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Erst kein Asbest, nun doch? Verwirrung um Bremerhavens Karstadt-Abriss

Vor dem alten Karstadt-Gebäude in Bremerhaven stehen mehrere Schutt-Container.

Erst kein Asbest, nun doch? Verwirrung um Bremerhavens Karstadt-Abriss

Bild: Radio Bremen | Helge Hommers

Immer wieder betonte die Stadt, im alten Karstadt-Gebäude sei kein Asbest verbaut. Ist es aber doch. Die Stadt spricht jetzt von einem Kommunikationsfehler.

Wie überraschend war der Asbest-Fund?

Im Grunde genommen gar nicht. Denn dass die Arbeiter bei der Entkernung auf Asbest stoßen würden, davon war die Stadt nach eigenen Angaben sogar ausgegangen. Eröffnet wurde das Gebäude nämlich im Jahr 1960. Also einer Zeit, in der man den Baustoff häufig genutzt hat. Das Verbot, Asbest sowohl herzustellen als auch einzusetzen, kam erst 1993. Seit 2005 gilt das Verbot sogar europaweit.

Und wieso hat die Stadt dann stets behauptet, es gebe kein Asbest?

Das ist einem Gutachten geschuldet, das die Stadt vor der Abriss-Ausschreibung in Auftrag gegeben hatte. Damals hatte eine Spezialfirma den Beton — genauer gesagt: Abstandshalter in Form kleiner Plättchen, die im Beton verbaut worden sind — auf Asbest untersucht. Und in denen war kein Asbest gefunden worden. Das sorgte für Aufatmen bei der Stadt, denn ansonsten hätten diese Plättchen laut einer Sprecherin "alle einzeln mit der Hand entfernt werden müssen". Was die Abrissarbeiten zum einen erheblich verlängert, zum anderen die Kosten deutlich gesteigert hätte.

Nach dem Befund hatten die Stadt — und auch Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) — öffentlich wiederholt mitgeteilt, es liege gar kein Asbest vor — gegenüber buten un binnen zuletzt im Januar dieses Jahres. Doch das sei von der Pressestelle und somit auch von Grantz "unglücklicherweise" falsch kommuniziert worden, räumte die Stadt im Gespräch mit buten un binnen ein. Denn: "Es ist nie ausgeschlossen worden, dass es gar kein Asbest gibt", betonte die Sprecherin.

Wird der Abriss durch die Asbestentfernung mehr kosten?

Laut der Sprecherin ist das nicht der Fall. Denn in den bislang veranschlagten Kosten sei die mögliche Entfernung von Asbest schon enthalten gewesen. Demnach soll es also bei den kalkulierten Kosten in Höhe von drei Millionen Euro bleiben.

Ist denn die zuständige Abrissfirma auf die Entfernung von Asbest auch vorbereitet?

Nach Angaben der Stadt ist sie das. Die Mitarbeiter sind daher auch mit Vollschutzanzügen ausgestattet. Das ist notwendig, da Asbest hochgiftig ist. Atmet man schon kleine Partikel davon ein, kann das eine Krebserkrankung verursachen. Damit kein Asbest nach draußen gelangt, wird auch in sogenannten Unterdruckkammern gearbeitet.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, der Nachmittag, 15. Mai 2024, 14:40 Uhr