Infografik

Wo im Land Bremen gebaut wird – und was Bauarbeiten verzögert

Wohnen in Vielfalt: Kann so zukünftiger sozialer Wohungsbau aussehen?

Bild: Radio Bremen

Private Bauherren, aber auch große Gesellschaften haben es derzeit schwer. Woran das liegt, erklären Experten aus der Baubranche.

Gestiegene Zinsen, Inflation, gut ausgebuchte Handwerksbetriebe, Fachkräftemangel: In Bremen bestätigt sich aktuell ein bundesweiter Trend, dass es bei vielen Bauprojekten nicht so richtig vorangeht. Das liegt in vielen Fällen an einer schwierigen finanziellen Lage. Denn die gestiegenen Bauzinsen sorgen dafür, dass Menschen, die privat ein Eigenheim bauen wollen, neu kalkulieren müssen: Weil höhere Zinsen anfallen, bleibt ihnen weniger Geld übrig, das sie in ihr Haus stecken können oder aber sie müssen von ihrem Gehalt deutlich mehr als geplant dafür abzweigen.

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Schwierig für private Bauherren: Hohe Zinsen

Diese Folgen nimmt man auch bei der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) wahr. Die Privatbauten würden schlechter gefördert und die Zinsen gingen seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs nach oben, "die beiden Effekte haben mindestens den Privat-Bauern das Genick gebrochen", sagt Regionalleiter Christian Wechselbaum.

Große Bauprojekte in Bremen*

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Gewoba: Angebote zu Mondpreisen bekommen

Doch auch große Wohnungsbaugesellschaften und Investoren haben mit Problemen zu kämpfen. Dass der Markt an geeigneten Bauunternehmern wie leergefegt war, führte zum Beispiel beim Projekt "Kaffeequartier" der Gewoba zu Verzögerungen. "Wir haben letztes Jahr einen Generalunternehmer gesucht, aber kaum Bewerbungen bekommen, darunter waren keine qualifizierten Angebote oder aber nur zu Mondpreisen", sagt Christine Dose, Pressesprecherin der Gewoba. Ein Generalunternehmer arbeitet am Bau in koordinierender und organisatorischer Funktion, er engagiert Subunternehmer aus den verschiedenen Gewerken, wie zum Beispiel Dachdecker oder Maurer. Die Gewoba entschloss sich zu warten. "Wir hatten gehofft, dass dies auch Überhitzungseffekte auf dem Markt sind und haben dann entschieden, die Ausschreibung nochmal zurückzustellen und später erneut auszuschreiben."

Visualisierung des geplanten Kaffeequartiers in Bremen
So soll es im Kaffequartier in der Bremer Überseestadt Ende 2025 aussehen. Bild: Gewoba

Dose schätzt, dass es dadurch beim Kaffeequartier zu einer Verzögerung von einem halben bis Dreivierteljahr gekommen ist. Das Warten brachte Erfolg: Der Bauvertrag ist nun unterschrieben, im September soll es mit den Bauarbeiten losgehen. Auf dem Gelände am Hilde-Adolf-Park in der Überseestadt sollen bis Herbst 2025 zwei dreigeschossige Neubauten mit 73 Wohnungen sowie eine Kita, eine Inklusiv-WG und ein Feinkostgeschäft entstehen.

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Geld fließt in neue Heizungen

Das Kaffeequartier ist dabei kein Einzelfall. Auch auf der Baustelle für das Hochhaus an der Kohlhökerstraße im Bremer Viertel kommt es zu Verzögerungen. "Aufgrund der sich verändernden Faktoren in der Immobilienbranche verzögert sich die Einleitung der nächsten Bauphase", teilte der Projektentwickler Evoreal auf Anfrage mit. Und ähnlich wie bei privaten Bauherren sind auch bei Gesellschaften die Finanzen ein Problem. "Von den großen kommunalen Gesellschaften nehmen wir wahr, dass dort auch die Neubau-Projekte gerade heruntergefahren werden, weil die Gesellschaften das Geld brauchen für energetische Sanierungen, für den Austausch von Heizungen, für Dämmungen, neue Fenster", sagt Christian Wechselbaum von der IG Bau. "Es wird weiterhin Geld ausgegeben, aber nicht in Neubauten, sondern für Sanierungen." Dabei werde Wohnraum dringend gebraucht.

Doch es stehen auch Bauarbeiten in den Startlöchern: So startet in Bremerhaven jetzt das Bauprojekt auf dem Gelände der ehemaligen Kalksandsteinfabrik H.F. Kistner. Dort sollen bis 2025 insgesamt 132 Wohnungen entstehen. Geduld ist weiterhin beim ehemaligen Karstadt-Gebäude gefragt. Die Stadt Bremerhaven hatte es 2021 gekauft und wollte es abreißen lassen. Der Abriss soll nun bevorstehen. "Für das Karstadtgebäude läuft die genaue Abrissplanung auf Hochtouren", sagt Laura Bohlmann, Pressesprecherin des Magistrats Bremerhaven.

Große Bauprojekte in Bremerhaven*

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Ein auf viele Jahre Bauzeit angelegtes Großprojekt ist das Werftquartier. Hier soll auf dem ehemaligen Gelände der Seebeckwerft am Fischereihafen ein neuer Stadtteil entstehen. Als Teil davon haben die Arbeiten für den Neubau des Polizeireviers Geestemünde bereits begonnen. Als Anlaufstelle für Interessierte soll spätestens im Herbst ein Infopoint für das Werftquartier eröffnet werden, in dem zwei Ansprechpartner für Fragen zur Verfügung stehen sollen, sagt Bohlmann.

*Die Karten stellen einen Überblick dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 7. Juli 2023, 19:30 Uhr