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Bewerber für Bremerhavener "Bastelhaus" machen Rückzieher

Möglichkeit zur Selbstverwirklichung: Das Bremerhavener Ausbauhaus

Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Von der Schrottimmobilie zum Vorzeigeobjekt: Das Interesse am ersten Bremerhavener Ausbauhaus war groß. Doch viele Bewerber haben dann doch keine Wohnung gekauft.

Es soll eines der Vorzeigeprojekte im Bremerhavener Goethe-Quartier werden: Die Schrottimmobilie in der Uhlandstraße 25 im Stadtteil Lehe soll auf besondere Weise saniert werden. "Klushuizen" heißt das Projekt. Am Anfang war das Interesse an den acht Wohnungen groß, dann haben viele Bauwillige ihre Bewerbung zurückgezogen.

Was steckt hinter dem Projekt?

Die Städtische Wohnungsgesellschaft (Stäwog) hat sich die Idee in den Niederlanden abgeguckt. "Klushuizen" heißt so viel wie Bastel- oder Ausbauhaus. In Rotterdam läuft das staatlich geförderte Projekt zur Reaktivierung von Problemimmobilien bereits seit 2003. So werden Viertel vor dem Verfall gerettet. Die Stadt kauft die vernachlässigten Häuser auf und kümmert sich um eine Grundsanierung. Die Wohnungen verkauft sie dann im Rohbauzustand zu günstigen Konditionen weiter an Menschen, die sich im Gegenzug verpflichten, die Wohnungen zu renovieren. Rund 1,5 Millionen Euro hat die Stäwog selbst in die Sanierung des Hauses in der Uhlandstraße 25, das "Louis" genannt wird, investiert. Hinzu kommen Fördermittel vom Land Bremen: Das Projekt wurde von 2018 bis 2020 jährlich mit 200.000 Euro gefördert.

Ein Gerüst ist an einem Dach angebracht.
Neben der Fassade hat die Stäwog unter anderem auch das Dach erneuern lassen. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

In welchem Zustand war das Haus?

Die Stäwog hat das Gründerzeitobjekt nach eigenen Angaben in einem üblen Zustand übernommen. Die leer stehenden Wohnungen waren teilweise voll mit Unrat, außerdem waren an vielen Stellen Vertäfelungen, Tapeten und Bodenbeläge herausgerissen worden. Im ersten Schritt wurde das Haus auf fünf Etagen entrümpelt und entkernt, dann wurde geprüft, welche Teile erhalten werden können, wie zum Beispiel Türen. Feuchtigkeitsschäden in Bädern und Küchen wurden beseitigt, Leitungen neu gelegt, das Dach und die Fassade erneuert. Die Wohnungen selbst sind jedoch im Rohbauzustand. Der Grundriss kann von den Käufern selbst bestimmt werden. Die Übergabepunkte für die Elektrik und die Wasser- und Sanitäranschlüsse sind aber vorhanden.

Warum haben so viele Interessenten einen Rückzieher gemacht?

Mehr als 30 Interessenten gab es für die acht Wohnungen. 15 haben sich konkret beworben. Aber nur drei Wohnungen ist die Stäwog bisher losgeworden. Hauptproblem seien die gestiegenen Zinsen, sagt Sieghard Lückehe, Geschäftsführer der Stäwog. "Das ist natürlich für die Bewerber sehr schwierig." Auch die Kosten für Baumaterialien sind in den vergangenen Monaten gestiegen.

Was kostet so eine Wohnung?

Die acht Wohnungen sind zwischen 60 und 66 Quadratmeter groß. Der Preis für eine Wohnung liegt bei rund 110.000 Euro. Hinzu kommen für den Ausbau geschätzt 50.000 Euro, abhängig von Material und Eigeninitiative. Die Wohnungen werden nicht an Investoren verkauft. Die Stäwog will die Wohnungen an Menschen verkaufen, die in Lehe wohnen und sich dort engagieren wollen. Die Wohnungsbaugesellschaft wünscht sich, dass die Eigentümer dort mindestens fünf Jahre leben. Jetzt im Frühjahr will die Stäwog nochmal verstärkt für die Wohnungen werben.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 23. Januar 2023, 19:30 Uhr