Hier will das AWI in Bremerhaven eigene Roboter und Geräte entwickeln

Ein Mann steht vor dem Messgerät Icebird im Technikum des AWI in Bremerhaven
Meereisphysiker Marcel Nicolaus vor dem "Icebird"-Messgerät

Hier will das AWI in Bremerhaven eigene Roboter und Geräte entwickeln

Bild: Radio Bremen/Carolin Henkenberens

Das Alfred-Wegener-Institut (AWI) hat mit dem "Technikum" ein Gebäude für die Entwicklung eigener Forschungsgeräte eingeweiht. Schon jetzt hat das AWI Instrumente entwickelt, die besondere Fähigkeiten haben.

Der Meereisphysiker Marcel Nicolaus steht vor dem sogenannten "Icebird“. Der sieht ein wenig aus wie eine Rakete, ist aber ein Messgerät. Hier im Technikum hängt er an einem Kran. Wenn er im Einsatz ist, hängt er aber an einem Helikopter in den Polarregionen. Der "Icebird" wird dann 10 Kilometer über das Eis geflogen, um aus der Luft die Dicke des Eises zu messen.

Solche Erfindungen soll es künftig noch viel mehr geben, sagt Marcel Nicolaus. "Wir wollen in Zukunft mehr selbst entwickeln", sagt er. "Um moderne Forschung zu machen, muss es eine ständige Weiterentwicklung geben und das führen wir jetzt hier an einem Ort zusammen." Zuvor waren Technik und Ausrüstung auf mehrere Standorte verteilt.

Wir wollen selbst Geräte weiterentwickeln, weil wir immer wieder sehen, dass wir so spezielle Anforderungen haben, dass wir eben nicht von der Stange kaufen können.

Marcel Nicolaus
Ein Gerät aus vielen Kabeln und Metallprofilen im Technikum des AWI
Dieser "Crawler" sammelt Daten am Meeresboden Bild: Radio Bremen/Carolin Henkenberens

Das Tiefsee-Team wiederum hat einen sogenannten Crawler entwickelt, erklärt Michael Busack, Ingenieur und technischer Leiter. Dieser Crawler wird am Meeresboden in bis zu 5.000 Metern Tiefe ausgesetzt. Dort fährt er dann mit einem Kettenantrieb umher und sammelt Daten, etwa über eine hochauflösende Kamera.

Für solche Eigenanfertigungen brauchen die Ingenieurinnen und Ingenieure des AWI auch entsprechende Möglichkeiten, um ihr Equipment zu testen. Im neuen Technikum lässt sich ein etwa 19 Meter hoher Turm aufbauen, mit dem in der Antarktis oder in Grönland Eisbohrungen durchgeführt werden. Außerdem gibt es ein fünf Meter tiefes Tauchbecken und die Möglichkeit auf dem Dach Wetterstationen und Satellitenanlagen zu testen.

Antje Boetius, die Direktorin des AWI, freut sich über das neue Technikum, in dem Wissenschaft und Technik künftig gemeinsam unter einem Dach arbeiten. "Dieses Haus ist den Erfinderinnen und Erfindern gewidmet", sagt Boetius. "Alle Sorten von Jobs kommen hier zusammen und arbeiten daran, wie man in den härtesten Regionen der Erde trotzdem hinschauen kann." Denn in den Polarregionen und in der Tiefsee muss die Technik enormer Kälte oder großem Wasserdruck standhalten.

Wir müssen die Meere und Polarregionen rund ums Jahr verstehen. Wir müssen auch ein Verständnis für den Winter entwickeln, wo es so bitterkalt ist, dass wir Menschen oft gar nicht vor Ort sein können.

Antje Boetius, Leiterin des Alfred-Wegener-Instituts in Bremerhaven

Boetius begrüßt auf der Einweihungsfeier auch Johan Willumsen. Er ist der Großneffe von Rasmus Willumsen, einem Expeditionskollege von Polarforscher Alfred Wegener. Beide sind 1930 bei einer Grönlandexpedition ums Leben gekommen. Das Gebäude des Technikums ist nach Rasmus Willumsen benannt.

Antje Boetius, Leiterin des AWI in Bremerhaven schüttelt einem Mann die Hand im Neubau des AWI-Technikum
Antje Boetius mit dem Großneffen von Rasmus Willumsen, der mit mit Alfred Wegener auf Polarexpedition ging. Bild: Radio Bremen/Carolin Henkenberens

18,5 Millionen Euro hat der Neubau des Alfred-Wegener-Instituts gekostet. Hauptsächlich kommt das Geld vom Bund. 40 Technikerinnen und Techniker sollen hier in Zukunft an Innovationen für die Polarforschung arbeiten.

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Autorinnen und Autoren

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin
  • Nils Fricke
    Nils Fricke Volontär

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau. 19. Oktober 2023, 16:00 Uhr