Kommentar

Bremen und Bremerhaven müssen endlich besser vernetzt werden

Fahrgäste steigen in eine Nordwestbahn ein (Archivbild)
Die Verbindung Bremen-Bremerhaven muss sich dringend verbessern, findet unsere Autorin. Bild: Imago | Kirchner-Media/Teresa Kröger

In den nächsten Wochen gibt es wieder viele Zugausfälle zwischen Bremen und Bremerhaven. Es muss sich dringend etwas ändern, findet buten un binnen-Autorin Carolin Henkenberens.

Wäre es nicht der Weg zur Arbeit, Pendlerinnen und Pendler zwischen Bremen und Bremerhaven könnten dieser Tage glatt Eierlikör und Buletten einpacken. Die zweckmäßige Fahrt zur Arbeit, sie gleicht einem Halbtagesausflug durch die Lande.

Denn die Zugverbindung zwischen Bremerhaven und Bremen ist nahezu gekappt. Seit Mitte Mai fahren keine Regionalzüge der Deutschen Bahn und seit dieser Woche kommt es auch zu Ausfällen bei der Nordwestbahn.

Bremen-Bremerhaven – von wegen vernetzt

Im Bürgerschaftswahlkampf war es die Bremer CDU, die für Bremen und Bremerhaven das Ziel auslobte: "Connected cities – das vernetzte Land" . Von "verbundenen" oder gar "vernetzten" Städten kann tatsächlich momentan nicht die Rede sein. Wohl eher: Bremen-Bremerhaven, disconnected cities!

Als Ersatz für die RE-Züge fahren Busse. Sogar ein Expressbus ohne Halt in Osterholz-Scharmbeck. Soweit so gut. Aber wer Pech hat, und jetzt kommen wir zu den Buletten, muss mit dem langsamen Bus fahren. Zum Beispiel weil der Schnellbus in dieser Stunde eben einfach nicht fährt. Dann eiert man heitere knapp 90 Minuten über die Lande. Juchei!

ÖPNV-Chaos geht noch bis zum 23. Juni

Richtig muckelig wird die Busfahrt, wenn am gleichen Tag ein Kreuzfahrtschiff in Bremerhaven ablegt. Dann drängeln gerne mal vier Dutzend Kreuzfahrt-Touristen mit ihren mindestens fünf Dutzend Reisekoffern um die begehrten Sitzplätze. Wieso gibt’s für diese Gruppen keinen Extrabus?

Eine Frau nutzt die VBN-App "Fahrplaner" an einer Straßenbahnhaltestelle.
Eine Frau nutzt die Fahrplan-App. Bild: Radio Bremen | Jonas Wronna

Ein Trost ist dieser Tage die eher langsame Nordwestbahn (NWB) (eine frühere Bundesbildungsministerin würde sagen "Hält an jeder Milchkanne"). Die NWB fährt nämlich teilweise normal, heißt: ohne Bus und quasi so, als sei nichts. Wobei: Normal ist relativ, es kommt auch zu Verspätungen. Also, doch lieber in den Bus? Die oberste Regel ist sowieso: Immer die App checken, immer.

Noch bis zum 23. Juni geht dieses ÖPNV-Chaos. Doch selbst danach, bis Ende August, fallen samstags und sonntags einige RE-Züge aus. Also auch während der Großevents Breminale und Maritime Tage.

Bauarbeiten sind bitter nötig

Nicht, dass Sie mich falsch verstehen: Dies soll keiner dieser üblichen Bahn-Haudrauf-Kommentare sein. Die Bauarbeiten sind bitter nötig. Und im Kern ist Bahnfahren ja eine super Sache. Komfortabel, oft mit W-Lan, umweltfreundlich, in der Regel pünktlicher als ihr Ruf und seit dem Start des 49-Euro-Tickets auch unschlagbar günstig.

Meine Kritik zielt auf Grundsätzliches: Wie kann es sein, dass die Infrastruktur über Jahre so vernachlässigt wurde, dass jetzt im Turbogang Gleise, Stellwerke, Brücken, Leit- und Signaltechnik modernisiert werden müssen? Wieso lässt das dritte Gleis auf der Strecke Bremen bis Bremen-Burg so lange auf sich warten? Die Zunahme der Mobilität und des Gütertransports waren doch absehbar.

Wieso schaffen es die Verkehrsunternehmen und Kommunen nicht, die Bauphase erträglicher zu gestalten? Wie wäre es mit Bussen im Halbstundentakt? Wieso sind Ersatzbusse nicht wenigstens mit Internet ausgestattet?

Zuverlässige Verbindung dringend nötig

Und: Wieso sind Bremen und Bremerhaven schlechter per Zug verbunden als Bremen und das niedersächsische Oldenburg? Selbst ohne Bauarbeiten kommt es ständig zu Störungen oder Verspätungen, die Taktung ist ziemlich dürftig. Auch der Preis einer einfachen Hin- und Rückfahrt von Bremerhaven nach Bremen mit 23,90 Euro (als VBN-Tagesticket) ist viel zu hoch. Wieso wurde der Vorschlag der SPD-Jugend "Jusos" nach einem "Brementicket" zum Preis von 10 Euro nicht wenigstens ausprobiert?

Bremen und Bremerhaven als Touristen- und Pendlerstädte, aber auch als Bundesland, das sich tatsächlich als eine Einheit versteht, sollten alles daran setzen, endlich eine zuverlässige und attraktive Verbindung zwischen beiden Städten zu haben.

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Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 26. Mai 2023, 16:20 Uhr