Bremer Ärzte sehen flächendeckende ambulante Versorgung in Gefahr

Wartezimmer bei einem Arzt. Der Arzt steht in der Tür. Frauen sitzen auf Stühlen und lesen Zeitschriften.

Bremer Ärzte sehen flächendeckende ambulante Versorgung in Gefahr

Bild: dpa | Maurizio Gambarini

Steigende Kosten machen den Betrieb einer Praxis nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung immer schwieriger. Viele Arzthelfer wechseln zudem von Praxen in Krankenhäuser.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Bremen und Bremerhaven stehen unter einem enormen Kostendruck, klagt Christoph Fox, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB). Ein Grund sind die steigenden Praxis- sowie Personal- und Investitionskosten. Dazu kommt die Inflationsrate von rund sechs Prozent. Eine ausreichende Gegenfinanzierung ist wegen der gedeckelten Arzthonorare nicht mehr möglich, so Fox in einer Mitteilung.

"Die Praxen können die gestiegenen Kosten nicht über höhere Preise ausgleichen, sondern müssen sie aus der eigenen Tasche bezahlen. Einnahmen und Ausgaben klaffen immer weiter auseinander", erklären die Vorstände der KVHB anlässlich der startenden bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Motto "PraxenKollaps – Praxis weg! Gesundheit weg!".

Mehr Geld in Bremer Kliniken als in Praxen

Die Stimmung sei auf dem Tiefpunkt, so Fox weiter. "Für junge Medizinerinnen und Mediziner wird die ambulante Versorgung zunehmend unattraktiver. Medizinische Fachangestellte verlassen die Praxen in Richtung Krankenhäuser, weil sie dort besser verdienen", so die Mitteilung weiter. Ähnlich sieht es auch die Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Patienten bekämen die Folgen dieser Entwicklung bereits in Form längerer Wartezeiten zu spüren. Laut des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden Thorsten Schmidt (KVN) ist vor allem der ländliche Raum davon betroffen.

Der Ärztekammer Bremen zufolge sank zudem die Zahl der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte im Vergleich von 2021 zu 2022 um mehr als 200. Vermutlich altersbedingt, heißt es von der Ärztekammer. Die Zahl der ambulant arbeitenden Ärzte stieg allerdings ebenso wie die Gesamtzahl der Mediziner leicht an. Laut Fox sind in Bremen aktuell trotzdem 15 Hausarztsitze unbesetzt, in Bremerhaven neun.

Ärzte fordern mehr Geld

Im August stehen wieder Finanzierungsverhandlungen zwischen Kassenärztlicher Bundesvereinigung und Krankenkassen an. Aus Sicht der Bremer KV-Vorstände müsse Schluss sein mit den "ritualisierten Nullrunden-Forderungen der Krankenkassen". Durch die geringen Steigerungsraten in der Vergangenheit verschärfe sich außerdem das Ungleichgewicht zwischen den Gehaltssteigerungen eines Oberarztes am Krankenhaus und den Arztlöhnen in der Niederlassung.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 8. August 2023, 9:30 Uhr