Infografik

Wie viel Bargeld es in Bremen gibt – und was wirklich damit passiert

Hände halten viele Euro-Banknoten
Viele Menschen horten Bargeld. Bild: dpa | SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Mit Karte oder bar? Während der Corona-Pandemie haben viele das digitale Bezahlen für sich entdeckt – am besten kontaktlos. Aber wie wichtig Bargeld ist, zeigen diese Fakten.

Fassen Sie ihn mal an: Er ist weich, weicher als normales Papier. Gleichzeitig fester. Und hören Sie, wie er knistert? Lauter als ein einfacher Zettel vom Block. Der Geldschein ist besonders.

Nicht nur, weil er wertvoll ist, sondern weil viele Details in ihm stecken, um ihn haltbar und fälschungssicher zu machen. 90 Prozent Baumwolle zum Beispiel. Dazu Wasserzeichen, Hologramm, Sicherheitsfaden und und .... Geld herzustellen, ist aufwendig. Aber brauchen wir bei all den digitalen Zahlmöglichkeiten diesen Aufwand überhaupt? Ist Bargeld überholt?

Wir haben für diese Fragen relevante Fakten zusammengetragen – und Tatsachen, mit denen Sie einfach mal glänzen können.

1 Bargeld ist beliebt

Eine Frau hält mehrere 10-Euronoten in der Hand und blättert sie (Symbolbild)
77 Prozent der Bremer Meinungsmelder wollen nicht auf Bargeld verzichten. (Symbolbild) Bild: dpa | Westend61/WB-Images

Die meisten Deutschen zahlen am häufigsten mit Bargeld. Fast 60 Prozent (58) aller alltäglichen Zahlungen wurden im Jahr 2021 bar getätigt. Das geht aus der jüngsten repräsentativen Studie der Bundesbank zum Zahlungsverhalten hervor. Und die sagt auch: Fast 70 Prozent der Menschen wollen nicht darauf verzichten. Und genau so sehen es die Radio-Bremen-Meinungsmelder: 3.400 Menschen in Bremen, Bremerhaven und umzu wurden befragt. 77 Prozent sagen: Bargeld wird gebraucht.

2 Es gibt immer mehr Bargeld

Den Euro gibt es aktuell in 20 von 27 Ländern der Europäischen Union; laut Bundesfinanzministerium bezahlen damit 347 Millionen Menschen. Da werden also jede Menge Euros gebraucht. Wie viele Euro-Banknoten seit Einführung im Jahr 2002 in Umlauf gebracht wurde, sei auf Heller und Pfennig – Euro und Cent – exakt verbucht, so die Bundesbank. Ende 2022 waren das knapp 1,6 Billionen. Weil das so unvorstellbar ist hier als Zahl: 1.600.000.000.000 Euro, zwölf Ziffern nach der eins oder anders: 1.600 Milliarden, falls das hilft, die Summe zu verarbeiten.

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Die Bundesbank gibt übrigens das meiste Geld auf den Markt: Mehr als die Hälfte aller Euro-Banknoten im Euro-Raum hat sie in Umlauf gegeben, im Wert von 900 Milliarden.

3 Funfact: Die häufigste Banknote

Die Deutschen haben im Schnitt 100 Euro im Portemonnaie. Und welcher Schein ist der häufigste? Der 50er – vom Wert her betrachtet. Das heißt: Zählt man den Wert aller Scheine zusammen, kommt die größte Summe dabei heraus. Ende 2022 waren das 721,5 Milliarden Euro in 50-Euro-Scheinen im Euro-Raum. Kurz vor Weihnachten sind die übrigens besonders beliebt.

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Und die Münzen? Für die sind die Euro-Länder selbst zuständig. Deshalb hat jede Münze eine gemeinsame europäische Seite und eine nationale. Die 1-Cent-Münze wird am häufigsten ausgegeben, ihr Gesamtwert ist aber sieben Prozent Anteil an der Summe aller Münzen am kleinsten. Bei den 1- und 2-Euro-Münzen sind das 70 Prozent.

4 Millionen Euros im Sparstrumpf

Euronoten liegen auf einem Tisch (Symbolbild)
Der 50-Euro-Schein ist am beliebtesten, besonders vor Weihnachten. Bild: Imago | STPP

Wo ist das ganze Bargeld? Wie viel von den ausgegebenen Banknoten noch im Umlauf ist, kann man laut Bundesbank nur schätzen. Gucken wir uns an, wofür es gebraucht wird, dann wird einiges klarer.

Nur sieben Prozent (!) der Euros benutzen die Deutschen geschätzt für all das, was im Alltag anfällt: Einkaufen, Essen gehen und so weiter. In der Grafik heißt das "Transaktionen im Inland" – ganz schön klein das Tortenstück. Und das dickste Stück der Torte hat den Titel "Wertaufbewahrung" – 42 Prozent der Banknoten horten die Deutschen. Das liegt mutmaßlich unter Matratzen, in Spardosen oder privaten Safes – für schlechte Zeiten und den Handwerker. Außerdem lagern Unternehmen Bargeld.

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Zur Verdeutlichung: sieben Prozent klingen wenig, dahinter stecken aber geschätzte 61 Milliarden Euro.

5 900 Euro Bares für jeden Bremer und Bremerhavener

Jetzt zum Bargeld im Land Bremen. Bundesweit sind für alltägliche Zwecke wie oben beschrieben 61 Milliarden Euro im Umlauf. Für Bremen und Bremerhaven kann man das laut Bundesbank nur grob überschlagen, mithilfe des deutschen Bruttoinlandsprodukts; der Anteil Bremens liegt da bei einem Prozent. Und ein Prozent von 61 Milliarden sind 610 Millionen Euro. Im Schnitt sind pro Kopf also rund 900 Euro fürs Einkaufen und so weiter im Land Bremen im Umlauf.

6 Jung, alt, reich und arm

Vielleicht finden Sie sich in der nächsten Grafik wieder – nicht jeder schwört auf Bares. Laut Bundesbank sind das auf jeden Fall aber ältere Menschen ab 65 Jahren.

Spätestens wenn ein Hacker die Girosysteme lahmlegt, wird man erkennen, wie wichtig Bargeld ist. Und mir soll niemand erklären, dass das nicht möglich ist.

Ein 74-jähriger Bremer

Die 35- bis 44-Jährigen nutzen es am wenigsten. Erst mal überraschend: Besonders junge Erwachsene bevorzugen Bargeld vor digitalen Bezahlmöglichkeiten. Dass das kein Widerspruch sein muss, zeigt Teil zwei der Grafik.

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Je besser die finanzielle Lage, desto weniger wichtig ist den Menschen Bargeld. Wer sich dagegen in einer eher schlechten finanziellen Lage befindet, der zieht Bargeld vor. Weil sehr junge Menschen nichts oder meist nur gering verdienen, gilt für sie wohl: Was man in der Hand hat, hat man sicher.

7 Dem Bargeld geht es an den Kragen

Schließen wir den Kreis und schauen wie eingangs angekündigt, wie stabil die Liebe zum Bargeld wirklich ist: Die Grafik zeigt: Alles ist im Fluss. Auch das Verhalten der Menschen beim Bezahlen. Die Frage ist: Wie hoch ist der Anteil der unterschiedlichen Bezahlmöglichkeiten an allen getätigten Transaktionen, also an allen Zahlungen? Fahren Sie mit der Maus über die Grafik, so können Sie die einzelnen Bezahlformen in den Jahren 2017, 2020 und 2021 hervorheben, das ist leichter zu lesen.

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Barzahlungen nehmen ab: 74 Prozent aller Zahlungen waren es noch im Jahr 2017 und 2021 nur noch 58 Prozent. Das ist ein Trend, der wohl durch die Corona-Pandemie 2020 beschleunigt wurde. Die Menschen bezahlten beim Einkaufen zunehmend mit der Giro-Karte (Debitkarte), wenn möglich sogar mobil, also kontaktlos. Dieser Trend geht 2021 abgeschwächt, aber dennoch weiter und wird laut Bundesbank voraussichtlich zunehmen.

8 Fazit

Studien, die nur das Zahlverhalten der Menschen im Land Bremen untersuchen, gibt es nicht. Aber die nicht-repräsentative Befragung von Radio Bremen zeigt: Die Meinungsmelder fügen sich teils ganz gut ein in die große Umfrage der Bundesbank: Rund 70 Prozent (Bundesbank) und 77 Prozent (Meinungsmelder) wollen auf Bargeld nicht verzichten. Eins ist anders: Laut Bundesbank nimmt das digitale Bezahlen zu, doch Bargeld hat die Nase vorn. Die Meinungsmelder zahlen mit Karte und Bargeld gleich häufig: 42 Prozent mit Karte, 41 mit Bargeld. So oder so: Bargeld ist vielen noch wichtig. Das ist einer der Gründe.

Man kann nicht komplett auf Bargeld verzichten, da sonst zum Beispiel bei einem Stromausfall oder technischen Störungen (durch einen Computervirus, Netzausfälle und so weiter) keine Bezahlung möglich wäre und somit kein Einkauf.

Ein 35-jähriger Bremer

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Bild: Radio Bremen

Autorinnen

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. März 2023, 19:30 Uhr