Fragen & Antworten

Deshalb schließt das Bremer Focke Museum bald für 3 Jahre

Blick auf den Eingang des Bremer Focke-Museums.

Deshalb schließt das Bremer Focke-Museum bald für 3 Jahre

Bild: Imago | imagebroker

Wer einen Besuch im Focke Museum plant, sollte sich beeilen: Großteile des Landesmuseums für Kunst- und Kulturgeschichte schließen – und öffnen erst 2026 wieder ihre Türen.

Die Kunsthalle in Kiel hat im September das letzte Mal bis 2028 die Türen geöffnet, das Pergamon-Museum in Berlin ist erst 2037 wieder vollständig geöffnet – und auch das Bremer Focke Museum bleibt ab dem 20. November für drei Jahre geschlossen. Das sind die Gründe.

Was passiert in diesen drei Jahren im Focke Museum?

Der Ausstellungsraum im Haupthaus soll neu strukturiert werden, teilt das Focke Museum mit. Um mehr Platz für die neue Sammelausstellung zu gewinnen, werden die Innenhöfe überdacht. So soll eine 500 Quadratmeter große Ausstellungshalle entstehen. Vorübergehend war auch ein Anbau im Gespräch, der aber wieder verworfen wurde. Jetzt wird stattdessen das Hauptgebäude komplett neu strukturiert.

Den Sanierungsplan für das Gebäude aus den 1970er-Jahren gibt es eigentlich schon seit zehn Jahren, er wird aber erst jetzt umgesetzt. Es mangelte zuvor an Geld und Baumaterialien. Ein Problem, das auch andere Museen trifft, die längst renovierungsbedürftig sind.

Museen sind ja häufig in historischen Gebäuden, ähnlich wie Kathedralen, an denen man Jahrhunderte baut und immer wieder was zutun ist – so ist das schon immer gewesen. Die Anforderungen verändern sich aber in der Gesellschaft.

Kunsthistorikerin Anna Greve.
Anna Greve, Leiterin des Bremer Focke Museums

Anna Greve ist Mitglied im "Kreis der Geschichtsmuseen der deutschsprachigen Länder", wo genau diese bundesweit anstehenden Baumaßnahmen aktuell diskutiert werden. Zu den neuen Anforderungen an die Museen gehören vor allem zwei große Themen: Barrierefreiheit und Klimaschutz.

Warum sind Klimaschutz-Maßnahmen in Museen ein Thema?

Wie bei allen Gebäuden müssen Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden. Aber es gehe vor allem um den Schutz der Ausstellungsstücke, sagt Anna Greve. "Da die Temperaturen in Deutschland steigen, haben wir häufiger Starkregen. Dadurch müssen die Depots anders ausgerichtet sein. Außerdem verändert sich der Licht-Einfall." Diese Veränderungen müssten bei der Planung für die Baumaßnahmen beachtet werden.

Gleichzeitig werden die Konzepte für den Brand- und Kunstschutz verändert. Wenn es zum Beispiel zu Überschwemmungen kommt, müssten die Kunstwerke entsprechend gesichert sein. Das Pergamon-Museum zum Beispiel stattet seine großen Ausstellungsstücke mit Sensoren aus, die sie vor Erschütterungen und Feuchtigkeit schützen sollen.

Blick in die Ausstellung im Focke-Musem
Das Focke Museum verabschiedet sich mit einem Tag der offenen Tür. Bild: Focke-Museum | Martin Luther

Hätte man die Bauarbeiten nicht auch im laufenden Betrieb machen können?

In vielen Museen geht der Umbau praktisch mit einer kompletten Neuaufstellung einher, deswegen wäre eine schrittweise Sanierung nicht möglich. Die Schließzeit entspricht auch nicht unbedingt der Bauzeit. Denn zum Einen muss das Personal aus den Büros aus- und am Ende wieder einziehen. Zum Anderen dauert allein das Einlagern der Ausstellungsstücke eine Weile. Im Bremer Focke Museum müssen beispielsweise einige der historischen Statuen erstmal grundsätzlich vermessen und abgewogen werden, bevor sie in ein passendes Depot wandern können.

Wenn die Bauarbeiten abgeschlossen sind, kann in den Räumen zunächst nichts verändert werden, damit diese akklimatisiert werden können. Denn gerade wenn Kunstwerke oder empfindliche historische Stücke ausgestellt werden, muss das Klima in den Räumen erst wieder ausbalanciert, auf die richtige Temperatur und die richtige Luftfeuchtigkeit gebracht werden, bevor alle Ausstellungsstücke zurück geräumt werden können.

Was macht denn ein Museumsbetrieb, wenn drei Jahre die Pforten geschlossen sind?

In den meisten Museen weicht das Personal in Ausweichbüros aus. Die inhaltliche Arbeit geht also weiter. Das Stadtmuseum Oldenburg hat während seiner Schließzeit Pop-Up-Ausstellungen in der City gemacht. Die Kunsthalle Kiel arbeitet in der Zeit eng mit der dortigen Uni zusammen, sodass das Personal dahin ausgeliehen werden kann, wodurch die Arbeitsplätze erhalten werden.

Beim Focke Museum wird zurzeit noch an einem Plan für die kommenden drei Jahre gearbeitet. Es bleiben immerhin die Nebengebäude wie das historische Haus Riensberg geöffnet, wo jetzt schon Teile der Ausstellung untergebracht sind. Die Nebengebäude sowie das Haus Riensberg, der Eichenhof, die Scheune oder das Bauernhaus werden dann wohl intensiver bespielt. Auch der Garten mit seinem Spielplatz wird weiterhin geöffnet sein. Für "Fockes Fest" und weitere Traditions-Veranstaltungen im Garten stellen die Bauarbeiten laut Greve kein Hindernis dar.

Der Ausstellungsraum in der Lloyd-Passage wird noch bis zum 16. Dezember bespielt. Dort können Besucherinnen und Besucher momentan die Ausstellung "Till Eulenspiegel in Bremen" sehen.

Was erwartet Besucherinnen und Besucher nach der Wiedereröffnung 2026?

Mit den Umbau-Arbeiten will das Focke Museum auch neue Wege gehen. So sollen künftig die Funktionen "Museum" und "Bürgerforum" zusammen gedacht werden. Dazu soll im Haupthaus bis 2026 eine neue Sammlungs-Ausstellung zur Stadtgeschichte entstehen. Themen wie Stadtentwicklung und wirtschaftlicher Wandel sollen dabei "vertieft" dargestellt werden, erklärt eine Museumssprecherin.

Focke-Museum in Bremen widmet Eulenspiegel Ausstellung

Bild: Radio Bremen

Mehr zum Focke Museum:

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 26. Oktober 2023, 15:13 Uhr