-Matthäi und Sohn Jenke aus Geestland pflücken Erdbeeren vom Feld. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Jenke liebt Erdbeeren. Zwischendurch wandert eine in seinen Mund – Qualitätskontrolle muss sein. Urteil: "Saftig und sehr leicht zu kauen." Sein Liebstes: "Erdbeermarmelade!" Dafür müssen mehr Früchte her. Nach den ersten Minuten zieht er Bilanz und kommt auf etwa acht Stück. Zu wenig für ein Glas, seine Mutter hofft: "Vier Eimer, aber ich glaube das ist ein hohes Ziel. Die sind ziemlich klein, das dauert."

Wetter beunruhigt Erdbeerbauern

Feldbesitzer Volker Hildebrandt steht am Rand und schaut besorgt auf seine acht Hektar große Plantage. Das Wetter beunruhigt den Erdbeerbauern.

Es ist sehr warm und vor allem trocken. Wir würden in der Erdbeerzeit gerne um die 20 bis 25 Grad haben, das wäre optimal. Da es so trocken ist, sind wir auf eine Beregnungsanlage angewiesen. Ohne braucht man Kulturen wie Erdbeeren gar nicht anbauen.

Volker Hildebrandt, Erdbeerbauer

Sechs Wochen hat es kaum geregnet. Sonnenanbeter freuen sich über das Wetter. Schaut man aber genauer hin, auf den Rasen in Parks oder dem heimischen Garten, wird klar: Es regnet momentan einfach viel zu wenig. Hildebrandt beobachtet mit Argusaugen das Wachstum seiner Früchte.

Die werden schnell und alle gleichzeitig reif, man kann sie kaum noch ernten. Und sie werden nicht dick genug. Die Früchte könnten größer werden, wenn sie mehr Wasser hätten. Alles trägt zum Ertrag bei, aber es sind so verschiedene Jahre, das kann man nicht beeinflussen.

Volker Hildebrandt, Erdbeerbauer

Wechselnde Jahre bei Wetter und Ernte

Der Klimawandel ist nach Meinung von Hildebrandt allerdings nicht schuld an dem Wetter. Er baut seit 15 Jahren Erdbeeren an. In dieser Zeit hatte er schon Saisons mit zu wenig Regen oder zu viel, zu kalte Jahre oder zu heiße. Mal wurde wenig geerntet, dann kam ein Rekordjahr. Die Erdbeerplantage aufgeben werde er deshalb nicht, aber die Erntezeit wird dieses Jahr wahrscheinlich kürzer ausfallen.

Insgesamt rechnet er durchschnittlich mit drei Wochen Erntezeit. Dieses Jahr würden es wahrscheinlich eher nur zwei Wochen – aufgrund der Wärme und Trockenheit. Außerdem seien die Pflanzen dieses Frühjahr nicht gut gewachsen und im Vergleich weniger behangen.

Erdbeerenpflücken: dieses Jahr mühsam

Ein Junge sitzt neben Behältern mit Erdbeeren auf einer Schubkarre.
Aus der Ernte soll Erbeermarmelade werden. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Wer also diese Saison noch selbst Erdbeeren pflücken möchte, sollte sich ranhalten. Manche Felder sind ohnehin nur jeden zweiten Tag geöffnet, damit die Beeren nachwachsen können. Und Imke und Jenke? Nach einer guten Stunde schiebt die Mutter ihren Sohn in der Schubkarre, neben ihm: einige Behälter mit der Ernte.

"Ich bin fertig, wir haben aufgegeben", sagt sie. "Es war zu mühsam, zu wenige, zu viele kleine, zu viel suchen." Ein Eimer bleibt am Ende leer. Das Mutter-Sohn-Gespann kommt am Ende auf 8,26 Kilo Erdeeren, was mit 28,50 Euro zubuche schlägt. Ganz entmutigen lassen will sie sich allerdings nicht: "Wir versuchen es nochmal in ein paar Tagen."

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    Sina Derezynski Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 21. Juni 2023, 16:40 Uhr