Fragen & Antworten

So will Rot-Grün-Rot Bremer Drogenkonsumenten besser schützen

Ein Mann in einem weißen Kittel zeigt ein Testverfahren für das Drug Checking in einem mobilen Labor.

Wie das Prüfen von Drogen suchtkranke Bremer besser schützen soll

Bild: dpa | Martin Schutt

SPD, Grüne und Linke wollen das sogenannte Drug-Checking in Bremen einführen. Drogenkonsumenten könnten dabei ihre Drogen überprüfen lassen. Doch es gibt auch Kritik.

Gleich zwei Mal in den vergangenen Tagen sind in Deutschland Jugendliche gestorben, die Drogen genommen hatten und offenbar nicht wussten, dass diese höher dosiert waren als gewöhnlich. Um solche Fälle in Bremen zu verhindern, haben SPD, Grüne und Linke das sogenannte "Drug-Checking" in den Koalitionsvertrag aufgenommen.

Was ist das "Drug Checking"?

"Drug Checking" nennt man das Prüfen von Drogen auf ihre genauen Inhaltsstoffe. Suchtkranke sollen dazu die Möglichkeit bekommen, bevor sie diese Drogen konsumieren. Das Überprüfen kann in verschiedenen Verfahren passieren, die Palette an Möglichkeiten ist groß: Ein Schnelltest zeigt bereits nach 60 Sekunden erste Ergebnisse an, aufwendigere Verfahren können aber auch mehrere Tage in Anspruch nehmen. In Berlin und Thüringen gibt es schon die Möglichkeiten, Drogen checken zu lassen.

  • In Berlin schon eingeführt – kommt Drug Checking auch nach Bremen?

    Dass Menschen Drogen nehmen, kann auch der Bremer Senat nicht verhindern. Um den Drogenkonsum jedoch möglichst sicher zu gestalten, will er eine Maßnahme einführen.

Warum soll das Ganze eingeführt werden?

Das lässt sich gut am Beispiel Heroin erklären: Das, was als Heroin verkauft wird, ist meistens nicht nur Heroin. Oft werden noch andere, teilweise gefährliche Inhaltsstoffe beigemischt, zum Beispiel Fentanyl – eine synthetische Droge, die deutlich billiger ist und deshalb gern zum Strecken verwendet wird. Fentanyl ist aber sehr gefährlich, weil sie sehr schnell tödlich sein kann. Daneben gibt es auch Beimengungen von anderen Stoffen, die mit Drogen so gar nichts zu tun haben: etwa Blei oder Glassplitter. Diejenigen, die Drogen konsumieren, sollen also besser geschützt werden.

Wer unterstützt das Vorhaben?

Die neue Koalition hat sich vorgenommen, ein "Drug Checking" einzuführen – so steht es im Koalitionsvertrag. Einen genauen Zeitplan gibt es aber noch nicht, erstmal muss dafür auch das Geld gefunden werden.

Doch kaum sind die Pläne bekannt, regt sich schon Widerstand: Wiebke Winter, stellvertrende Fraktionsvorsitzende der CDU, wirft Rot-Grün-Rot vor, den Konsum staatlich zu erleichtern, statt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durch effektivere Präventionsprogramme in Schulen und öffentlichen Einrichtungen über die Gefahren aufzuklären und damit Konsum vorzubeugen. Und auch die Niedersächsische Landesregierung kann dem Thema offenbar nicht viel abgewinnen: Laut Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland hat sich Rot-Grün in Hannover dagegen entschieden, "Drug Checking" bei einzuführen.

Was genau erhofft sich Bremen von dem Projekt?

Es ist unwahrscheinlich, dass sich wirklich viele Menschen, die Drogen nehmen, vorher auf den Weg zu einer Drogentestungsstelle machen, um vor dem Einwerfen einer Pille einen Inhaltscheck zu machen. Die Comeback GmbH, die in Bremen unter anderem Suchtkranke betreut und berät, sagt deshalb, dass es wichtig wäre, so ein "Drug Checking" dort einzurichten, wo man möglichst viele niedrigschwellig erreicht – zum Beispiel im Drogenkonsumraum. Dort könnte die Maßnahme aber durchaus einen positiven Effekt haben.

"Die Nachfrage bestimmt den Markt. Wenn jemand bei zwei verschiedenen Stellen Drogen kaufen kann und bei der einen zeigt der Check, dass alles gut ist und bei der anderen ist Rattengift drin, dann wird man bei letzterer weniger kaufen oder die Leute darauf ansprechen", sagt Lea Albrecht, eine der Leiterinnen von Comeback. Ein bisschen Verbraucherschutz sei auch für Suchtkranke sehr wichtig, so Albrecht.

Welche rechtlichen Bedenken gibt es?

Drogen zu konsumieren ist erlaubt, Drogen zu besitzen, zu kaufen und zu verkaufen allerdings nicht – die Frage ist deswegen, ob die Polizei beim "Drug Checking" einfach wegschauen könnte. Die Lösung dafür sollen Kooperationsvereinbarungen mit Ordnungsbehörden und der Polizei sein. Diese gibt es in Bremen bereits für Drogenkonsumräume. Dadurch ist dann klar geregelt, dass das Überprüfen der Drogen dort so stattfinden kann. Die Bremer Gewerkschaft der Polizei hat bestätigt, dass auch sie ein Interesse daran haben, den Drogenkonsum möglichst sicher zu gestalten – Schwierigkeiten, zum Beispiel in Drogenkonsumräumen auch "Drug Checking" zu ermöglichen, sehen sie nicht.

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Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Katharina Mild
    Katharina Mild Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 28. Juni 2023, 15.10 Uhr