Claus Grobecker ist tot

*5. April 1935 †6. Februar 2018

Wie am Mittwoch bekannt wurde, ist der Bremer SPD-Politiker Claus Grobecker am 6. Februar 2018 gestorben. Das bestätigte ein Sprecher der Bremischen Bürgerschaft. Grobecker wurde 82 Jahre alt. Der Sozialdemokrat war zwischen 1970 und 1983 Abgeordneter im Deutschen Bundestag. Später war er in Bremen Finanz- und Arbeitssenator. Grobecker war bekannt durch seine bisweilen barsche Ausdrucksweise.

Bild: Radio Bremen

Der gelernte Buchdrucker machte eine steile Karriere in der Landes- und der Bundespolitik. In seine Amtszeit als Senator fiel der Niedergang des Bremer Vulkans.

Er war einer der letzten Vertreter der gerne als "Kanalarbeiter-Fraktion" titulierten Sozialdemokraten (SPD). Jener Arbeiter und Gewerkschafter, die in der SPD lange die Linie bestimmten, bevor sie von Lehrern und Juristen verdrängt wurden. Und diese Wurzeln nutzte der gelernte Buchdrucker Claus Grobecker durchaus gern. Selbst vor einem Untersuchungsausschuss der Bremischen Bürgerschaft zum Niedergang des Bremer Vulkan erklärte er seine nicht immer den juristischen Feinheiten entsprechende Wortwahl damit: "Beiträge ist mein Ausdruck. Sie wissen, dass ich aus der Arbeiterklasse komme."

Grobi lautete sein Beiname denn auch nicht zufällig. Denn Grobecker konnte einstielen und austeilen gleichermaßen. Und beides recht rustikal. "Dinge ermöglichen" hätte er das eher genannt. Einen Genossen zum Vorstandschef des Bremer Vulkan machen – Grobecker kriegte das hin. Und Jahre später bei eben diesem Vorstandschef dafür werben, dass er selbst ein Bündel ordentlich vergüteter Aufsichtsratsmandate im Konzern bekommt – für Grobecker kein anstößiges Ansinnen. Und darauf angesprochen konnte er keilen:

Wenn also jemand, der 25 Jahre seiner Zeit für das öffentliche Wohl geleistet hat, sich dann um einen neuen Job kümmert und dafür so diskriminiert wird, ist das eine Verwerfung der politischen Kultur.

Claus Grobecker

Grobecker machte seinen Weg durch die Instanzen. Nach der Schule und Lehre in Bremen engagierte sich früh in der Gewerkschaft. Betriebsratschef, Vorsitzender der IG Druck in Bremen und Mitglied im IG-Druck-Bundesvorstand. Der Eintritt in die SPD lässt nicht lange auf sich warten. Er wird Bürgerschaftsabgeordneter, Bundestagsabgeordneter, dort Vorsitzender des Haushaltsausschusses. Später dann in der Endphase der Kanzlerschaft Helmut Schmidts Staatssekretär im Bundesarbeitsministerium.

Zurück in Bremen wird Grobecker 1983 zunächst Arbeitssenator und dann Finanzsenator. In beiden Ämtern hat er stets mit den Krisen der Bremer Wirtschaft zu tun, vor allem mit dem Auftragsrückgang bei den Werften. Vieles gab es da zu regeln, EU-konform zu gestalten, zu "ermöglichen" eben. Vor dem erwähnten Untersuchungsausschuss formulierte er das so:

Wir haben ersatzweise unternommen, was das Unternehmen hätte unternehmen müssen. Wenn der Senat nichts unternahm, wurde in Bremen gar nichts unternommen. Ich bekenne mich zu meiner Politik. Ich war Arbeitssenator und kein Arbeitslosensenator.

Claus Grobecker
Claus Grobecker
Claus Grobecker: Senator aus der Kanalarbeiter-Fraktion. Bild: dpa | Meyer

Als Finanzsenator verhandelte er nach einem für das Land Bremen günstigen Urteil des Bundesverfassungsgerichts Mitte der 80er Jahre einen neuen Länderfinanzausgleich aus. Die Ämter bringen weitere mit sich, unter anderem in Aufsichtsräten. Eines fällt ihm später noch vor die Füße: Als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Bremen bekam er lange Strom zum günstigen Werkstarif. Die Ersparnis: Über 13.000 D-Mark. Dass der Stadtwerke-Vorstandschef ein Essen mit Grobecker als "Vorbereitung der Aufsichtsratssitzung" bei der Firmenkasse abrechnet, bringt Grobi richtig auf die Palme. An den Ausschussvorsitzenden Günter Niederbremer, CDU, gerichtet stellte er klar: "Wenn Sie mich zum Bier und Frikadelle einladen und rechnen das anschließend bei der Bürgerschaft ab, werde ich nie wieder ein Bier mit Ihnen trinken!"

Bleibende Spuren hat Grobecker an der Küste hinterlassen: Die Havarie des Frachter "Pallas" vor der schleswig-holsteinischen Küste hatte schwere organisatorische Mängel in der Bergung des Frachters offenbart. Im Auftrag des Bundesverkehrsministers leitete Grobecker eine Kommission, die den Einsatz analysieren und Verbesserungsvorschläge machen sollte. Das Ergebnis ist das Havariekommando in Cuxhaven.

Autor

  • Karl-Henry Lahmann
    Karl-Henry Lahmann

Dieses Thema im Programm: Hörfunknachrichten, 7. Februar 2018, 14 Uhr

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