Fragen & Antworten

Nach Bahn-Chaos in Norddeutschland: Was wir wissen – und was nicht

Sabotage legt Zugverkehr in Norddeutschland lahm

Bild: dpa | John Boutin

Der Zugverkehr in Bremen und dem ganzen Norden war am Samstag massiv beeinträchtigt. Schnell war von Sabotage die Rede. Doch wer steckt dahinter?

Was genau hat zu dem großflächigen Bahnausfall geführt?

"Wir wissen, dass an zwei unterschiedlichen Standorten in Deutschland Kabel vorsätzlich durchtrennt worden sind", sagte Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Die Eingriffe passierten am Karower Kreuz in Berlin und in Herne in Nordrhein-Westfalen. Dabei seien auch die Backup-System der Bahn ausgefallen, hieß es in Sicherheitskreisen.

Der Zugverkehr war daraufhin am Samstagmorgen nach Angaben der Deutschen Bahn vor allem in den Bundesländern Niedersachsen, Hamburg und Bremen ausgefallen. Dies betraf sowohl den Fern- als auch den Regional- und Güterverkehr. Allerdings waren auch die Fernverbindungen etwa nach Nordrhein-Westfalen sowie Berlin betroffen.

Wieso war schnell von Sabotage die Rede?

"Klar ist, dass es sich um ein gezieltes und mutwilliges Vorgehen handelt", so Bundesverkehrsminister Wissing. Die Hintergründe der Tat seien aber noch unklar. Zuvor hatte die Deutsche Bahn offiziell von einem Sabotageakt gesprochen. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) sagten eine rasche Aufklärung zu.

Auch Innenministerin Faeser erklärte: "Wir müssen von vorsätzlichen Taten ausgehen". Verteidigungsministerin Lambrecht zeigte sich vorsichtiger: "Es könnte sich um Sabotage handeln, aber soweit ich weiß, gibt es keine gesicherten Erkenntnisse." Justizminister Marco Buschmann (FDP) betonte auf Twitter: "Sollte es einen verfassungsfeindlichen Hintergrund geben, wird der Generalbundesanwalt ermitteln."


Wie sicher ist denn die Infrastruktur der Bahn?

In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Anschläge auf die Bahn gegeben, etwa durch Linksextremisten. Zudem gab es Störungen durch Kabeldiebstähle. Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den Lecks in den Gaspipelines durch die Ostsee wächst allerdings die Furcht vor gezielten Anschlägen auf die kritische Infrastruktur in Deutschland – auch durch ausländische Akteure.

Gibt es einen konkreten Verdacht?

Nein, bisher wohl nicht. Jedenfalls ist dieser nicht öffentlich bekannt. Die Ermittlungen werden in alle Richtungen geführt, erklärt die Bundespolizei. Am Abend wurden die Ermittlungen an das Landeskriminalamt in Berlin übergeben, wie Sprecher der Bundespolizei und des Berliner Lagezentrums am frühen Sonntagmorgen bestätigten. Bisher gibt es zu den Ermittlungen keine konkreten Aussagen.

Der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt glaubt allerdings nicht, dass der Anschlag auf das Konto von Linksextremen geht. "Vieles deutet auf eine neue Tätergruppierung hin, die vielleicht bessere Möglichkeiten hat", sagte Schmidt. "Das, was heute passiert ist, ist auf eine gewisse Weise professioneller."


Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 8. Oktober 2022, 19:30 Uhr