Interview

Bremer Verbraucherschützer: So sicher sind digitale Zahlungsmittel

Jemand hält in einem Geschäft ein Handy über ein Bezahlterminal.
Wie sicher ist das Zahlen mit dem Smartphone wirklich? Bild: Imago | Westend61

Mit Karte, Smartphone, sogar Armbanduhr: Die Bremer zahlen immer häufiger digital, auch kontaktlos. Doch Bargeld vertrauen sie mehr. Ist das berechtigt?

Digitales Bezahlen mit Karte, Smartphone oder Uhr geht schnell und ist einfach wie nie zuvor. Dennoch ist die Skepsis bei den Radio-Bremen-Meinungsmeldern noch groß. So wie bei vielen Verbrauchern bundesweit. Sie sorgen sich um ihre Sicherheit und ihre Daten – und finden die Anonymität beim Barzahlen wichtig, wie eine Studie der Bundesbank zeigt.

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Außerdem geht es niemanden etwas an, wo ich einkaufe, wie viel, oder was. Oder wo ich wann einkaufe oder tanke, oder was auch immer, nennt sich Privatsphäre.

55-Jähriger Meinungsmelder, zahlt lieber bar

Der Finanz-Experte der Verbraucherzentrale Bremen, Thomas Mai, hat buten un binnen erklärt, wie sicher das digitale Bezahlen ist und was er empfehlen würde.

Herr Mai, viele Menschen sorgen sich, dass digitale Bezahlmöglichkeiten nicht sicher sind. Wie begründet ist das Misstrauen? 

Es gibt immer neue Techniken, bei denen Misstrauen begründet ist. Aber was den Zahlungsvorgang selber angeht, egal ob ich mit meiner Girocard oder mit einer Bezahl-App bezahle, kenne ich keinen Fall, bei dem das Geld nicht beim Händler angekommen ist. Der Bezahlvorgang ist recht sicher. Etwas anderes ist der Datenschutz oder sind die Kosten des Bezahlvorgangs.  

Bevor wir zum Thema Daten kommen: Gerade beim kontaktlosen Bezahlen fühlen sich viele unsicher. Die Szenarien, von denen man hört, sind spektakulär: Betrüger könnten mit der richtigen Technik einfach im Vorbeigehen Geld von der Karte abheben. Wie realistisch ist das?

Portrait von Thomas Mai
Thomas Mai von der Verbraucherzentrale gibt Tipps zum digitalen Zahlen. Bild: Verbraucherzentrale Bremen

Ich halte die Gefahr für sehr gering, das ist kein Geschäftsmodell für Betrüger. Die müssten erst ein Kartenlesegerät erwerben und sich bei den Geldinstituten offiziell mit Firma, Name und Geschäft anmelden. Die Angaben werden geprüft – und wohl kaum ein Betrüger wird sich da anmelden und alles von sich preisgeben.

Außerdem kann man zwar bis zu 50 Euro kontaktlos abbuchen, aber beim zweiten oder dritten Mal wird die Pin erfragt. Und der Vorgang des kontaktlosen Zahlens ist zwar recht einfach und funktioniert auch sehr gut – aber auf ein bis zwei Zentimeter. Ein Betrüger müsste schon ziemlich nah an die Menschen herangehen, was mit der Zeit auffallen und später auch nachverfolgt werden könnte.

Dass dem Verbraucher durch das digitale Bezahlen Geld gestohlen wird, ist Ihrer Einschätzung nach unwahrscheinlich. Aber Sie haben eingangs Kosten angesprochen, meinen Sie Gebühren?

Beim Händler oder Online haben Verbraucher ja viele digitale Bezahlmöglichkeiten. Smartphone mit einer Bezahl-App, wie die Kunden-App der eigenen Bank oder die eines Drittanbieters wie Apple-Pay oder Samsung-Pay. Oder man zahlt mit einer Visa- oder Mastercard. Diese Drittanbieter haben Kosten, die sie erst mal den Händlern in Rechnung stellen. Diese geben die Kosten dann an den Verbraucher weiter. Heißt: Produkte werden teurer.

Beim Barzahlen jedoch gibt es keine Transaktionskosten für Händler und Verbraucher. Und auch mit der Girocard zu zahlen, ist deutlich günstiger als mit Kreditkarten. Deshalb ist es schon sinnvoll zu überlegen, mit der Girocard zu zahlen. Es ist einfach, sicher, läuft über mein eigenes Konto und es kommt auch kein Drittanbieter da rein. 

Spätestens wenn ein Hacker die Girosysteme lahmlegt, wird man erkennen, wie wichtig Bargeld ist. Und mir soll niemand erklären, dass das nicht möglich ist.

Ein 74-Jähriger Bremer Meinungsmelder

Würden Sie dann sagen, dass die Girocard das beste Zahlungsmittel ist?

Das ist natürlich auch eine Geschmacksfrage. Das Smartphone hat den Vorteil, dass man alles auf einem Gerät erledigen kann. Ich kann mit meinem Smartphone direkt beim Händler bezahlen, sogar den Eintritt ins Schwimmbad. Man hat damit auch keinen Papierkram. Man kann sogar digital den Kassenbon erhalten. Wenn auf dem Smartphone eine Bezahlapp der Hausbank genutzt wird, hat nur die auch Daten. Aber nutze ich einen Drittanbieter aus dem Ausland Google Pay und Apple Pay, haben diese einen Überblick über meine Bezahldaten. Inwiefern Google oder Apple die Daten auswerten, kann ich nicht sagen. Anbieter im Ausland wissen aber über die Bezahlvorgänge Bescheid.

Man übermittelt Dutzende Daten, die fleißig gesammelt werden. Wo geht wer einkaufen. Wie oft usw.

Eine Meinungsmelderin aus Bremen, 41 Jahre

Auch Supermärkte unter anderem bieten inzwischen Karten mit Bezahlfunktion an. Wie sieht das mit den Daten da aus?

Beim Bezahlen mit Kundenkarte eines Supermarktes weiß der Supermarkt um die Ecke genau, was ich wann wie kaufe. Der schickt dann ganz gezielt dementsprechende Werbung. Wer "datensparsamer" zahlen möchte, sollte die Giro-Karte nutzen, da kein Dritter außer der eigenen Hausbank von dem Bezahlvorgang erfährt. Die Hausbank kennt den Kontostand sowieso.

Welches ist denn jetzt das sicherste digitale Bezahlmittel? Die Giro-Karte?

Im Geschäft ist es auf jeden Fall die Giro-Karte. Online ist es tatsächlich der Kauf auf Rechnung. Der ist zwar nicht digital, aber ich würde es immer bevorzugen. Man erhält die Ware, kann sie prüfen und dann erst überweist man den Betrag.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. März 2023 19:30 Uhr