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Werders neuer Trikotsponsor: Was ist Matthäi für ein Unternehmen?

Von Wiesenhof zu Matthäi: Werder wechselt Hauptsponsor

Bild: dpa | nordphoto GmbH / Kokenge

Zur kommenden Saison läuft Werder mit neuem Hauptsponsor auf. Wir erklären, was Matthäi macht, wie groß das Unternehmen ist – und wie es mit seiner NS-Vergangenheit umgeht.

Dass Werder ab der kommenden Saison mit einem neuen Hauptsponsor aufläuft, hat bei zahlreichen grün-weißen Anhängern für Erleichterung gesorgt. Denn dass der Verein auf seinen Trikots seit inzwischen elf Jahren für den – gelinde gesagt – umstrittenen Geflügelfleisch-Hersteller Wiesenhof wirbt, stößt vielen Werder-Fans immer noch sauer auf. Trotz der Störgeräusche blickt Werder-Finanzchef Klaus Filbry aber positiv auf die langjährige Kooperation. "Wir haben immer gern mit Wiesenhof zusammengearbeitet", sagte Filbry zu buten un binnen.

Statt der Wiesenhof-Marke "Green Legend" wird künftig also ein regionales Bauunternehmen die Brust der Bremer zieren. "Wir haben uns frühzeitig mit Matthäi geeinigt und sind froh, dass wir den Wechsel hinbekommen haben", sagte Filbry.

Was ist Matthäi für ein Unternehmen?

Matthäi ist ein mittelständischer Baudienstleister, der seinen Hauptsitz im niedersächsischen Verden hat. Gegründet wurde das Unternehmen von den Matthäi-Brüdern Rudolf und Hermann im Jahr 1933. Spezialisiert ist Matthäi auf Erd- und Tiefbau sowie Straßenbau, Gleisbau und Hochbau. Auch der Abbau und die Produktion eigener Baustoffe zählen zu den Tätigkeitsfeldern.

Seit mittlerweile vier Jahren fungiert das Unternehmen als finanzieller Werder-Partner. Schon beim Abschiedsspiel von Claudio Pizarro im vergangenen Jahr liefen "Claudios Amigos" im Matthäi-Dress auf. Vom künftigen Engagement als Hauptsponsor erhofft sich der Verein eine gute Aufstellung für den Arbeitsmarkt. "Da können wir als Werder Bremen sicherlich gut helfen", sagte Filbry.

Wie groß ist das Unternehmen?

Matthäi ist Arbeitgeber für rund 3.000 Menschen. 129 davon sind Auszubildende, 26 Studierende. Die Arbeitnehmer verteilen sich europaweit auf mehr als 70 Standorte mit jeweils zwischen zehn und 200 Mitarbeitern. In Deutschland ist Matthäi in zwölf Bundesländern vertreten. Nur in Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und im Saarland verfügt das Unternehmen über keinen Standort. Im Ausland gibt es hingegen Niederlassungen in Polen, Finnland und Estland.

Nach eigenen Angaben gehört Matthäi zu den Top-20 der größten deutschen Bauunternhemen. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz demnach auf 815 Millionen Euro. Dass Matthäi in den kommenden drei Spielzeiten auf der Werder-Brust prangt, lässt sich das Unternehmen angeblich rund sieben Millionen Euro pro Jahr kosten. Eine Zahl, die der Verein nicht kommentieren möchte. Allerdings betonte Filbry: "In der Branche ist es ein sehr, sehr guter Vertrag."

Was hat es mit der NS-Vergangenheit auf sich?

Für Wirbel in den sozialen Netzwerken sorgte die Tatsache, dass der erste Auftraggeber des Unternehmens das damalige NS-Regime war. Im Auftrag der Nazi-Herrscher sollte Matthäi den sogenannten Sachsenhain errichten. Eine aus 4.500 Findlingen bestehende Gedenkstätte, die im Sinne der NS-Ideologie an die vermeintliche Hinrichtung eines Sachsen-Heeres durch Karl den Großen erinnern sollte.

Inzwischen hat sich Matthäi auf seiner Homepage zur Rolle während der NS-Zeit geäußert. Das Unternehmen trage Verantwortung dafür, die damaligen Machthaber unterstützt und davon wirtschaftlich profitiert zu haben. Diese Verantwortung werde man nicht vergessen, heißt es an der entsprechenden Stelle: "Sie ist eine bleibende Verpflichtung, der wir durch unser Handeln seither gerecht zu werden versuchen." Ein Statement, das in den sozialen Netzwerken überwiegend auf Wohlwollen stieß.

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Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 10 Februar 2023, 18:06 Uhr