Werder und die Energiekrise: Wie grün sind die Grün-Weißen?

Energiekrise kostet Werder Bremen bis zu 3 Millionen Euro mehr

Bild: Imago | Dennis Hetzschold

Von der Photovoltaik-Anlage am Weser-Stadion profitiert Werder gar nicht. Auch der Klub rechnet mit Energie-Mehrkosten bis zu drei Millionen Euro. Wo will man sparen?

Der Schein trügt etwas. Beim Anblick der Photovoltaik-Anlage, die rund um das Weser-Stadion angebracht ist, könnte man denken, Werder ist beim Thema Energiekrise fein raus.

Doch obwohl der Bundesliga-Klub schon seit 2011 mit rund 200.000 Solarzellen Strom produziert, nützt er den Grün-Weißen selbst nichts.

Es werden ungefähr 800.000 Kilowattstunden im Jahr produziert, davon kann man ungefähr 300 Haushalte bedienen. Wir speisen das zwar ein, aber nutzen das nicht selbst. Selbst wenn wir es benutzen würden, würden wir damit nicht hinkommen.

Werders Nachhaltigkeits-Direktorin Anne-Kathrin Laufmann im Sportblitz

"Rechnen mit Mehrkosten von ein bis drei Millionen Euro"

Werders Finanzchef Klaus Filbry vor seinem Büro bei einem Interview.
Werders Finanzchef Klaus Filbry muss 15 bis 20 Prozent Energiekosten einsparen. Bild: Radio Bremen

Werders Zukunft liegt auch in ihren Händen: Anne-Kathrin Laufmann ist Direktorin für Nachhaltigkeit und will den Verein bis 2040 Klimaneutral machen. Dafür muss sie die Themen Energiekrise und Energiewende stemmen. "Beim Thema Klimaschutz und Klimawandel haben wir ohnehin gesagt: Nachhaltig agieren ist eines unserer wichtigsten Ziele."

Kurzfristig muss der Verein erst einmal Energie sparen. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat alle Klubs aufgefordert 15 bis 20 Prozent weniger zu verbrauchen. Das versucht Werders Finanzchef Klaus Filbry umzusetzen: Die Vorlauftemperatur der Heizung wurde bereits herunter gesetzt, die Kühlschränke im VIP-Bereich laufen nur noch an Spieltagen und auch die Flutlichtmasten werden bei Heimspielen kürzer brennen als sonst.

Wir rechnen bei Werder mit Mehrkosten von ein bis drei Millionen. Das hängt auch von der Preisentwicklung ab, von daher sind wir sehr bemüht Einsparungsmaßnahmen zu definieren. Wir sind auf einem guten Weg, aber es ist eine sehr, sehr große Herausforderung für uns als Verein.

Werders Finanzchef Klaus Filbry im Sportblitz

Rasenheizung und Wärmelampen sind Stromfresser

Werders Nachhaltigkeits-Direktorin Anne-Kathrin Laufmann gestikuliert bei einem Interview.
Anne-Kathrin Laufmann möchte Werder Bremen bis 2040 klimaneutral machen. Bild: Radio Bremen

Dass diese Maßnahmen noch nicht ausreichen, weiß auch die Nachhaltigkeits-Direktorin. Zusätzlich werde genau auf Werders Co2-Fußbabdruck geschaut und wo Änderungen angebracht wären. Wie hoch genau die Energiekosten der Grün-Weißen sind, möchte der Verein nicht sagen.

Fakt ist aber, dass auch Werder wie andere Unternehmen mit einer Erhöhung des mehr als Zehnfachen rechnet. Die Energiefresser sind schnell ausgemacht: Die Rasenheizung auf den Trainingsplätzen und im Weser-Stadion werden mit Gas betrieben. Und auch die Wärmelampen für einen gepflegten Rasen im Stadion verbrauchen enorm viel Strom – das Problem will Werder angehen.

Das werden die Punkte sein, wo wir schauen müssen: Wie viel von der Beleuchtung können wir zurücknehmen? Wie können wir die Temperatur der Rasenheizung so zurückdrehen, ohne dass wir am Ende auf einem Acker spielen?

Werders Nachhaltigkeits-Direktorin Anne-Kathrin Laufmann im Sportblitz

Die WM in Katar kommt Werder entgegen

Auch die Werder-Profis werden sich anpassen müssen. Der Verein will bei Auswärtsspielen künftig öfter auf Bahn und Bus umsteigen. Und auf den Spieler-Parkplätzen sollen Ladesäulen für E-Autos entstehen. Doch in diesem Winter kommt Werder ausgerechnet die energetisch fragwürdige Weltmeisterschaft im Wüstenstaat Katar bei der Energiekrise entgegen.

"Wir werden sicherlich auch durch die WM in Katar Einsparungen machen, weil natürlich kein Spielbetrieb herrscht. Das wird uns helfen", fügt Filbry hinzu. Die Energiekrise bedroht nicht die Existenz des Vereins – aber sie kostet Werder auch viel Geld. Auch, wenn es von außen nicht so aussieht.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 11. Oktober 2022, 18:06 Uhr