Fragen & Antworten

Wieso immer mehr Gaststätten in Bremen ums Überleben kämpfen

Bild: dpa | Shotshop/Monkey Business 2

Kaum Personal, hohe Kosten, klamme Kunden: Vielen Gastwirten droht das Aus. Gerade Bremens Eckkneipen kämpfen ums Überleben. Doch auch für einige Restaurants wird es eng.

Die Corona-Pandemie ist vorüber, zumindest insofern, als Gastwirte keinen neuen Lockdown befürchten müssen und so viele Gäste bewirten dürfen, wie sie wollen. Soweit die Theorie. In der Praxis steckt die Gastro in einer tiefen Krise. Viele Betriebe mussten bereits schließen, weitere stehen auf der Kippe. Das sind die Gründe dafür:

Ein Chefkoch zeigt Auszubildenden die Zubereitung einer Sauße.
Ein Bild mit Seltenheitswert: Denn tatsächlich wollen immer weniger junge Menschen lernen, wie man professionell kocht oder Speisen serviert. Bild: dpa | empics/Doug Peters

Viel ist von Personalmangel in der Gastronomie die Rede. Wieso fehlt es der Gastro noch mehr an Personal als anderen Branchen?

Viele ehemals in der Gastronomie beschäftigte Arbeitskräfte, insbesondere Aushilfskräfte, sind während der Corona-Pandemie in andere Branchen gewechselt, da sie in der Gastro zeitweise kaum oder gar nicht arbeiten konnten. Zwar seien einige von ihnen zurückgekommen, aber längst nicht alle, sagt Detlef Pauls, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) in Bremen. Hinzu kommt ein Mangel an Auszubildenden. "Wir geben jedem, der bei uns zum Vorstellungsgespräch erscheint, eine Chance. Auch denen, die nur einen Hauptschulabschluss haben", so Pauls. Allerdings erschienen viele Bewerberinnen und Bewerber gar nicht erst zu Vorstellungsgesprächen. Auch Pauls Kollege Piet Rothe vom Dehoga in Bremerhaven stellt daher fest, dass "wir kaum noch ausbildungsfähige Menschen finden."

Ein großes Problem aus Sicht vieler Gastwirte ist zudem, dass sich das Verhältnis zu Arbeit bei vielen verändert habe: "Der Arbeitskräftemangel ist nicht nur ein Personenmangel, sondern wird auch dadurch verschärft, dass viele weniger arbeiten und die Arbeit keine Priorität mehr genießt", sagt Rothe. Oliver Trey, Vorsitzender der Bremer Gastro-Gemeinschaft, bestätigt: "Die eine oder andere einstige Vollzeitkraft arbeitet jetzt nur noch aushilfsweise in der Gastro."

Die Folgen des Personalmangels sind gravierend für die Branche. So müssten etliche Betriebe in Bremen schon länger ihre Öffnungszeiten einschränken und hätten sogar, zulasten ihrer Umsätze, Schließtage eingeführt, berichtet Detlef Pauls.

Was macht der Gastronomie neben dem Mangel an Personal außerdem zu schaffen?

Die hohen Preise, insbesondere die für Lebensmittel aber auch für Energie. Denn auf beiden bleiben die Gastwirte, zumindest teilweise, sitzen. So erklärt Thorsten Lieder, Geschäftsführer der Bremer Gastro-Gemeinschaft: "Wir können unsere Preise nicht immer noch weiter erhöhen. Wenn wir alles an die Kunden weitergeben, dann kommen sie nicht mehr." Schon jetzt sei deutlich zu spüren, dass es vielen Menschen an Geld fehlt: "Die Leute verzehren weniger", so Lieder. Und auch Detlef Pauls stellt fest: "Man merkt, dass viele sparen."

„Geschlossen/Closed/Ferme“ steht an der Eingangstüre eines Cafés geschrieben.
Wegen des Mangels an Personal haben viele Gaststätten kürzer und seltener geöffnet als früher. Einige müssen sogar ganz schließen. Bild: dpa | Christoph Schmidt

Mussten wegen der Krise im laufenden Jahr schon Gaststätten im Land Bremen schließen, und was für Gaststätten sind besonders vom Aus bedroht?

Ja. Genaue Zahlen sind zwar nicht bekannt. Doch allein die Bremer Gastro-Gemeinschaft verzeichnet für das erste Quartal des laufenden Jahres über 20 Betriebe ihrer Mitglieder, die entweder dicht machen mussten oder den Besitzer gewechselt haben. Die Gastro-Gemeinschaft hat gut 400 Mitglieder, die meisten davon in der Stadt Bremen, aber auch einige in Bremerhaven und im Bremer Umland.

Am härtesten trifft die Krise Gastro-Gemeinschafts-Geschäftsführer Thorsten Lieder zufolge kleine Eckkneipen in Stadtteilen wie Gröpelingen, Hemelingen oder Osterholz. Denn diese Kneipen bekämen oftmals deutlich zu spüren, dass es auch großen Teilen ihrer Kundschaft wirtschaftlich nicht mehr so gut geht wie noch vor wenigen Jahren.

Wer früher drei Bier getrunken hat, trinkt heute nur eins.

Thorsten Lieder, Bremer Gastro-Gemeinschaft

Viele einstige Stammgäste blieben inzwischen auch ganz den Kneipen fern und tränken ihr Bier lieber zuhause.

Wie hilft die Politik der Bremer Gastronomie in der Krise?

Der Dehoga Bremen, die Bremer Gastro-Gemeinschaft und die Bremer Wirtschaftsförderung (WfB) wollen demnächst eine gemeinsame Image-Kampagne gegen den Fachkräftemangel in der Gastronomie starten, unter anderem mit Werbung auf Plakaten. Die WfB werde diese Kampagne auch finanziell unterstützen, sagt Gastro-Gemeinschafts-Geschäftsführer Thorsten Lieder. Das Hauptziel der Kampagne werde darin bestehen, Azubis und Mitarbeiter für Bremens Gastronomie zu gewinnen.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. April 2023, 19.30 Uhr