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30 Jahre Eurodance: Itz, itz, itz und Bremen mittendrin

Die Bremer Eurodance-Pop-Band "Mr. President".
Die Bremer Eurodance-Pop-Band "Mr. President"bei der Echo-Preisverleihung 1999. Bild: dpa | Wolfgang Langenstrassen

"What is love?" Vor 30 Jahren schwappte die Eurodance-Welle besonders heftig über Deutschland. Der Sommerhit hieß "Mr. Vain" und auch eine Bremer Band schwamm bald mit.

Ob der singende Zahnarzt Dr. Alban aus Schweden, DJ BoBo aus der Schweiz oder Dancefloor-Formationen aus Deutschland wie Snap, Culture Beat und Mr. President: Sie alle gehören zur Eurodance-Ära. Nach der Neuen Deutschen Welle zehn Jahre zuvor und der weltpolitischen Wende der Jahre 1989 bis '91 war Popmusik plötzlich international, paneuropäisch und auch divers. In den frühen Jahren noch als Kirmes-Techno verschrien, schwappte die Welle 1993 besonders heftig über Deutschland. Der Sommerhit hieß "Mr. Vain".

Das scheinbar immer gleiche Prinzip hinter den Chart-Hits lautete: "Ein Team von europäischen Musikproduzenten erstellt einen Track und lässt attraktive People of Color dazu rappen, singen und tanzen – und zwar auf Englisch", sagt Nico Thom, Leiter des Klaus-Kuhnke-Instituts für Populäre Musik an der Hochschule für Künste Bremen.

Eurodance-Produktionen zeichnen sich durch eine klare Arbeitsteilung aus.

Nico Thom, Leiter des Klaus-Kuhnke-Instituts für Populäre Musik an der Hochschule für Künste Bremen

Im Grunde handele es sich um eine Mischung aus Hip-Hop und elektronischer Tanzmusik. "Die Texte sind in der Regel hedonistisch und kreisen um Themen wie Verliebtheit, Sexualität, Musik, Tanzen und unbekümmertes Partymachen", sagt der Musikwissenschaftler.

Eurodance war umstritten – und wegweisend

Einerseits sei Eurodance umstritten gewesen, weil es meist gecastete Formationen waren, die ihre kommerziellen Interessen und ihre Chartorientierung nicht verbargen, sagt Thom. "Insofern erscheint Eurodance manchen als synthetische, inhaltsarme und neoliberale Musik."

90er-Party am 10. August 2019 in der Rheinaue in Bonn: Ex-"Mr. President"-Sänger (LayZee) Delroy Rennalls steht auf der Bühne.
Der Ex-"Mr. President"-Sänger Delroy Rennalls steht heute noch immer bei 90er-Partys auf der Bühne – hier 2019 in Bonn. Bild: dpa | Revierfoto

Doch Eurodance habe andererseits wesentlich dazu beigetragen, Techno international populär zu machen. Die Eurodance-Künstlerinnen und Künstler gaben elektronischer Tanzmusik massenwirksam ein Gesicht und machten sie mit ihren Videoclips auch visuell anschlussfähig.

So auch die Bremer Formation Mr. President. Gegründet 1991, schafften sie ihren Durchbruch 1994 mit dem Song "Up’n Away". Ihr größter Hit, "Coco Jambo", erreichte 1996 in mehreren Ländern den Spitzenplatz in den Charts und kletterte in Deutschland bis auf Platz 2.

DJ BoBo letzter erfolgreicher Eurodance-Vertreter

Die meisten Eurodance-Gruppen, darunter auch Mr. President im Jahr 2007, haben sich allerdings längst aufgelöst. Die Künstler, Duos und Trios, die bis heute durchgehalten haben, treten meist auf 90er-Partys auf. Unter den deutschsprachigen Eurodance-Künstlern füllt heute im Grunde nur noch der Schweizer DJ BoBo Konzerthallen wie die Bremer ÖVB-Arena, wo er in diesem Sommer zu seinem 30-jährigen Bühnenjubiläum auftritt.

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Frage 1 von 7: Wie heißt DJ Bobo mit bürgerlichem Namen?

DJ Bobo bei einer Talkshow in Köln.
Bild: dpa | Foto Unger

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Dieses Thema im Programm: 3nach9, NDR/Radio Bremen Fernsehen, 30. September 2022, 22 Uhr