Fragen & Antworten

Orion fliegt mit Bremer Technik zum Mond

Wie die NASA mit Technik aus Bremen zum Mond fliegen will

Bild: Nasa | Radislav Sinyak

Der Orion-Start wurde von der NASA kurzfristig abgesagt, die Mission wird verschoben. Angetrieben werden soll das Raumschiff von Technik aus Bremen.

Um 8.33 Uhr Ortszeit, 14.33 Uhr unserer Zeit, sollte es eigentlich losgehen: Das Orion-Raumschiff der NASA sollte vom Kennedy Space Center in Florida zu einer Mond-Mission starten. Doch wegen mehrere Probleme – erst beim Tanken, dann mit einem Triebwerk – wurde der Countdown abgebrochen. Ein genauer Ausweichtermin steht noch nicht fest.

Wesentlicher Bestandteil des Orion-Raumschiffs ist ein von Airbus in Bremen gebautes Servicemodul (ESM). Es soll Orion in die Mondumlaufbahn befördern und auch wieder heraus. Das steckt hinter der sogenannten "Artemis-Mission":

Worum geht es bei der Artemis-Mission, die am Montag mit Artemis 1 startet?

Ralf Zimmermann, Head of Moon Programmes and Programme Manager for Orion ESM bei Airbus in Bremen, beschreibt Artemis als vorbereitenden Flug: "Es geht darum, das ganze Equipment zu testen – die Rakete, die Kapseln, die Antriebsmotoren, alles." Daher werde diese Mission des ersten Orion-Raumschiffs mit der neuen "Space-Launch-System"-Rakete der NASA ohne Besatzung erfolgen.

Der Flug, so Zimmermann, werde voraussichtlich 42 Tage und drei Stunden dauern. Etwa zehn Tage werde Orion brauchen, um den Mondorbit zu erreichen, also die Umlaufbahn des Mondes. Anschließend solle die Kapsel den Erdtrabanten umkreisen, ehe es zurück zur Erde geht. Airbus-Chefingenieur Matthias Gronowski glaubt: "Wir werden viel lernen auf dieser ersten Mission, was dann sicherlich in weitere Missionen einfließen wird."

Was genau hat Airbus mit der Mission zu tun, was der Bremer Airbus-Standort?

Airbus sei der Hauptauftragnehmer der Europäischen Weltraumorganisation (European Space Agency) Esa für die Entwicklung und für den Bau des Servicemoduls ESM, mit dem das Orion-Raumschiff der Nasa zum Mond fliegen wird, sagt Zimmermann. Insgesamt seien etwa zehn Unternehmen an der Fertigung des Moduls beteiligt gewesen. Am Bremer Airbus-Standort sei das Modul nicht nur im Wesentlichen entwickelt, sondern auch zusammengebaut worden.

Marc Steckling, Leiter von Space Exploration bei Airbus in Bremen sagt über das Modul: "Da es hier in Bremen final integriert wird, trägt es auch den Namen Bremen. Somit hat Bremen nicht nur den Schlüssel zur Welt, sondern tatsächlich auch den Schlüssel zum Mond."

Raumschiff in einer Lagerhallte, "Airbus" steht darauf geschrieben
Orion setzt sich aus zwei Modulen zusammen. Das untere davon stammt im Wesentlichen von Airbus in Bremen. Bild: Nasa | RadislavSinyak

Wozu dient das Servicemodul ESM, das Airbus für das Orion-Raumschiff im Auftrag der Esa baut?

Es handele sich bei dem Modul um ein "Schlüsselelement" des Orion-Raumschiffs, sagt Zimmermann. Es sei das Hauptantriebssystem des Raumschiffs. Bei späteren, bemannten Flügen, werde es die Besatzung mit wichtigen lebenserhaltenden Elementen wie Wasser und Sauerstoff versorgen.

Das ESM besteht laut Airbus aus mehr als 20.000 Teilen und Komponenten von der elektrischen Ausrüstung bis hin zu Triebwerken, Solaranlagen, Treibstofftanks und mehreren Kilometern an Kabeln und Schläuchen. Es ist vier Meter hoch, hat gut fünf Meter Durchmesser und wiegt beim Start mit seinen 8,6 Tonnen Treibstoff insgesamt mehr als 13 Tonnen. Das ESM ist unterhalb des Besatzungsmoduls installiert. Beide Module zusammen bilden das Orion-Raumschiff.

Zimmermann hebt zudem hervor: "Es ist ein absolutes Novum, dass die Nasa außerhalb von Amerika einen essentiellen Teil ihrer Mission beauftragt. Das hat es noch nie gegeben." Entsprechend stolz und glücklich sei man bei Airbus in Bremen darüber, den Auftrag für das Antriebsmodul des Orion-Raumschiffs bekommen zu haben.

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Wie lange haben Bau und Entwicklung des Moduls gedauert?

Das Modul, mit dem Orion am heutigen Montag starten wird, habe Airbus bereits vor zwei Jahren in Florida abgeliefert, sagt Zimmermann. In der Folge sei es im Space Center umfänglich getestet und in die Kapsel integriert worden. Mit der Entwicklung des Servicemoduls hätten Airbus und die übrigen beteiligten Unternehmen bereits vor acht Jahren begonnen.

Wieso heißt die Mission eigentlich "Artemis-Mission", wieso der heute beginnende Flug "Artemis 1"?

"Artemis" hieß bei den alten Griechen die Göttin der Jagd, des Waldes, der Geburt – und des Mondes. Nach ihr hat die Nasa das Artemis-Programm benannt. Es zielt darauf ab, erstmals nach dem Apollo-Programm wieder Menschen auf den Mond zu bringen. Der heute startende Flug heißt "Artemis 1", weil er den Auftakt zu dieser Mission bilden soll.

Modul eines Raumschiffs, im Vordergrund ein im Schutzanzug gekleideter Arbeiter
An dem Modul für die Orion-Mission hat Airbus jahrelang gearbeitet. Bild: Airbus

Was wird der nächste Schritt nach der diesjährigen Artemis-Mission sein?

"Ein bemannter Flug mit vier Astronauten", sagt Zimmermann, ebenfalls angetrieben von einem bei Airbus in Bremen gefertigten Servicemodul, das bereits fertig sei. Geplant sei dieser Flug derzeit für das Jahr 2024. Das Raumschiff werde für diesen Flug den gleichen Kurs einschlagen wie bei der heute startenden Artemis-Mission, so Zimmermann.

Ein Jahr darauf, im Jahr 2025, so zumindest der Plan, werde ein drittes ESM aus Bremen dafür sorgen, dass eine weitere Orion-Kapsel die erste Frau sicher zum Mond bringt. Nasa und Esa versprächen sich zudem von den Artemis-Missionen wertvolle Erkenntnisse für mögliche künftige Langzeitmissionen – zum Beispiel zum Mars.

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Bild: Radio Bremen
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Dieses Thema im Programm: buten un binnen 29. August 2022, 19:30 Uhr