Fanvertreterin berichtet: So liefen die Kontrollen der Werder-Fans ab

Bild: Imago | Nordphoto

Die Polizei-Kontrollen vor Werders Gastspiel in Wolfsburg sorgen weiterhin für Empörung. Die Vertreterin des Fanhilfe-Vereins schildert, was die Betroffenen erlebt haben.

Die "Grün-Weiße Hilfe" hat momentan alle Hände voll zu tun. Nach den Polizei-Kontrollen am Wolfsburger Hauptbahnhof, bei denen zahlreiche Anhänger der Bremer auf Pyrotechnik durchsucht wurden, sammelt die Anlaufstelle für juristische Belange von Werder-Fans die Berichte der Betroffenen. Rund 100 Schilderungen sind bereits eingegangen, sagt Fanhilfe-Vertreterin Jenny Häusler dem Sportblitz. Ihr vorläufiges Fazit: "Die Bürgerrechte von Fußballfans so einzuschränken, geht unseres Erachtens nicht", so Häusler.

Viele Berichte gleichen sich

Viele der Rückmeldungen, die bei der Fanhilfe eintreffen, ähneln sich. So schildern zahlreiche Betroffene, dass ihnen während der Kontrollen der Zugang zu den Bahnhofstoiletten verwehrt wurde. Ebenso hätten sich viele von ihnen nicht mit Getränken oder Essen versorgen dürfen. Der Ton, den die Beamten dabei an den Tag legten, sei "unfreundlich und spöttisch" gewesen, sagt Häusler.

Solche Kontrollen stehen in keinem Verhältnis. Vor allem, weil man am Stadion selbst ja auch noch kontrolliert wird.

Fanhilfe-Vertreterin Jenny Häusler
Fan-Hilfe-Vertreterin Jenny Häusler im Interview.
Fanhilfe-Vertreterin Jenny Häusler erreichen aktuell viele Berichte von Werder-Fans, die kontrolliert wurden. Bild: Radio Bremen

Ein Vater habe der Fanhilfe berichtet, dass er mit seinem zwölfjährigen Sohn hinter einen Polizeiwagen geführt wurde. Dort sei er dann auf möglicherweise mitgeführte Pyrotechnik kontrolliert worden. Eine andere Zeugin sagte hingegen aus, dass ein Rollstuhlfahrer zusammen mit einer Begleitperson durchsucht worden sei. Weiterhin seien grün-weiße Anhänger bei den Kontrollen auch im Intimbereich abgetastet worden.

Wer nicht nach Ultra aussah, durfte weiter

Kontrolliert worden seien laut Häusler anfangs noch "alle Fans", die am Wolfsburger Hauptbahnhof eintrafen. Kurz darauf habe die Polizei jedoch alle "normalen" grün-weißen Anhänger durchgewunken. Wer allerdings den Anschein erweckte, er gehöre den Ultra-Gruppierungen an, sei stärker kontrolliert worden. Auch dann, wenn der Betroffene gar kein Ultra war. Ebenso seien aber auch vollkommen Unbeteiligte durchsucht worden, die einfach nur zufällig vor Ort waren.

Die Fanhilfe will nun die gesammelten Berichte auswerten und die Gemeinsamkeiten aneinanderreihen. Anschließend will man sich mit Anwälten austauschen und schauen, inwiefern rechtliche Schritte eingeleitet werden können. Auch mit Werder-Verantwortlichen, die den Betroffenen ihre Solidarität ausgedrückt haben, steht die Fanhilfe inzwischen in Kontakt. Klar ist aber schon: "Da muss was getan werden", so Häusler. Das Fazit der Wolfsburger Polizei fällt – wenig überraschend – ein wenig anders aus.

Die Kontrollmaßnahmen verliefen insgesamt vollkommen entspannt und störungsfrei.

Auszug aus einer Pressemitteilung der Wolfsburger Polizei

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Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 8. August 2022, 18:06 Uhr