Packender 3:2-Sieg – Werder behält im Tischtennis-Krimi die Nerven

Werders Tischtennis-Profi Kirill Gerassimenko reckt im Jubelschrei die Fäuste hoch und legt den Kopf dabei in den Nacken.

Packender 3:2-Sieg – Werder behält im Tischtennis-Krimi die Nerven

Bild: Imago | Patrick Wichmann

Vier Stunden lang lieferten sich die Bremer mit Grenzau einen nervenaufreibenden Schlagabtausch. Falck vergab drei Matchbälle, aber das Werder-Doppel kämpfte sich durch.

Dieser Tischtennis-Abend in der kleinen Zugbrückenhalle im rheinland-pfälzischen Grenzau war die reinste Achterbahnfahrt – inklusive dreifachem Looping und Todesspirale. Ganz sicher nichts für schwache Nerven oder empfindliche Mägen. Dabei hat der Freimarkt noch gar nicht begonnen. Doch die Zuschauer kamen bei diesem packenden Krimi voll auf ihre Kosten.

Vier Stunden lang dauerte es am Montagabend, bis sich Spieler und Betreuer von Werder Bremen endlich in den Armen liegen und ihre Erleichterung nach dem 3:2-Sieg herausschreien konnten. Fast bis 23 Uhr hatte sich dieser nervenaufreibende Schlagabtausch hingezogen und schließlich brachte das Doppel die Entscheidung – dabei war gerade das in der vergangenen Saison noch Werders große Schwäche.

Gerassimenko/Aguirre wehren 4 Satzbälle ab

Werders Tischtennis-Profi Marcelo Aguirre mit vollem Einsatz bei einem Rückhandschlag.
Marcelo Aguirre holte für Werder einen Punkt im Einzel und einen im Abschluss-Doppel. Bild: Imago | Patrick Wichmann

Kirill Gerassimenko und Marcelo Aguirre gewannen den ersten Satz, verloren den zweiten – die Halle tobte. Im dritten Durchgang lagen die Bremer bereits mit 3:9 hinten, aber dann begann die wilde Aufholjagd. Vier Satzbälle wehrten sie gegen Samuel Walker und Maciej Kubik ab, die beiden Grenzauer wussten gar nicht, wie ihnen geschah.

Plötzlich hatten die Bremer einen Satzball, führten erstmals – Gerassimenko verzog die Vorhand ins Netz. Auf der Werder-Bank hielten es die Teamkollegen und Trainer Cristian Tamas kaum noch auf ihren Sitzen. Der zweite Satzball aber saß, Werder hatte das Match gedreht.

Durch waren sie jedoch noch lange nicht. Der vierte Durchgang blieb lange eng, alles war offen. Gerassimenko und Aguirre zogen sich aneinander immer wieder hoch, kämpften verbissen um jeden Ball. Mit dem ersten Matchball war das Drama dann beendet, Aguirre hämmerte seine Vorhand gnadenlos und unerreichbar auf die Platte, es war geschafft. Für diesen hart erkämpften Sieg gab es sogar tosenden Applaus für die Bremer vom Grenzauer Publikum.

Das war ein verrückter Abend. Und was für ein Doppel zum Abschluss. Für uns als Mannschaft war dieser 3:2-Sieg wahrscheinlich wertvoller als ein glatter Sieg. Alle Jungs haben sich heute voll reingehauen und alles gegeben. Das hat Respekt verdient und ich kann ihnen nur gratulieren.

Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen

Sieg und Niederlage für Falck

Den Respekt ihres Trainers hatten sich die Bremer vor allem für ihre Einstellung verdient, denn sie gingen bis ans Limit trotz ihrer Müdigkeit. Falck und Gerassimenko hatten noch am Samstag beim Turnier in Stockholm gespielt, Falck stand sogar in allen drei Finals.

"Ich bin einfach nur froh, dass wir diesen langen Spieltag heute noch im Doppel gewonnen haben, vor allem unter diesen Umständen", sagte Falck bei buten un binnen, "ich habe heute okay gespielt, aber das zweite Match hätte ich einfach gewinnen müssen."

3 Matchbälle reichen Falck nicht

Werders Tischtennis-Profi Mattias Falck schaut bei einer Auszeit im Gespräch mit Trainer Cristian Tamas enttäuscht nach oben.
Werders Topstar Mattias Falck holte einen Sieg, kassierte aber auch eine bittere Niederlage gegen Grenzau. Bild: Gumzmedia | Andreas Gumz

Sein Frust war verständlich. Nach der glatten Auftaktniederlage von Gerassimenko hatte sich der schwedische Topstar in seinem ersten Einzel gegen Walker in vier Sätzen durchgebissen. Aguirre lieferte in seinem Match gegen Kubik bereits Spannung in fünf Sätzen – das Drama toppte Falck dann jedoch in seinem zweiten Einzel gegen Yi-Hsin Feng.

Schon der Start misslang. Falck führte im ersten Satz mit 8:4 – dann holte Feng sieben Punkte in Folge zum 11:8. Werders Nummer eins schüttelte den Ärger ab, gewann die Durchgänge zwei und drei, alles schien jetzt für Falck zu laufen. Doch dann haderte er mit den zu weichen Bällen und seiner Müdigkeit. Und den Fehlern, die sich nun häuften. Der vierte Satz war weg, im fünften schien sich der Team-Europameister mit der 7:4-Führung wieder gefangen zu haben. Drei Matchbälle, Falck hatte Werders Sieg schon auf dem Schläger. Feng wehrte sie allesamt ab – und verwandelte seinen ersten direkt zum 13:11. Selbst ganz verdutzt über die Wende wurde er von der Halle gefeiert.

Am Samstag gegen Bad Königshofen

Gereicht hatte es für Grenzau am Ende nicht. Und so schmerzte Falck diese bittere Niederlage dann doch nur kurz. Allein der Teamerfolg zählte. "Das ist ganz egal, wichtig war vor allem der Sieg im Doppel", betonte Falck, "darauf können wir am Samstag aufbauen."

Dann geht es für die Bremer um 19 Uhr bereits weiter, mit Rückenwind ins Heimspiel gegen Bad Königshofen. Nach zwei Niederlagen in Folge hat sich Werder mit einem furiosen Teamerfolg in der Bundesliga zurückgemeldet – und belohnt sich mit dem Sprung auf Platz drei der Tabelle. So weit hatten sie die müden Beine noch getragen.

TTC Zugbrücke Grenzau – SV Werder Bremen 2:3

Yi-Hsin Feng – Kirill Gerassimenko 3:0 (11:6, 12:10, 11:9)
Samuel Walker – Mattias Falck 1:3 (9:11, 7:11, 11:8, 9:11)
Maciej Kubik – Marcelo Aguirre 2:3 (9:11, 11:9, 5:11, 11:6, 9:11)
Yi-Hsin Feng – Mattias Falck 3:2 (11:8, 5:11, 6:11, 11:5, 13:11)
Walker/Kubik – Gerassimenko/Aguirre 1:3 (3:11, 11:6, 12:14, 8:11)

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Autorin

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 10. Oktober 2023, 18:06 Uhr