10 Gegentore in 4 Spielen – bei Werder herrscht Abwehr-Alarm

Nach dem 3:4-Spektakel gegen Frankfurt steht die Defensivarbeit im Fokus. Kurz vor Ende der Transferfrist will der Aufsteiger auf dem Markt aber nicht mehr tätig werden.

Nach dem 3:4 gegen Eintracht Frankfurt waren sich bei Werder Bremen alle Spieler und Trainer einig: Der Bundesliga-Aufsteiger kassiert zu viele Gegentreffer. "Die defensive Leistung muss sich verbessern. Wir haben in jedem Spiel bis jetzt mindestens zwei Gegentore bekommen", beklagte Torschütze Niclas Füllkrug am Sonntag. "Wir kriegen zu viele Gegentore und machen zu viele Fehler", bilanzierte auch Kapitän Marco Friedl.

Derzeit drängt sich bei den Grün-Weißen der Eindruck auf: Die Kraft, die in der Offensive eindrucksvoll gezeigt wird (zehn Treffer in der Liga), fehlt umso mehr in der Defensive. "Es ist schwer, ein Spiel zu Hause zu gewinnen, in dem du vier Tore kriegst. Dementsprechend müssen wir das einfach abstellen", sagte Füllkrug.

Werner nach dem Spiel bedient

In den bisherigen vier Bundesliga-Spielen kassierte Werder zehn Tore. Dabei ist das Problem hinlänglich bekannt. Vor dem Spiel gegen die Hessen legte Trainer Ole Werner besonderen Wert auf die defensive Stabilität und forderte mehr Konzentration im Zweikampfverhalten.

Nach dem Spiel sah man daher einen durchaus schlechter gelaunten Coach: "In der ersten Halbzeit haben wir nichts von dem gespielt, was wir uns eigentlich vorgenommen haben und was uns sonst auszeichnet."

Frankfurt war für Werder zu schnell

Während die Bremer in den Partien gegen Wolfsburg (2:2), Stuttgart (2:2) und beim spektakulären Last-Minute-Sieg in Dortmund (3:2) hinten wenig zuließen und trotzdem Gegentore kassierten, war die Fehlerquote gegen einen Champions-League-Teilnehmer wie Frankfurt einfach zu hoch.

Die Frankfurter waren für die Hanseaten zu schnell. Und die Räume in dem bewährten Bremer 3-5-2-System waren für diesen beweglichen Gegner zu offen. Für Werner sei es seit seinem Start in Bremen das erste Mal gewesen, "dass wir mit diesem Tempo und dieser Spielgeschwindigkeit konfrontiert wurden".

Fritz nimmt Friedl in Schutz

Vor allem die Innenverteidiger Milos Veljkovic und Friedl erwischten keinen guten Tag und waren in manchen Situationen vom schnellen Umschaltspiel der Gäste überfordert. Auch Christian Groß im defensiven Mittelfeld wirkte zu behäbig für die temporeichen Frankfurter Offensivspieler. Zu den individuellen Fehlern einzelner Spieler wollte sich Werner nicht äußern.

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Profifußball-Leiter Clemens Fritz nahm aber vor allem Kapitän Friedl in Schutz. "Sicherlich war in der ersten Halbzeit der ein oder andere Fehler", sagte er am Montag in einer Medienrunde. In der zweiten Hälfte habe der Österreicher dann aber mit einem besseren Selbstverständnis gespielt.

Werder wird wohl nicht mehr auf dem Transfermarkt aktiv

Bis zum Ende der Transferfrist am Donnerstag um 18 Uhr werden sich die Werder-Verantwortlichen Fragen gefallen lassen müssen, ob sie in der Defensive gut genug für die Erste Liga aufgestellt sind. Trainer Werner und Fritz hatten die Frage zuletzt immer wieder mit "Ja" beantwortet. Mit Lee Buchanan, Felix Agu und Niklas Stark verfügen die Bremer in der Defensive schließlich über gute Alternativen.

Derzeit sieht es bei den Hanseaten daher nicht nach weiteren Einkäufen aus. "Wir wissen um die Fehlerkette, die wir gestern gemacht haben", sagte Fritz. "Aber wir werden nicht in Aktionismus verfallen", bekräftigte er und fügte hinzu: "Man kann aktuell davon ausgehen, dass wir nichts mehr machen werden auf dem Transfermarkt."

Das 7-Tore-Spektakel: Die Highlights von Werders wilder Aufholjagd

Bild: Imago | Jan Huebner

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 29. August 2022, 16 Uhr