Fragen & Antworten

Bremerhaven bekommt Wasserstoffbusse – das können die neuen Fahrzeuge

Ein Bus steht in einer Halle.
Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

In Bremerhaven gehen im neuen Jahr die ersten Wasserstoffbusse des Landes an den Start – emissionsfrei und umweltfreundlich. Nun wurden die neuen Fahrzeuge vorgestellt.

Ein Teil der Wasserstoffstrategie des Landes Bremen ist ab Januar auf Bremerhavens Straßen zu sehen: Dann nämlich treten die ersten Wasserstoffbusse ihren Dienst an. Zunächst verkehren drei Busse auf der Linie des Hafen-Liners. Nun wurden die neuen Fahrzeuge vorgestellt.

Wasserstoffbus – was bedeutet das überhaupt?

Anders als herkömmliche Dieselbusse fahren die neuen Bremerhavener Busse emissionsfrei. Dabei wird in Brennstoffzellen aus Wasserstoff Strom erzeugt, der über eine Batterie den Elektromotor antreibt. Die Fahrzeuge erreichen so eine Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Der als grün bezeichnete Wasserstoff wird mithilfe von Windenergie erzeugt. Aus dem Auspuff kommen keine Abgase, nur reines Wasser.

Die Busse gehören zur Baureihe "Caetano H2.City Gold", wurden gemeinsam mit dem Hersteller Toyota entwickelt und in Portugal produziert. Sie haben bieten 34 Sitz- sowie 30 Stehplätze, sind 12 Meter lang und damit kürzer als die Gelenkbusse, die Bremerhaven sonst oft fahren.

Zwei Tanksäulen stehen auf einem Hof.
Eine Füllung mit der provisorischen Tankstelle soll zwei bis drei Stunden dauern. Später soll es laut Hersteller nur noch neun Minuten dauern. Bild: Radio Bremen | Carolin Henkenberens

Woher kommt der Wasserstoff für die Busse?

Momentan wird der Wasserstoff noch aus Schleswig-Holstein angeliefert. Da steht ein Windrad, das den Strom für die Wasserstoff-Produktion erzeugt. Bald soll das alles aber in Bremerhaven passieren. Derzeit kommt eine kleine, provisorische H2-Tankstelle auf dem Betriebshof der Verkehrsgesellschaft zum Einsatz. Dort tanken die Busse mit einer Zapfsäule Wasserstoff. Noch 2023 soll eine größere, öffentliche Tankstelle in dessen Nähe entstehen.

Das klingt sehr klimafreundlich – gibt es keinen Haken?

Es muss sich zeigen, wie sich die drei Busse im Alltag bewähren. Viele Erfahrungswerte gibt es noch nicht. Robert Haase, Geschäftsführer von Bremerhaven Bus, zeigte sich bei der Vorstellung jedenfalls erfreut.

Wir sind sehr froh – das ist für uns jetzt der Einstieg in die Zero-Emission-Mobilität. Erstmal mit drei Bussen, wir bekommen dann noch vier weitere geliefert. Das ist wirklich grüner Wasserstoff, den wir verfahren, wirklich ohne jegliche Emission.

Ein Mann mit Brille blickt in die Kamera.
Robert Haase, Geschäftsführer Bremerhaven Bus

Wie fährt es sich denn in so einem Wasserstoffbus?

Eine Probefahrt vorab zeigt: Gefühlt ist die Fahrt in einem Wasserstoffbus etwas anderes als in einem mit Dieselmotor. Das Fahrgefühl lässt sich eher in Richtung Elektroauto beschreiben – wesentlich leiser und ruhiger. Kein Wunder, ist es doch eine Art Elektrobus, dessen Strom mit Wasserstoff generiert wird.

Und wie lange hat Bremerhaven auf die Busse gewartet?

Vom Antrag bis zur Auslieferung sind tatsächlich nur eineinhalb Jahre vergangen. Insgesamt sollen in Bremerhaven sieben Wasserstoffbusse fahren. Die ersten drei sind nun da, vier weitere sind bestellt. Keine billige Anschaffung: Ein einziger der Busse kostet 700.000 Euro. Das ist in etwa das Dreifache eines Dieselbusses. Finanziert werden die Kosten von insgesamt 5,6 Millionen Euro mit Geld aus dem Bremen-Fonds. Federführend bei dem Projekt ist die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Claudia Schilling (SPD). In der Summe ist neben den Fahrzeugen auch die nötige Infrastruktur enthalten.

Wir setzen darauf, dass Bremerhaven zum Wasserstoff-Kompetenzzentrum ausgebaut wird. Zum einen im Hinblick auf die Forschung, da haben wir ein Elektrolyseur-Testfeld. Und zum anderen auf die Anwendung – da sind Wasserstoffbusse. Es werden weitere Anwendungen geprüft. Deswegen investieren wir hier auch relativ große Summen.

Porträt von Claudia Schilling im Fernsehinterview bei Radio Bremen
Claudia Schilling, Wissenschaftssenatorin

Sehen die neuen Busse aus wie alle anderen in Bremerhaven?

Von außen erkennt man sie, weil sie bunt beklebt sind: mit Blumen im Hippie-Stil. Außerdem haben die Busse eine Aufschrift: "Luft und Liebe" – eine Anspielung darauf, dass der Wasserstoff aus Windenergie kommt. Auf dem Dach haben die Busse einen weißen Aufbau. Darin steckt die Technik, beispielsweise die Wasserstofftanks.

Gibt es in Bremerhaven weitere Pläne für Wasserstoff getriebene Mobilität?

Ja, Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz (SPD) möchte die Zahl der Wasserstoff betriebenen Fahrzeuge in der Stadt erhöhen. Er wünsche sich, dass künftig eine Weserfähre zwischen Bremerhaven und Nordenham/Blexen mit Wasserstoff fährt. Das Geld für den Bau eines solchen Schiffes hat die Stadt demnach beim Klimaschutzfonds des Landes Bremen beantragt.

So wird "grüner" Wasserstoff hergestellt

Bild: Radio Bremen

Mehr zum Thema Wasserstoff:

  • So soll in Bremerhaven Windstrom zu Wasserstoff werden

    Mit dem ersten Spatenstich haben heute offiziell die Arbeiten für das so genannte Hydrogen Lab im Süden Bremerhavens begonnen. Dort entsteht ein Testfeld für die Umwandlung von Windstrom in Wasserstoff.

  • Schafft es Bremen, sich als Wasserstoff-Hochburg zu etablieren?

    Die größte Wasserstoff-Messe der Welt hat Bremen als Standort gewählt. Trotzdem steht die Hansestadt unter Konkurrenzdruck, was die Zukunftsindustrie betrifft.

Autorinnen und Autoren

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Bremen Vier Läuft, 16. Dezember 2022, 15:15 Uhr