Fehlendes Personal führte wohl zu Aktenchaos in Bremer Sozialzentrum

Gestapelte Akten

Fehlendes Personal führte wohl zu Aktenchaos in Bremer Sozialzentrum

Bild: Imago | Robert Poorten
  • Auslöser für Aktenchaos in Sozialzentrum in der Vahr ist Personalmangel.
  • Amt für Soziale Dienste gibt Details in einem Bericht bekannt.
  • Stellen wurden abgebaut, obwohl Beschäftigte bereits überlastet waren.

Nach dem Aktenchaos im Sozialzentrum in der Bremer Vahr sind jetzt weitere Details bekannt geworden. Nach einem Bericht des Amts für Soziale Dienste, der buten un binnen vorliegt, hat es dort jahrelang Personalengpässe gegeben. Mit dem Bericht hat sich die Sozialdeputation am Nachmittag befasst.

Das Amt für Soziale Dienste listet in seinem Bericht detailliert die Zustände im Sozialzentrum 5 auf. Dabei wird deutlich, dass die Wirtschaftliche Jugendhilfe im Sozialzentrum seit Jahren unterbesetzt gewesen ist. Aktuell ist demnach mehr als ein Drittel der Stellen nicht besetzt.

Amt baute Stellen ab – trotz überlasteter Mitarbeiter

Schon vor Jahren hatten Mitarbeiter Überlastungsanzeigen abgegeben, weil sie ihre Arbeit nicht mehr bewältigen konnten. Trotzdem wurden im Sozialzentrum noch Stellen abgebaut: Waren 2018 noch rund acht Vollzeitbeschäftigte in der Abteilung Wirtschaftliche Jugendhilfe tätig, sind es aktuell nur rund vier. "In dem Sozialzentrum hat es über eine sehr lange Zeit eigentlich immer kontinuierlich offene Stellen gegeben", sagte Staatsrat Jens Fries (Grüne).

Gleichzeitig seien Stellen aber auch immer wieder ausgeschrieben worden, fügte Fries hinzu. Diese hätten oft aber nicht besetzt werden können oder seien nach Kündigungen erst mit Verzögerungen wieder besetzt worden.

CDU wirft Behördenspitze Versagen vor

Die CDU wirft dem Sozialressort vor, die Belegschaft trotz der Hilferufe allein gelassen zu haben. "Wir werden Akteneinsicht beantragen, um uns die tatsächlichen Entscheidungsabläufe anzusehen und genau zu gucken, wann hier welche Führungsebene versagt hat", kündigte die jugendpolitische Sprecherin der CDU, Sandra Ahrens, an.

Um die angestauten Aktenberge zu beseitigen, sind nun mehrere Stellen ausgeschrieben. Außerdem sollen Beschäftigte aus anderen Sozialzentren übergangsweise in der Vahr aushelfen. Vor zwei Wochen war bekannt geworden, dass im Sozialzentrum in der Vahr mehrere Tausend unbearbeitete Akten und Schreiben gefunden wurden.

Viele Archivfälle unter dem Aktenfund

Eine erste Sichtung der Unterlagen hat laut dem Sozialressort nun ergeben, dass es sich offenbar größtenteils um Archivfälle handelt. Rund 1.700 von etwa 3.000 Akten stammten aus dem Bereich Unterhaltsvorschuss und seien längst eingestellt oder nicht bewilligt worden, ist das Ergebnis eines Zwischenberichts für die Sozialdeputation.

Hinweise auf wirtschaftliche Schäden durch das Aktenchaos gebe es bislang nicht, so das Sozialressort. Es werde aber geprüft, ob noch finanzielle Ansprüche bestehen. Bei der Prüfung werden Akten bevorzugt, bei denen eine Verjährung noch abzuwenden ist, teilte das Sozialressort mit. Ein weiterer Zwischenbericht soll im April vorgestellt werden.

Bremer Sozialzentrum: Mehr unbearbeitete Fälle als angenommen

Bild: Imago | photothek

Mehr zu dem Fall:

Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Vier News, 9. März 2023, 15 Uhr