Bremer Clubbetreiber: "Stimmung eher gedämpft als optimistisch"

Menschen tanzen in einem Nachtclub
In der Coronakrise bangten Diskotheken und Lokale um ihre Existenz. Noch ist es aber für viele nicht alles im grünen Bereich. (Symbolbild) Bild: dpa | Daniel Kubirski

Die Corona-Vorschriften sind passé, in den Bremer Clubs wird wieder gefeiert wie eh und je. Doch wie geht es den Lokalen wirklich?

In der Coronakrise mussten viele Bremer Clubs um ihre Existenz bangen. Das ist jetzt vorbei. Die letzten Corona-Regeln sind gefallen, es darf wieder gefeiert werden. Ohne Abstand, ohne Maske, ohne Teilnehmerobergrenze. Ist das aber genug, um die Bremer Clubs wieder auf die Beine zu bringen? Kommen die Gäste inzwischen so zahlreich wie früher? Das sagen Bremer Betreiber.

Modernes: Besucherzahl wieder auf Vor-Corona-Niveau

Edu Woltersdorff, der in Bremen-Neustadt die Diskothek Modernes mitbetreibt, sagt, die Besucherzahl sei bei ihnen wieder so hoch wie vor Corona. Eigentlich habe sich die Lage inzwischen sogar verbessert, der Umsatz sei deutlich höher als noch vor vier Jahren, nicht zuletzt dank der erhöhten Eintritts- und Getränkepreise.

Trotzdem blickt der Club-Geschäftsführer zurückhaltend in die Zukunft, denn es gebe derzeit "immense und anhaltende Kostensteigerungen in allen Bereichen, die das Ergebnis zunehmend negativ beeinflussen".

So benötigen wir für den Break-even schon jetzt eine höhere Auslastung als vor Corona – und das bei einem Trend, der bundesweit rückläufig ist. Entsprechend ist die Stimmung in der Branche eher gedämpft als optimistisch.

Edu Woltersdorff, Geschäftsführer Modernes

Lila Eule: Personalmangel schränkte Betrieb ein

Eine andere Erfahrung macht gerade Michael Pietsch, Geschäftsführer des Lila Eule-Clubs im Bremer Viertel. Noch seien Besucherzahlen und Umsatz nicht auf dem Vor-Corona-Niveau. Das habe mit dem Personalmangel zu tun, der lange keinen Normalbetrieb zuließ, erläutert er. Stark gestiegene Kosten für Personal, Energie und Waren haben die Lage dann zusätzlich verschlimmert. "Als Club für Studierende und Normalverdiener können wir die Kostensteigerungen nicht weiterreichen – wir haben Dutzende Kioske in direkter Nachbarschaft", erläutert er.

Corona, Ukraine-Krieg, Inflation... es könnte einfacher sein.

Michael Pietsch von der Lila Eule
Michael Pietsch, Lila Eule

Außerdem macht dem Bremer Clubbetreiber ein ganz anderes Problem zu schaffen, und zwar die Lage auf den Straßen in direkter Nähe des Lokals. In den vergangenen Jahren sei das "aus dem Straßensuff entstandene Gemengelage von Drogen, Diebstahl, sexueller Belästigung und Vermüllung" zum Problem geworden.

Pietsch bleibt jedoch optimistisch. Immerhin seien seine Gäste und die Stimmung in den Partynächten nach wie vor toll.

Die Lage ist nicht hoffnungslos und Fatalismus ist nicht selten ein Partybeschleuniger im Unterhaltungssektor.

Michael Pietsch von der Lila Eule
Michael Pietsch, Lila Eule

Verband: Erfahrungen sind ganz unterschiedlich

Beim Clubverstärker, dem Verband der Bremer Musikspielstätten, machen die Betreiber im Augenblick teils unterschiedliche Erfahrungen. So sagt das Kulturbüro Nord, das Veranstaltungen in Bremen-Nord organisiert, dass diese derzeit sogar besser als vor Corona liefen. Allerdings sei das Publikum anders.

In unserem Fall kommt vor allem die Generation U25 und Ü60. Wir vermuten, dass die Altersgruppe dazwischen (30-60) aktuell eher mit anderen Problemen wie Kaufkraft, gestiegenen Energiekosten, Kinder der "Coronageneration", Krediten usw. zu kämpfen hat!

Malte Prieser
Malte Prieser, Kulturbüro Nord

Auch der Umsatz sei gestiegen, allerdings drohen die Energiekosten ebenfalls kräftig zuzunehmen, was das Endergebnis gefährde.

Ganz anders sieht es die Kulturkneipe Pusta Stube. Der Umsatz sei zurückgegangen und die Besucherzahl noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau. Die Preissteigerungen seien eine zusätzliche Belastung. Inzwischen buche man nur noch Künstler und Künstlerinnen aus Bremen und dem Umland, da das Risiko einer Absage bestehe, erläutert die Besitzerin Cornelia Staffeldt. "Die Veranstaltungen sind schwer planbar. Der scheinbare Aufschwung Ende 2022 hat sich nicht fortgesetzt."

Bestimmte Veranstaltungen funktionieren, ansonsten sieht es eher düster aus.

Cornelia Staffeldt, Pusta Stube

Hohe Kosten, wenig Personal: So geht es der Bremer Gastronomie

Bild: Radio Bremen

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Autorin

  • Serena Bilanceri
    Serena Bilanceri Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. April 2023, 19:30 Uhr